Die Landluft-KolumneMüllwagen regen Gesetz und Fantasie an
Haben Sie schon einmal einen Abfalllastwagen mit 120 Stundenkilometern auf der Autobahn gesehen? Dann lesen Sie diese Kolumne.

Ein Gemeinderat aus Embrach liess beim Abfallauto der Gemeinde einen Sicherheitssensor ausschalten. Dadurch konnte der Lastwagen rückwärtsfahren, auch wenn Müllarbeitende auf den Trittbrettern standen. Der Gemeinderat argumentierte seinerseits mit der Sicherheit, so habe das Auto vier menschliche Augen hinten. Das Gericht sah es anders.
Der Sensor plombierte aber nicht nur das Rückwärtsfahren, sondern auch das Beschleunigen auf mehr als 30 Stundenkilometer. Die kleinen Meitli und Bueben, die jeweils sehnsüchtig am Strassenrand auf ihre Abfallhelden warten, könnten sich so auf viel dramatischere Auftritte freuen. Im Karacho kommt der orange Lastwagen um die Ecke geschletzt, die Müllmänner und -frauen hängen von der Fliehkraft in die Waagerechte gedrückt am Wagen, die Leuchtbekleidung flattert wie ein Cape hinter ihnen her. Die Kinderaugen glänzen, und die Abfallsäcke fliegen. Es ist der Stoff für Superheldencomics.
Der Müllwagen könnte sogar samt externer menschlicher Fracht über die Autobahn düsen. Der Abfallsünder, der sein leeres Zigipäckli aus dem Autofenster befördert, erlebt so sein blaues Wunder. Langsam schiebt sich auf der linken Spur ein oranges Ungetüm in sein Blickfeld. Schon meint er, der neonfarbene Lastwagen wolle ihn nur überholen, da sieht er die beiden fliegenden Abfallpersonen an die Rückseite geheftet.
Sie schütteln den Kopf in seine Richtung, eine der beiden holt mit der Abfallzange aus und zwackt dem Litterer die Radioantenne vom Autodach. Das nächste Zigipäckli wirft er brav in die Tonne. Es ist der Stoff für eine neue Fernsehserie: die Autobahnabfallpolizei.
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