Es gibt 1,2 Milliarden Freunde
Es gibt 1,2 Milliarden Freunde Am kommenden Dienstag vor zehn Jahren wurde «thefacebook» aufgeschaltet. Was dieses soziale Medium der Polizei brachte, in welchem Land es nur von Männern genutzt wird und weshalb das Schreiben einer Facebook-Nachricht mit Sex zu vergleichen ist.
Aufgespürt
Die vielen Facebook-Daten nutzt auch die Polizei. Manche Kriminelle machen es ihr aber auch zu einfach. In der kolumbianischen Stadt Cali hatten zwei Männer ein Internetcafé aufgesucht. Sie surften herum, bis sie mit dem Besitzer alleine waren – da raubten sie ihn aus. Die Polizei nahm einen der beiden schnell fest; denn er hatte während des Wartens sein Facebook-Profil aktualisiert und sich vor dem Überfall nicht mehr ausgeloggt. Die Polizei musste nur auf den Bildschirm schauen.
Bildschwemme
Ein schöner Sonnenaufgang? – Klick. Ein bunter Salat zu Mittag? – Klick. Die eigene Katze schläft? Isst? Schaut herzig? Klick, klick, klick. Rasch werden die Bilder auf Facebook gestellt, damit sie bewundert werden. Laut Firmenangaben werden 300 Millionen Fotos hochgeladen. Pro Tag.
Computerpanne
Es gibt diese Minuten, in denen Facebook nicht erreichbar ist. Im Oktober 2013 war das Netzwerk gleich während zweier Stunden «down». Die Welt blieb aber nicht stehen – Facebook-Nutzer machten sich auf einem anderen Netzwerk, dem Kurzmitteilungsdienst Twitter, bemerkbar. Ein Twitterer meldete, dass Menschen verwirrt auf der Strasse stünden und Passanten Handybilder zeigten. «Und sie fragen: Gefällt es? Likest Du es?»
Demokratie
Wenn das Unternehmen Facebook Inc. seine Richtlinien ändert, können die Nutzer mitreden: Über die «Site Governance» können sie Änderungsvorschläge einreichen. Einst konnten sie gar mitbestimmen. Die Demokratie wurde aber abgeschafft, weil sie «nicht so funktioniert hat wie geplant». Bei den beiden Abstimmungen wurde das Quorum von 30 Prozent aller Facebook-Nutzer nicht erreicht. Facebook hatte aber auch wenig unternommen, um die Nutzer auf den virtuellen Urnengang aufmerksam zu machen.
Einstellungen
Bezüglich Schutz der Daten und der Privatsphäre steht Facebook oft in der Kritik. Der Kreis jener, die die Nachrichten lesen können, lässt sich inzwischen leicht eingrenzen. Nicht jeder Nutzer ist sich aber bewusst, dass er viele Einstellungen selber vornehmen muss (so kann etwa auch «das Publikum für ältere Beiträge» beschränkt werden).
Facemash
Bevor der Student Mark Zuckerberg Facebook gründete, lancierte er ein anderes Portal: Er hackte sich ins Netzwerk seiner Uni ein, klaute die Porträtbilder der Studentinnen und stellte sie ins Internet – die Besucher von «Facemash» konnten dann entscheiden, welche von zwei Frauen attraktiver ist («hot» und «not»). Nach Protesten zog Zuckerberg die Seite zurück.
Games
Im Mai 2007 hat Facebook seine Schnittstelle für externe Entwickler geöffnet. Seither sind viele einfache Spiele realisiert worden. Sie sind an sich gratis – doch wer schneller vorankommen (und seine Freunde übertrumpfen) will, kann sich Verbesserungen kaufen. Die Firma Zynga hatte mit Spielen wie «Farmville», «Mafia Wars» und «Poker» 2010 einen Jahresumsatz von fast einer Milliarde Dollar erreicht. Zynga musste 2013 über 500 der 2800 Mitarbeiter entlassen. Die Firma hat gemäss Analysten den Trend zum Spielen auf Smartphones und Tablets verpasst.
Hacken
Die Facebook-Accounts von Prominenten sind auch bei Hackern beliebt. Die «syrische elektronische Armee» hatte im vergangenen Jahr kurzzeitig das Konto von US-Präsident Barack Obama übernommen. Und ein Hacker, der sich 2013 Zutritt zum Account des deutschen Fussballgoalies René Adler verschafft hatte, bot dort für viel Geld VIP-Tickets und Trikots an (die Ware kam natürlich nie bei den Käufern an).
Identität
Wer auf Facebook ein Konto anlegt, muss seinen echten Namen angeben. Ein Pseudonym ist unter Androhung der Kontosperrung nicht erlaubt (die Werbewirtschaft hat an Juxnamen ja keine Freude). Facebook liess schon bei Nutzern ein Fenster aufpoppen mit der Frage: «Ist das der echte Name deines Freundes?»
Jubel
Es war ein Hype, als Facebook Inc. im Mai 2012 an die Börse ging. Doch dem Jubel folgte Ernüchterung. Die Aktien, zuerst für 38 Dollar gehandelt, stürzten auf 18 Dollar ab. In der Nacht auf gestern konnte Facebook mitteilen, dass sich der Gewinn im letzten Quartal 2013 auf 523 Millionen Dollar verachtfacht hat. Die Aktie bewegt sich nun bei 60 Dollar.
Kündigungsgrund
Auch der Chef kann möglicherweise mitlesen (Freundesliste beachten! Privatsphäreneinstellungen überdenken!). Das kann Konsequenzen haben. Allerdings sind nicht alle erfolgten Kündigungen rechtskräftig. Ein Lehrling schrieb: «Arbeitgeber: menschenschinder, daemliche scheisse fuer mindestlohn minus 20 prozent erledigen.» Die Richter bewerteten den Eintrag zwar als Beleidigung, eine Kündigung rechtfertigte die Äusserung aber nicht.
Löschen
Wer genug von Facebook hat, kann sein Konto löschen. Der Antrag kann (nach etwas Suchen) über die Hilfeseiten gestellt werden. Bei den Einstellungen findet sich nur die Schaltfläche «Deaktiviere dein Konto»: Hier verschwindet zwar das Profil – doch alle Daten bleiben auf den Servern und werden nicht gelöscht (das Konto kann später durch ein neuerliches Login einfach wiederhergestellt werden).
Mord
Auf Facebook wird oft gelästert («Cybermobbing»). In den Niederlanden kam es 2012 gar zum «Facebook-Mord». Eine 15-Jährige hatte Sexgerüchte über eine Gleichaltrige gestreut. Diese beschloss mit ihrem Freund, dass die Mobberin dafür sterben müsse – sie engagierten einen Mörder. Alle drei wurden in einem aufsehenerregenden Prozess verurteilt.
Nutzer
In der Nacht auf gestern präsentierte Facebook Inc. die aktuellsten Zahlen. Das grösste soziale Netzwerk der Welt hat Ende 2013 die Zahl von 1,2 Milliarden Nutzern übersprungen. Verschiedene Accounts werden zwar kaum mehr genutzt oder sind seit Jahren verwaist. Laut Facebook loggen sich aber – dank Smartphone und Tablet-Computer – die meisten Nutzer noch immer täglich ein.
Out
Kritiker glauben, dass Facebook out sei. Gerade junge Nutzer würden dem Netzwerk den Rücken zuwenden und auf Dienste setzen, die vor allem bildlastig seien. Die aktuelle Entwicklung der Nutzerzahlen scheint aber diese Kritiker nicht zu bestätigen (und Facebook hat zur Sicherheit ja auch das Bildnetzwerk Instagram aufgekauft).
Party
Wer auf Facebook zu einer Geburtstagsparty einlädt, sollte (wie bei jedem Gebrauch der Plattform) die Privatsphäreneinstellungen im Auge behalten. Legendär geworden sind aus dem Ruder gelaufene Partys: In Hamburg hatte 2011 ein Mädchen aus Versehen 16?000 Gäste eingeladen. Das Fest wurde zwar abgesagt – dennoch feierten Hunderte Jugendliche und verwüsteten trotz eines Ordnungsdienstes das Gelände rund um das Elternhaus.
Quit-Facebook-Day
Am 31. Mai findet jeweils der «Verlass-Facebook-Tag» statt. Gegründet wurde der Tag, um Druck auf das Unternehmen auszuüben, damit der lasche Umgang mit dem Datenschutz verbessert wird (aktuell finden auf Facebook über 7000 Personen den «Quit-Facebook-Day» gut, sie bleiben aber vorerst mal dabei).
Richtlinien
Facebook verfügt über umfassende allgemeine Geschäftsbedingungen. Darin heisst es: «Deine Privatsphäre ist uns sehr wichtig.» Doch wer Facebook nutzt, der gibt dem Unternehmen automatisch «eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare, gebührenfreie, weltweite Lizenz zur Nutzung jeglicher IP-Inhalte, die du auf oder im Zusammenhang mit Facebook postest».
Serverfarmen
Angesichts der Datenmengen, die auf Facebook geladen werden, verfügt das Unternehmen über Serverfarmen (Ende 2012 standen in zwei Zentren in den USA über 180?000 Server). 2013 wurde in Schweden eine weitere Farm eröffnet. Der Standort wurde gewählt, weil die Kühlung der Computerserver im kalten Norden weniger kostet.
Tools
Für Facebook-Nutzer gibt es zahlreiche Hilfsprogramme. So ist etwa das Tool «SimpleWash» vorhanden, welches das eigene Facebook-Profil nach Nachrichten durchsucht, die einem im Nachhinein peinlich sein könnten (das App sucht nach Begriffen wie «Sex» und dergleichen).
Unfreund
Eine Währung auf Facebook ist die Anzahl «Freunde». Diese können aber auch abspringen, was für Firmen schlechte PR ist. Aber es lassen sich auch Freunde erwerben – so gibt es 500 deutsche Freunde (mit Zielgruppe, innert 3 bis 5 Tagen vermittelbar) schon für läppische 44 Euro.
Verhaltensstörung
Netzwerke bergen Suchtpotenzial: Es gibt Studien, die von einer Facebook-Abhängigkeit und bei einer erzwungenen oder freiwilligen Abstinenz von Entzugserscheinungen berichten.
Wissenschaft
Dass Facebook zu einer Sucht werden kann, erstaunt nicht – zumindest wenn man der Uni Harvard glaubt. Laut deren Studie erzeugt das Posten einer Nachricht auf dem Netzwerk eine ähnliche Befriedigung wie Sex oder gutes Essen.
X-Tausend
Facebook gilt als das grösste soziale Netzwerk der Welt. Das veranschaulichen auch Zahlen – so werden weltweit 300?000 Nachrichten pro Minute veröffentlicht.
Y-Chromosom
Facebook wird von etwas mehr Männern (52 Prozent) als Frauen (48) genutzt. In einem Land weist die Statistik einen Männeranteil von 100 Prozent aus: Weshalb die Nonnen im Vatikanstadt das Netzwerk nicht benutzen, sagt die Statistik nicht.
Zuckerberg
Mark Zuckerberg, der am 14. Mai 30 Jahre alt wird, gilt als (Mit-)Gründer des sozialen Netzwerks, das am 4. Februar 2004 als «thefacebook» online ging. Der Name nimmt Bezug auf die Jahrbücher, in denen die Fotos der Studenten veröffentlicht werden.
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