Einer, der alle Erwartungen übertraf
Daniel Alfredsson wird am 11. Dezember 42-jährig. Eigentlich hätte er gerne noch eine NHL-Saison angehängt, nun aber wird er am 4. Dezember in Ottawa offiziell abtreten.
Als die Ottawa Senators den rothaarigen Schweden Daniel Alfredsson 1994 in der sechsten Runde als 133. Spieler zogen, löste das alles andere als die grosse Vorfreude aus. Was soll schon dieser Mann aus Göteborg Spezielles mitbringen? 20 Jahre später werden ihn alle mit viel Wehmut verabschieden, wenn Alfredsson in der nächsten Woche in Ottawa seinen Rücktritt offiziell macht. Er wird abtreten als der Spieler, der die meisten Tore (426), die meisten Assists (682) und die meisten Punkte (1178) in der Geschichte der Ottawa Senator erreicht hat. In seinem letzten Jahr spielte er noch für die Detroit Red Wings (41 Skorerpunkte).
Das Tor gegen die Schweiz
Sein Wegzug aus Ottawa nach Detroit hatte einen Grund: Er wollte den Stanley-Cup endlich einmal gewinnen. Darum erwog er auch, noch einmal eine Saison anzuhängen. Doch ständige Rückenprobleme hielten ihn vom Training fern, er musste sich zum Karrierenende durchringen.
Alfredsson traf für die Schweden an vier Olympischen Spielen auf, in Turin gewann er Gold. Zuletzt in Sotschi haben ihn die Schweizer in schlechter Erinnerung: Sie spielten gegen die Schweden lange Zeit hervorragend, schossen aber kein Tor. Das einzige der Partie gelang im letzten Drittel Daniel Alfredsson.
Der Titel mit Plüss
Ein Schweizer hat noch nähere Beziehungen zu Alfredsson als nur die Erinnerung an Olympia: Martin Plüss. Denn Plüss war in Göteborg bei Västra Frölunda unter Vertrag, als die NHL 2004/05 ihre Spieler aussperrte und Alfredsson zu seinem Stammklub zurückkehrte. Zusammen feierten sie den Triumph in der nationalen Meisterschaft.
Exakt zehn Jahre zuvor hatte Alfredsson seine ersten grossen Auftritte auf der internationalen Bühne. Bei der Heim-WM 1995 in Stockholm schoss er in der Verlängerung des Halbfinals gegen Kanada das entscheidende Tor – auf Vorarbeit des Kloten-Centers Mikael Johansson.
Danach startete er seine NHL-Karriere – und war im ersten Jahr besser als alle andern Tenöre. Mit 61 Skorerpunkten gewann er die Calder Memorial Trophy für den besten Neuling.
Schon im ersten Jahr war allen klar: Da ist einer am Werk, der alle Erwartungen übertrifft. Josef Marha zum Beispiel, der spätere Davoser Meistercenter, war im gleichen Draft wie Alfredsson an 35. Stelle gezogen worden. Obwohl er gut 100 Positionen besser rangiert war, kam der Tscheche gerade mal auf 159 NHL-Partien .
Alfredsson ging den steilen Weg nach oben. 1999 schon wurde er Captain der Senators – als Nachfolger von Alexej Jaschin, der wegen Vertragsstreitigkeiten nicht mehr im Team war und sich in Kloten «weiterbildete».
Der erste Europäer
Alfredsson setzte in Nordamerika weitere Meilensteine. Als das Penaltyschiessen eingeführt wurde (2005/06), war er der erste Spieler, der in der NHL einen Strafschuss verwertete. Der Stock, mit dem «Alfie» den Puck ins Tor setzte, wanderte auf direktem Weg in die «Hall of Fame».
Zwei Jahre später war Alfredsson der erste europäische Captain, der eine Mannschaft in den Stanley-Cup-Final führte. Alfredsson war der beste Spieler der Serie gegen Anaheim, doch die Senators verloren in fünf Partien.
Zusammen mit Jason Spezza (während des Lockout der Saison 2012/13 in Rapperswil) und Dany Heatley (Bern) bildete Alfredsson in Ottawa die CASH-Linie (das Kürzel für «Captain Alfredsson, Spezza, Heatley»), die drei harmonierten über Jahre hinweg hervorragend.
Der Check von Mark Bell
Eine der schwersten Verletzungen in seiner langen Karriere erlitt Alfredsson im April 2008, als ihn der damalige Toronto-Stürmer Mark Bell mit einem überharten Schultercheck niederstreckte. Heute würde man bei dieser Aktion von Bell, der von 2009 bis 2011 in Kloten unter Vertrag war, von einem «blind- side hit» sprechen. Alfredsson konnte dem Check nicht ausweichen, weil er Bell nicht kommen sah. Alfredsson blieb mehrere Minuten auf dem Eis liegen, sein Knie war arg beschädigt worden.
Nur elf Tage später aber gab er sein Comeback, weil die Senators im Playoff gegen die Pittsburgh Penguins 0:2 zurücklagen. Es war nutzlos, sein Team scheiterte. Erst nach dem Ausscheiden gab der Schwede bekannt, dass er mit einem gerissenen Innenband des rechten Knies gespielt habe. Normalerweise hätte diese Verletzung eine vier Wochen längere Pause bedingt.
Aber Alfredsson, der auch der Spielergewerkschaft NHLPA angehört, zeigte sich eben auch in dieser Beziehung als einer, der alle Erwartungen übertrifft. Roland Jauch
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