Die Hausärzte stärken – aber wie?
Bern. Die Politik ist sich einig: Hausärzte sollen auch künftig eine wichtige Rolle spielen. Über den Weg zum Ziel streitet der Nationalrat aber stundenlang.
Die Schweiz wird zwar beinahe von Spezialärzten aus der EU überrannt (vergleiche Text oben). Aber gleichzeitig ist weitgehend unbestritten, dass das Land auf einen Hausärztemangel zusteuert, besonders in ländlichen Gegenden. Bereits in drei Jahren wird die Hälfte der heute tätigen Hausärzte pensioniert sein. Junge Mediziner sind wenig erpicht darauf, eine Hausarztpraxis zu übernehmen, auch weil sie als Spezialarzt weit mehr verdienen. Fast unbestritten ist auch, dass die Politik etwas gegen diese Entwicklung unternehmen sollte. Wie sich gestern im Nationalrat zeigte, gehen die Meinungen aber weit auseinander, was zu tun ist. Konkret liegen drei Vorschläge auf dem Tisch:
- Volksinitiative: Die Initiative «Ja zur Hausarztmedizin», welche der Verband Hausärzte Schweiz lanciert hat, will die Rolle der Hausärzte in der Verfassung festschreiben. Konkret müsste vor allem die Aus- und Weiterbildung der Hausärzte verstärkt werden, und sie würden mehr verdienen.
- Direkter Gegenvorschlag: Der Bundesrat hat einen direkten Gegenvorschlag zur Initiative aufgegleist, der letzten Sommer vom Ständerat und nun vom Nationalrat noch etwas «hausärztefreundlicher» ausgestaltet wurde. Der Gegenvorschlag will statt nur die Rolle der Hausärzte diejenige aller Grundversorger stärken, also beispielsweise auch von Physiotherapeuten oder Ernährungsberaterinnen. Die Hausärzte wären aber insofern privilegiert, als nur für sie in der Verfassung eine «angemessene Abgeltung» ihrer Leistungen festgeschrieben würde.
- Masterplan/Motion: Bereits seit einiger Zeit verfolgt das Innendepartement den Masterplan «Hausarztmedizin und medizinische Grundversorgung». National- und Ständerat unterstützen dieses Vorgehen mit einer Motion. Konkret soll der Bundesrat rasch verschiedene Massnahmen zugunsten der Hausarztmedizin ergreifen.
Der Nationalrat hat sich klar mit 123 zu 40 Stimmen für den Gegenvorschlag ausgesprochen, nur die SVP war dagegen. Das Nein zur Initiative fiel mit 59 zu 66 Stimmen knapp aus. Dies, weil die SVP sich in der Frage, nur Gegenvorschlag oder Initiative und Gegenvorschlag, enthielt. Masterplan und Motion waren unbestritten, die SVP zog einen Ablehnungsantrag zurück. «Bundesrat Alain Berset hat heute versprochen, dass wegen der Motion nicht mehr Geld ins Gesundheitssystem fliesst», begründet SVP-Nationalrat Jürg Stahl (ZH) den Meinungsumschwung. Berset solle nun schauen, wie er den Spezialärzten Geld wegnehmen und den Hausärzten zuführen könne. Eine ganz andere Frage ist, ob der von Bundesbern eingeschlagene Weg reicht, damit die Initiative zurückgezogen wird. Laut Margot Enz, Vorstandsmitglied von Hausärzte Schweiz, ist das Parlament auf dem richtigen Weg. «Entscheidend ist aber, wie die Massnahmen des Masterplans konkret aussehen werden.» Und natürlich wollen die Hausärzte ihren Trumpf nicht voreilig aus der Hand geben. Denn in einem sind sich praktisch alle Politiker einig: Diese Initiative hat beim Stimmvolk sehr gute Chancen.
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