Auf die Schwierigkeiten des Atomausstiegs fixiert
von Thomas Schraner Als die Regierung Ende 2010 die letzte Version des Energieberichts vorstellte, stand sie mit ihrer atomfreundlichen Haltung im Abseits. Das merkte sie erst ein halbes Jahr später, nachdem sich im März 2011 die Reaktorkatastrophe in Fukushima ereignet und der Bundesrat den Atomausstieg beschlossen hatte. Richtigerweise zog sie 2011 den Bericht zurück. Auffallend war bei der gestrigen Präsentation der Neuauflage, wie wenig sich die Grundhaltung der Regierung seither geändert hat. Zwar hat sie unterdessen eingesehen, dass der Ersatz von Beznau I und II chancenlos ist, mit Überzeugung vertritt sie den Ausstieg aber noch lange nicht, im Gegenteil – soweit Kägi die Gesamtregierung repräsentiert. Gleich nach Fukushima ging er auf Distanz und warnte vor Illusionen. Gestern tat er es erneut und machte deutlich, dass ihm der Ausstieg nach wie vor nicht geheuer ist. Er schickt sich nur drein, weil er muss.
Zwar ist diese Skepsis Kägis gutes Recht. Man darf merken, dass er SVP-Politiker ist. Allerdings ist er derart einseitig auf die Schwierigkeiten des Ausstiegs fixiert, dass ihm der Blick auf die Chancen verstellt zu sein scheint. Sicher braucht es immer Warner und Kritiker, aber für ein derart ambitioniertes Projekt ist vor allem auch eine gehörige Portion Engagement nötig. Umso mehr, als sich die Bevölkerung auf Unangenehmes wie höhere Energiepreise gefasst machen muss, wie Kägi zu wissen glaubt. Verändert sich die Welt bis 2050 so stark, wie sie es in den letzten 30 Jahren getan hat, ist etwas Zuversicht berechtigt. Kägis Haltung und damit jene der Regierung wirkt zaghaft und kleinkrämerisch. Als Promotor der Energiewende eignet sich der Zürcher Baudirektor jedenfalls definitiv nicht.
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