50 Jahre Silvrettaseilbahn – Ausstellung in Weiss
Wie blickt man auf ein halbes Jahrhundert Seilbahn zurück? Ischgl tut dies mit einer besonderen Ausstellung dort, wo alles begann, einem Parcours, der mit Ski und Snowboards befahrbar ist: Zum 50. Geburtstag der Silvrettaseilbahn AG erschufen letzte Woche zehn Künstlerpaare aus Österreich, der Schweiz, Italien, Belgien, England und Kanada eine Open-Air-Galerie mit Schneeskulpturen. Nachdem der traditionelle Schneeskulpturen-Wettbewerb «Formen in Weiss» unter unterschiedlichsten Mottos von Alltagsgegenständen (1994) bis Volkswagen (2013) stand, wurden dieses Jahr eindrückliche Figuren und Statuen geschaffen, die bis zum Frühling als Wegmarken in der turbulenten Geschichte der Ischgler Skisportwelt betrachtet werden können.
Pioniere und Lawinenhunde
Von 6. bis 10. Januar verwirklichten Bildhauer und Künstler ihre Visionen über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Silvretta-Arena im Schnee. Ihrer Kreativität konnten sie dabei freien Lauf lassen. Die Ergebnisse sind unter anderen: die Gründungsväter von Ischgl, Lawinenhunde, die Entwicklung von Frau Holle zur Schneekanone sowie die Evolution des Skifahrers. Am 10. Januar prämierte die Jury «Die Pioniere» vom Team Ivo Piazza und Reiner Kasslatter aus dem Südtirol als beste Skulptur. Bis Anfang Mai können Wintersportler die Skulpturen aus nächster Nähe bewundern. Eine Karte mit Erklärungen und Standorten der zehn Formen in Weiss ist kostenlos vor Ort erhältlich unter www.ischgl.com. Dort findet man ausserdem die Bilder aller Skulpturen und jene der vorangegangenen Wettbewerbe. Die Geschichte der 1963 eröffneten Silvrettaseilbahn und die darauf folgende Entwicklung des ganzen Skigebietes ist eindrücklich und bildhaft in einer 70-seitigen, von der Silvrettaseilbahn AG herausgegebenen Broschüre beschrieben: 1961 gründeten 73 Gesellschafter im Hotel Post die AG. Seitdem hat sich das Bergbauerndorf zu einem der bekanntesten Wintersportorte oder, im selbst erklärten Jargon, zur «Lifestyle-Metropole der Alpen» entwickelt.
Wirt und Bürgermeister
Mit unermüdlichem Pioniergeist gelang es einem Quartett aus dem «Post»-Wirt, dem Bürgermeister und zwei weiteren Einwohnern ab 1961, die Dorfgemeinschaft davon zu überzeugen, ihre Ersparnisse in den Bau einer Seilbahn zu investieren. Doch bis zur Eröffnung war es noch ein weiter Weg mit einem fatalen Rückschlag: Als die Rohbauten erstellt waren, stellte sich heraus, dass das 63 Tonnen schwere Tragseil nicht von Landeck durch das enge Paznaunertal nach Ischgl hinauftransportiert werden konnte.
Es gelang erst im August 1962, das Gerät unter schwierigsten Bedingungen von der anderen Seite her über die Bieler Höhe ins Dorf hinunterzukarren. Dazu mussten Brücken unterstützt und Strassenteilstücke erweitert werden. Beim ersten Probebetrieb am 16. März 1963 riss das Tragseil. Weil die Gondel dabei abstürzte und der Gondelführer schwer verletzt wurde, hätte der Traum von einem erschlossenen Skigebiet auf der Idalp beinahe geendet, bevor er richtig in die Tat umgesetzt werden konnte. Die Seilbahngesellschaft kam durch das Unglück in grosse Bedrängnis und musste wirtschaftliche wie technische Lösungen überdenken.
Dank enormer Anstrengungen der Pioniere konnte am 15. Dezember 1963 der erste Fahrgast, ein Hans Simm aus Ulm (D), pünktlich um 10 Uhr seine Fahrt auf die Idalp antreten. Simms Skitag wurde in der Broschüre verewigt und vermittelt einen guten Einblick, wie ein Skitag damals erlebt wurde: «Der freundliche Schalterbeamte in schmucker grauer Uniform fragte mich zu meiner Überraschung nach Name und Geburtsort. Ein zweiter mit Schirmmütze zwickte gewissenhaft die Seilbahnkarte. Pünktlich war die Abfahrt mit drei Skifahren und zwei Zöllnern auf die Idalp. Wir fanden unterhalb des Grenzhauses einen fast 200 Meter langen Grashang mit durchgehend fester Schneelage, Firnschnee im Dezember. Einige Tore wurden ausgesteckt und der Zirkus begann, runter, rauf, runter, rauf … So erlebten wir bei herrlicher Sonne als einzige Skifahrer auf der Idalp einen unvergesslichen Tag.»
Neue Seilbahn ab 2014/15
1963 zählte die Silvretta AG 16 Bedienstete. Heute sind es durchschnittlich 520 Mitarbeiter. Ab 1970 überstieg die Anzahl der pro Jahr auf allen vier Seilbahn- und Liftanlagen beförderten Passagiere erstmals eine Million. Heute sind es nahezu 17 Millionen, welche jährlich auf 44 Anlagen befördert werden und über zusammengerechnet 238 Kilometer lange Pisten aller Kategorien brettern können. Die tendenziell steigende Anzahl wurde immer wieder unterbrochen durch Um- und Neubauten sowie einmal abrupt im Lawinenwinter 1999. Anfänglich wuchs das Skigebiet kontinuierlich und nach Plänen, welche bereits die Pioniere angedacht hatten, nach Westen und nach Süden Richtung Schweizer Grenze. Ab 1978 war grenzüberschreitendes Skifahren Richtung Samnaun möglich. Weil sich die Silvrettaseilbahn AG 1977 mit 51 Prozent an der Luftseilbahn Samnaun AG (CH) beteiligte, konnten die beiden Unternehmen das Skigebiet gemeinsam weiterentwickeln.
Markante Entwicklungsschritte sollen auch dieses Jahr realisiert werden: Die neue Pendelbahn «Piz Val Gronda E5» erschliesst seit Kurzem im Fimbatal neues Terrain mit Zugang zu bisher unbekannten Tiefschneehängen. Bis im nächsten Winter soll die neu gebaute Pardatschgratbahn fertiggestellt sein. Die Dreiseilumlaufbahn wird die anderen Bahnen ab Ischgl entlasten und mit 28er-Gondeln über 1251 Höhenmeter den weltweit grössten Höhenunterschied einer 3-S-Seilbahn überwinden. (mö)
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