Das Gehörlosendorf bekommt einen Dorfladen
Das Gehörlosendorf in Turbenthal wird 20 Jahre alt. Die Infrastruktur soll laut Reto Casanova und Marcel Jenni, Mitglieder der Stiftungsleitung, noch ausgebaut werden.
Das Gehörlosendorf feiert am Samstag den 20. Geburtstag. Was steckt hinter der Institution? Marcel Jenni: Es ist die Idee, dass vorwiegend Gehörlose und Hörbehinderte, aber auch Menschen mit anderen Behinderungen befähigt werden, möglichst eigenständig zu leben. Dafür war viel Pionierarbeit nötig. Reto Casanova: Wir verzichten bewusst auf Wohngruppensysteme. Das Gehörlosendorf lebt die Gemeinschaft und respektiert gleichzeitig die Autonomie jedes Einzelnen. Die Bewohner werden nicht bevormundet, sondern individuell unterstützt. Ein wichtiges Element ist auch, dass die Hörbehinderten mitbestimmen können. Casanova: Richtig. Die Bewohner können sich im Dorfrat und in der Dorfversammlung engagieren. Sie sind unsere direkten Ansprechpartner. Dadurch erhalten wir auch mehr Aufschluss über ihre Bedürfnisse. Initiant des Dorfmodells mit Café, Bank und Reisebüro war Walter Gamper, der vor gut einem Jahr in Pension ging. Hat sich nach seinem Abschied kein grosses Loch aufgetan? Jenni: Nein, denn seine Haltung und seine Ideen leben im Gehörlosendorf weiter. Die Institution hängt letztlich nicht bloss an einem Namen oder einer Persönlichkeit, sondern steht und fällt vor allem mit den Bewohnern. Mittlerweile ist das Konzept «erwachsen» geworden. Mussten Korrekturen vorgenommen werden? Jenni: Ursprünglich war die Idee, dass alle Helfer auf der gegenüberliegenden Strassenseite untergebracht werden. Mittlerweile ist die Unterstützung doch wieder etwas näher gerückt. Die Bewohner leben eng miteinander. Geht es da immer ruhig zu und her? Jenni: Nein, auch unter Gehörlosen gibt es immer wieder mal Streit. Er kann sogar lauter sein, weil sich die Gehörlosen ja dabei nicht selber hören können. Ist das Gehörlosendorf fertig gebaut oder sind weitere Projekte in Arbeit? Jenni: Die Nachfrage nach Jobs in der Werkstatt, der Gärtnerei und dem Restaurant ist gross. Daher möchten wir die Arbeitsplätze in den nächsten Jahren noch erweitern. Casanova: Es schwebt uns ausserdem ein Dorfladen vor, in dem die hergestellten Produkte verkauft werden können. In Alters- und Pflegeheimen sind Bewohner mit Demenz eine grosse Herausforderung. Ist dies auch im Gehörlosendorf ein Thema? Jenni: Ja, das steht ebenfalls auf der Traktandenliste. Im Moment sind wir dafür noch nicht gerüstet. Im Jahresbericht 2012 prangern Sie die fehlende Zusammenarbeit zwischen den kantonalen Gesundheits- und Sozialdirektionen an. Weshalb? Casanova: Es ist stossend, dass noch immer getrennte Kassen für Fragestellungen von Behinderten im AHV-Alter geführt werden. Langfristig würde ich mir wünschen, dass sich die beiden Direktionen mit einem sehr ähnlichen Leistungsauftrag annähern könnten.
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