Das Herzstück
Heute beginnt mit dem Eishockeyturnier der Männer der Anlass, auf den nicht nur die Russen schon lange warten.
Billette gibts noch für alle Disziplinen in Sotschi – ausser für Eishockey der Männer. Kaum war der Vorverkauf eröffnet, waren alle Tickets weg. Das Turnier ist wie schon in den Spielen zuvor auch in Sotschi der Anlass, an dem nichts vorbeiführt. Nur Torino 2006, als die Ausrichter nicht besonders mit Eishockey verbunden waren, stufte das Turnier nicht als Nummer 1 seiner Spiele ein. Nagano, das 1998 die Premiere der NHL-Spieler erlebte, hatte trotz wenig Eishockey-Verbundenheit seine Hallen ausverkauft. In allen olympischen Sportarten messen sich die Besten jeweils in den Zwischenjahren schon an Welt- und Europameisterschaften. Im Eishockey aber können die Nationalteams nur bei Olympia auf alle ihre Topspieler zurückgreifen. Und die Athleten selber setzen alles daran, dass sie dabei sein können. Russland ist wie Kanada vor vier Jahren eine Eishockeynation. Alexander Oweschkin war der Erste, der die olympische Fackel trug, sein Gesicht ist auf allen Sotschi-Werbungen präsent. Die Nation erwartet von ihren Lieblingen, dass sie das tun, was den Kanadiern vor vier Jahren gelang: Gold holen. Das soll am letzten Tag der Spiele der grandiose Höhepunkt zum Abschluss sein. «Wir spüren diese Erwartungshaltung», sagt Oweschkin. Seit 1994 gewannen die Russen – die in den Zeiten, als die NHL-Profis noch keinen Zugang zu Olympia hatten, dominierten – kein Olympiagold mehr. Was sie ein bisschen optimistisch stimmen kann: Fand das Turnier auf nordamerikanischem Boden statt, siegten die Nordamerikaner; wurde in Europa gespielt, waren die Europäer vorne. Vielleicht auch wegen des grösseren Eisfeldes. In Nagano herrschten europäische (Eisfeld-)Verhältnisse, die Tschechen schlugen im Final Russland 1:0. In Salt Lake City hiess der Final USA – Kanada (die Kanadier siegten 5:2), in Turin duellierten sich die Schweden und Finnen (3:2), in Vancouver Kanada und die USA (3:2 nach Verlängerung). Von Hasek bis Crosby Jedes Turnier hatte dabei seine Helden: Dominik Hasek hielt im Tor der Tschechen 1998 überragend. Im Halbfinal gegen Kanada stoppte er im Penaltyschiessen alle fünf Versuche, im Final verzweifelten Pawel Bure und alle weiteren Russen an den Paraden des Mannes. Dem Olympiasieg wurde später gar eine Oper gewidmet. 2002 brachte für die Schweden die schwerste Niederlage mit dem Fehlgriff von Goalie Tomi Salo im Viertelfinal gegen Weissrussland. Die Kanadier kreisten nach ihrem Sieg um den Anspielpunkt in der Mitte des Eisfelds. Dort hatte die kanadische Crew, die für die Eiszubereitung zuständig war, eine kanadische Dollarmünze unterlegt. 2006 spielten die Schweden im grossen Final gegen die Finnen in den letzten 20 Minuten nur noch mit vier Verteidigern – und mit Nicklas Lidström gelang einem Verteidiger der Siegtreffer. Henrik Lundqvist war im Tor der Schweden überragend. 2010 schrieb Sidney Crosby die Geschichte. Vor dem Turnier war von ihm so viel erwartet worden, und dann schoss ausgerechnet der damals erst 23-jährige Kanadier den entscheidenden Treffer in der Verlängerung gegen Ron Wilsons Amerikaner. Die Dauerbrenner In Sotschi schliesst sich der olympische Kreis für drei Spieler: Jaromir Jagr, Daniel Alfredsson und Teemu Selänne. Sie waren in jedem Turnier dabei, seit die NHL ihre Spieler teilnehmen lässt. Jagr und Alfredsson holten bei bisher vier Auftritten je einmal Gold. Selänne kann sich damit trösten, dreimal eine Medaille gewonnen zu haben (Bronze 1998 und 2010, Silber 2006). Die Schweizer 2006 beeindruckten die Schweizer: Mit Martin Gerber im Tor schlugen sie Kanada 2:0, mit David Aebischer die Tschechen 3:2. Der sechste Rang war Lohn für eine grosse Leistung. Das Silber von 2013 hat gezeigt, dass die Schweizer an einer Weltmeisterschaft mit den zu jenem Zeitpunkt verfügbaren Spielern an der Spitze mithalten können. In Sotschi treten sie mit so viel NHL-Spielern wie noch nie (9) an, aber auch die Konkurrenz ist um einiges grösser. Ein Platz im Viertelfinal des Zwölferfeldes liesse alle Optionen nach oben offen. Lettland (heute), Schweden (Freitag) und Tschechien (Samstag) sind die Gruppengegner. (jch)
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