Ein besonderer Moment an den Musikfestwochen
Damien Rice verzauberte an den Musikfestwochen mit seinen eingängigen und feinen Liedern. Der Ire bestritt das ganze Konzert alleine – mit Ausnahme von einem Lied.
Jedes Flüstern war noch zu laut an diesem Konzertabend, der zwar ein Openair-Konzert war, der aber den Charakter eines intimen Clubkonzertes heraufbeschwor. Nur von einer Gitarre oder einem Flügel begleitet, sang der irische Barde, der klein wirkte auf der grossen Bühne, Lieder über die Liebe und die Sehnsucht, über Schmerz und Glück und die poetischen Momente des Alltags. Damien Rice verzauberte damit seine Fans bis in die hintersten Reihen der Steinberggasse und sorgte für einen intimen Höhepunkt an den Musikfestwochen. Der Ire mit dem Gespür für eingängige Lieder war einer der grossen Namen im Programm der diesjährigen Musikfestwochen. Entsprechend gut gefüllt war denn die Steinberggasse am Samstagabend trotz der unsicheren Wetterlage. Im Regen fanden die Auftritte der beiden weiteren Bands des Abends, Broken Twin und Other Lives, statt. Für das Konzert von Rice blieb es aber trocken und die Stimmung unter den Fans war gar sommerlich ausgelassen. Etwas verhalten startete Damien Rice in das Konzert. Souverän und perfekt klangen die ersten beiden Songs zwar und wurden vom Publikum auch gleich mitgesungen. Doch wirkte Rice distanziert und der Auftritt abgespult. Vergangenheit als Strassenmusiker Das änderte nichts an der Kraft der Musik von Rice. Nur von der Gitarre begleitet, kann sich seine Stimme in ihrer ganzen Breite entfalten. Rice wechselt mühelos zwischen langsamen, ganz leisen Passagen und ekstatischen, druckvollen Höhepunkten. Eingängige Melodien mit Ohrwurmpotential ergänzen sich mit jazzigeren Übergängen. Eindringlich und berührend sind diese Lieder, die einfach so zu entstehen scheinen und wieder vergehen. Sie erinnern an die Vergangenheit des Iren als Strassenmusiker und wirken auch heute noch intensive und authentisch. Rice hat inzwischen zwei mehrfach mit Platin ausgezeichnete Alben veröffentlicht und seine Lieder sind der Soundtrack von Hollywood-Filmen und Fernsehserien. Seine Musik ist omnipräsent. Gerade deshalb fällt auf, wie rar seine Live-Auftritte sind. Dass die Musikfestwochen den Sänger verpflichten konnten, ist ein Highlight für das Festival. Das Konzert in Winterthur ist dieses Jahr sein einziger Auftritt in der Deutschschweiz. Umso schöner, dass Rice Winterthur denn auch gleich einen ganz besonderen Moment bescherte. Nach dem verhaltenen Start nun scheinbar warm gespielt und lockerer, verkündete der Sänger: „Mir wurde gesagt, es sei heute jemand im Publikum, der gut singen kann. Sie soll doch bitte auf die Bühne kommen.“ Mit der Gitarre begleitete Rice die Winterthurerin Sarah Weibel, Sängerin der Band Anam Tara, bei dem Lied „I Remember“. Gebannt lauschte das Publikum der klaren Stimme von Weibel, die jede Note und jeden Buchstaben des Songs kannte und traf, und wusste, dass in diesem Moment Festivalgeschichte geschrieben wurde. Die junge Sängerin und das begeisterte Echo des Publikums lockten Damien Rice denn endgültig aus der Reserve: Mit viel Witzelei und nun deutlich spürbarer Spielfreude sang er sich durch sein Repertoire, bis die Kirchenglocken um Mitternacht diesen Musikfestwochenabend stimmungsvoll ausläuteten.
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