Der Hauch von Utopie ist verschwunden
Helmut Dworschak zur Jungkunst in Winterthur.
Kunst müsse nicht elitär und nicht teuer sein. Mit diesem Versprechen trat die Jungkunst vor zwölf Jahren an. Das Ausstellungsformat mit dem programmatischen Namen präsentierte sich am Anfang als ein disparater Mix, der bei Ausführenden wie beim Publikum auf ein studentisches Umfeld setzte, ähnlich wie die Kurzfilmtage. Da kam es schon vor, dass man sich fragte, ob der farbig bedruckte Vorhang oder die gesägte Holzfigur denn Kunst sei und nicht vielmehr gut gemeintes Kunsthandwerk. Und es gleichzeitig als Befreiung erlebte, dass diese Frage hier keine Rolle spielte.
Auch die aktuelle, zwölfte Ausgabe – 2016 fiel der Anlass aus – ist noch ein Mix aus Ernst und Unterhaltung. Ein «langes Wochenende mit Kunst und Musik» verspricht das Plakat. Der Hauch von Utopie, der in der Vermutung lag, wahre Kunst sei wesentlich breiter gestreut und der Kunstgeschmack demokratischer, als es die etablierten Institutionen wahrhaben wollten, und das alles erst noch zu günstigen Preisen, dieser ein wenig an 1968 erinnernde Charakter ist verschwunden. Stattdessen erhält nun ein handverlesenes, zahlungskräftiges Publikum drei Tage vor dem offiziellen Ausstellungsbeginn Zutritt und kann sich die besten Werke vorab sichern.