Die Gelegenheit beim Schopf gepackt
Tirana. Die Schweiz wurde ihrer Favoritenrolle souverän gerecht und qualifizierte sich zum zehnten Mal für eine WM-Endrunde. Der Verband schüttet dafür insgesamt rund 2,5 Millionen Franken Prämien an die Spieler aus.
Die Schweiz war, obwohl nur aus Topf 3 gekommen, als Favorit in die WM-Ausscheidung gestartet. Zu verlockend war ja, dass ihr aus Topf 1 Norwegen und aus Topf 2 Slowenien zugelost worden waren. Weit und breit war in dieser Gruppe kein «Grosser», der für die Schweiz im Regelfall unerreichbar gewesen wäre, oder auch nur eine Mannschaft, die nominell höher einzustufen gewesen wäre.
Aber die Chance zu haben, ist das eine; sie dann auch zu nutzen, das andere. Und die Schweiz hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Sie tat es mit einer Entschlossenheit gleich mit zwei 2:0-Siegen im September 2012 und dann einer Konstanz bis gestern in Tirana, dass sich dauerhaft bestätigt fühlen durfte, wer sie von Anfang als Nummer 1 dieser Gruppe gesehen hatte. Das 0:0 auf Zypern mag ein vermeidbarer Rückschlag gewesen sein. Es mag auch die letzte Halbstunde gegen Island unter der Rubrik «taktischer Aussetzer» zu führen sein. Insgesamt aber leistete sich die Schweiz in dieser Gruppe mit Abstand am wenigsten Schwächen. Sie war ganz einfach die beste dieser sechs Mannschaften.
Die Schweiz hat sich, wie ihr Coach Ottmar Hitzfeld zu Recht feststellte, rechtzeitig für diese Ausscheidung «defensiv gesteigert». Dafür sprechen alle Zahlen, mit Ausnahme jener der letzten halben Stunde gegen Island. Die Schweiz hat aber vor allem dank Spielern wie Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka, zuletzt auch noch Haris Seferovic, ein offensives Potenzial, das bedeutend ist für eine Mannschaft ihres Zuschnitts, die also international – je nach Wortwahl – der weiteren Spitze oder dem sehr gehobenen Mittelstand zuzurechnen ist.
Die Schweiz hat auch ein Kader mit einem Altersschnitt, der gute Zukunftsaussichten erlaubt. Allerdings sah man das auch nach der erfolgreichen WM 2006 in Deutschland so, und dann wurden die Prognosen nicht erfüllt. Jenes Turnier war, wie sich an der Heim-WM 2008 herausstellte, keine Zwischenstation auf dem Weg noch weiter nach oben – es war der Höhepunkt jener Generation.
Zukunft mit Hitzfeld?
Schliesslich hat die Schweiz aber auch einen Trainer, der seine Klasse und Erfahrung wieder ausspielte, der beispielsweise souverän Nerven und Übersicht behielt, als die Lage mit dem 4:4 der Isländer nochmals schwierig zu werden drohte. Hitzfeld hat die Schweiz nun an zwei WM-Turniere geführt. Solches konnte bisher nur – in alten Zeiten – der legendäre Österreicher Karl Rappan sagen. Fragt sich nun, wie es mit Hitzfeld weitergeht, ob er – mit dann 65 Jahren – im Sommer 2014 nach der WM in Pension geht.
Das mag einst mal seine Planung gewesen sein. Aber die muss nicht in Stein gemeisselt bleiben. Es ist ja schon mal kein schlechtes Zeichen, dass der Coach sich die Sache überlegt, beizeiten auch mit sich reden lässt. Am Verband wird eine Vertragsverlängerung nicht scheitern.
Der Verband generiert durch die WM-Teilnahme auch Einnahmen in Höhe von rund 10 Millionen Franken. Aber er lässt auch sein spielendes Personal teilhaben: Insgesamt rund 2,5 Millionen Franken schüttet er an Prämien aus. Vier Spieler haben bisher alle Matches mitgemacht. Steve von Bergen, Ricardo Rodriguez, Valon Behrami und Xherdan Shaqiri haben bis gestern Abend je 87 000 Franken an Erfolgsprämien und 121 500 für Einsatzprämien bei erfolgreicher Qualifikation gutgeschrieben erhalten. Das sind insgesamt 208 500 Franken. Dazu können, spielen und siegen sie am Dienstag gegen Slowenien, nochmals 25 500 dazukommen.
Das gäbe dann eine individuelle WM-Prämie von 234 000 Franken – nicht weit weg vom (stolzen) Maximum von 255 000. (hjs)
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