DVD-tipps
Mörderische «Geschwister»
Clara (Gemma Arterton) und Eleanor (Saoirse Ronan) treten als Geschwister auf, sind aber Mutter und Tochter und rund 200 Jahre alt. Der Preis für ihre Jugend ist fremdes Blut und ein einsames Leben auf der Flucht, bis Eleanor den leukämiekranken Frank trifft. – Nach Dennis Gansels «Wir sind die Nacht» ist «Byzantium» ein weiterer Vampirfilm mit Frauen in den Hauptrollen. Vorlage ist ein Bühnenstück von Moira Buffini, von dem Neil Jordan auch den sozialkritischen Ansatz übernimmt. Denn die einst zur Prostitution gezwungene Mutter hat das Geheimnis der Unsterblichkeit einer adligen Bruderschaft gestohlen. Diese will zwar für Gerechtigkeit sorgen, ignoriert aber die Ausbeutung der Frauen und unteren Schichten. «Byzantium» packt zudem als Analyse weiblicher Archetypen: Clara und Eleanor sind komplementäre Figuren, denen aktuelle Rollenbilder entsprechen. Unterschwellig wird schliesslich Kunst als Produkt ungeheurer Kräfte und Prozesse thematisiert. (tdv)
Byzantium
Neil Jordan
Ascot Elite
*****
Racheschwestern, chattend
Mia, 16, ist am Boden zerstört. Wieder hat ein Junge sie betrogen. Angestachelt von ihrer älteren Schwester Laura, wählt sie in einem Chatportal den unattraktiv wirkenden Timo aus, um sich am anderen Geschlecht zu rächen. – Peter Luisi montiert sein brillantes Kammerspiel auf vergnüglich verwirrende Weise. Er spiegelt so unter anderem das von Mia aufgeworfene Problem des freien Willens. Frei sei, heisst es, wer Distanz zu einer Situation, Erfahrung und die Möglichkeit hat, über verschiedene Optionen zu verfügen. Doch die Möchtegerntäterin Mia gewinnt wie das Publikum nie an Übersicht. Denn je mehr sie weiss, manipuliert und über der Sache zu stehen meint, desto komplexer wird die Lage. Dabei verändert sich ihre Wahrnehmung von Timo (was genial illustriert wird), zumal sie ihre Gefühle nicht wie Laura kontrolliert. Deren Mitschuld am Clinch der Geschlechter macht Luisi deutlich. Schade nur, lotet er das Verhältnis der Schwestern zu wenig aus. (tdv)
Boys Are Us
Peter Luisi
Praesens Film
*****
«Schwarze Brüder» heute
Statt in Deutschland eine gute Ausbildung zu bekommen, landet die zehnjährige Fee in einem Berliner Kinderbordell. Zwar retten Ermittler das rumänische Mädchen und den wenig älteren Bran, doch die Menschenhändler haben Helfer in den höchsten Kreisen. Dass das Schicksal verkaufter Kinder packt und berührt, zeigt gerade die erfolgreiche Verfilmung von «Die schwarzen Brüder». Eine moderne und schlimmere Variante des offenbar zeitlosen Phänomens zeigt «Operation Zucker». Der mit Nadja Uhl, Senta Berger und Anatole Taubman prominent besetzte TV-Film ist endlich auf DVD zu haben. Zu sehen ist die Originalfassung mit dem realistischen Schluss, der zwölfjährigen Zuschauern zur Hauptsendezeit nicht zugemutet wurde. Man erfährt viel über die Ausbeutung und Traumatisierung der Kinder, über das Netzwerk der Verbrecher und fiebert mit den geschickt charakterisierten Figuren mit. Äusserst sehenswert! Bonus: eine Dokumentation über Opfer, Täter und Fahnder. (tdv)
Operation Zucker
Rainer Kaufmann
Edition Der wichtige Film
*****
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