Auf dem Wasserweg ins Biberrevier
Der WWF organisierte eine Kanutour ins Reich der Biber. Der kurzweilige Tagesausflug mit Erwachsenen und Familien führte von Warth bei Frauenfeld nach Andelfingen.
Man wähnte sich stellenweise in Kanada auf dem Yukon River: Ein breiter, klarer Fluss schlängelte sich durch überwachsene Borte und satte Wälder. Eine kühle Brise wehte. Man hörte keine Geräusche ausser dem Plätschern der Ruder, welche die Kanus vorwärtstrieben. Tatsächlich war man aber in der Schweiz: Die Kanutour des WWF führte von Warth bei Frauenfeld nach Andelfingen und damit direkt ins Reich der Biber. Es war eine vielfältige Gruppe, die sich am Samstagmorgen in Warth zu dieser Tagesexkursion einfand: Erwachsene Pärchen, ein Biber- und Vogelbeobachter und Familien mit Kindern gehörten zu den rund zwanzig Teilnehmern. Schnell waren die Boote verteilt und die Schwimmwesten montiert. Nach einer kurzen Einführung von Exkursionsleiter und Outdoorguide Thomas Ghelfi ging es auch schon ins Wasser. Zum Teil noch etwas ungeschickt an den Rudern, aber mit grossem Enthusiasmus ging es bald flussabwärts. Verblüffende Bibergeräusche «Wir wollen den Leuten ein Erlebnis bieten», sagte Sieke Paysen. Die WWF-Schulbesucherin und Biberwatcherin begleitete die Exkursion. «Eine Kanutour ist etwas, was viele Personen nicht einfach so alleine organisieren können oder wollen», sagt sie weiter. «Wir ermöglichen diesen anderen Zugang zu der Natur unter sicherer Führung.» Im Wasser war die gute Stimmung spürbar, es galt aber auch die eine oder andere Herausforderung zu meistern. Eine Familie steckte mit ihrem Kanu plötzlich auf einem Stein fest. Nur mit viel Muskelkraft konnte sie sich wieder aus der unbequemen Lage befreien. Und ein besonders vorwitziges Kanu kenterte gar, als es sich an einem Manöver versuchte. Die Ersatzwäsche war zum Glück in einem wasserdichten Packsack sicher verstaut worden. Auf einer Kiesbank wurde bei einem grossen Feuer gerastet. Mit vollem Magen ruhte man sich aus und hörte Paysens Geschichten über den Biber zu. «Der Biber ist ein dämmerungsaktives Tier», erzählte sie. «Tagsüber sehen wir hier aber ganz viele Biberspuren.» Sie zeigte einen Ast, bei dem die Rinde gut sichtbar mit grossen Zähnen abgenagt wurde. Und auch bei einem umgekippten Baum gleich bei der Feuerstelle erkannte man die Nagespuren deutlich. Auf viel Verblüffung stiessen die Bibergeräusche, die Paysen abspielte. Der Biber tönt nämlich eher wie eine Kuh oder ein Hirsch als wie ein Nagetier. Dichtes Fell erstaunte Viel Spass hatten alle an den verschiedenen Fellen, die Paysen mitgebracht hatte. Welches Fell gehört zu welchem Tier? Reh oder Ziege? Hase oder Fischotter? «Der Biber hat auf einem Quadratzentimeter Haut 23 000 Haare», erzählte Paysen. Die Zahl erstaunt alle: Ein Mensch hat auf der gleichen Fläche nämlich nur etwa 100 Haare. Die Weiterfahrt verlief zunächst auf ruhigem Wasser. Inzwischen waren alle Kanuteams gut eingespielt und meisterten Kurven und einzelne grosse Steine im Wasser souverän. Kurz vor Gütighausen allerdings war Schluss: Die Unwetter der letzten Wochen hatten ganze Bäume ausgewurzelt, die nun quer im Fluss lagen. Zu Fuss trug die Gruppe die Kanus dem Ufer entlang und an den Hindernissen vorbei, bevor es auf dem Wasserweg weiterging. Bei Andelfingen wurden die Kanus endgültig aus dem Wasser gezogen – mit müden Muskeln zwar, aber mit zufriedenen und glücklichen Gesichtern.
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