Fremde Stimmen für kleine Parteien
Jürg Altwegg ist Panaschierkönig 2014: Der Stadtparlamentarier der Grünen ist von den Wählern anderer Parteien am häufigsten auch noch auf ihre Liste gesetzt worden. Die Statistik zeigt auch, dass sich EDU und AL am wenigsten lieben und die SVP kaum Freunde hat.
Es sind insbesondere die Spitzenkandidaten der kleineren Parteien, die von den Wählern ihrer grossen Bündnispartner profitieren – sie werden von diesen überproportional häufig auch noch auf dem Wahlzettel aufgeführt. Zum Panaschierkönig der Erneuerungswahlen wurde Jürg Altwegg gekrönt. Der Name des Grünen tauchte 2147-mal auf einer anderen Parteiliste auf. Am häufigsten wurde Altwegg erwartungsgemäss von SP-Wählern panaschiert (1330-mal). Am zweithäufigsten, aber deutlich seltener stammten die Stimmen von Grünliberalen-Anhängern (259). Auf dem zweiten Platz folgt Nik Gugger mit 2046 Fremdstimmen. Der EVP-Politiker war bereits bei den Wahlen vor vier Jahren Panaschierprinz. Anders als Altwegg verdankt Gugger diese Stimmen nicht primär einer Partei. Er erhielt vielmehr von den Wählern aller Parteien ausser AL und Piraten jeweils zwischen 150 und 491 Stimmen. Auf den weiteren Plätzen der Panaschierliste folgen David Berger (AL, 1951 fremde Stimmen) und Beat Meier (GLP, 1921). Marc Wäckerlin landete mit 1481 parteifremden Stimmen auf dem achten Rang. Der Pirat, der auch vergeblich für den Stadtrat antrat, kann aber bei den Parlamentswahlen Altwegg die Krone streitig machen: Kein Kandidat für den Grossen Gemeinderat hat prozentual gesehen mehr Panaschierstimmen erhalten. Etwas mehr als jede zweite Stimme hat Wäckerlin nicht seiner Partei zu verdanken, sondern den Wählern aller anderen Parteien. Einzig EDU-Sympathisanten scheinen dem EDV-Experten Vorbehalte entgegenzubringen (lediglich sieben Stimmen). Die gegenseitige Hilfe Dass die Panaschierliste von den Spitzenleuten der kleineren Parteien angeführt wird, überrascht nicht. Gemäss der Definition gibt es bei den grösseren Parteien logischerweise ja auch mehr Wähler. Und diese unterstützen, wenn sie ihre eigene Wahlliste nicht unverändert in die Urne werfen, sondern diese panaschieren und kumulieren, häufiger die besten Leute von kleineren, ihnen nahestehenden Parteien als umgekehrt. So erhielten beispielsweise die Grünen insgesamt 9179 Stimmen von SP-Wählern. Den umgekehrten Weg von den Grünen zur SP gingen 4544 Stimmen. Grüne auf vielen Listen Die Grünen sind übrigens die Partei, deren Kandidaten am häufigsten von den Wählern anderer Parteien auf die Liste gesetzt werden. Mehr als zehn Prozent der Stimmen, die für die Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen abgegeben wurden, stammen von anderen Listen. Die SVP liegt am anderen Ende dieser Skala – sie verdankt weniger als zwei Prozent ihrer Stimmen anderen Parteien. Diese stammen insbesondere natürlich von der FDP (FDP-Wähler haben übrigens prozentual gesehen die SVP stärker unterstützt als umgekehrt). Die Statistik zeigt auch auf, wer das Heu gar nicht auf derselben Bühne hat: EDU-Wähler haben lediglich 20-mal einen Vertreter der AL gewählt. Und umgekehrt gab es lediglich vier einzelne Nennungen. Die detaillierten Daten zum Urnengang, die auch auf die einzelnen Wahlkreise aufgeschlüsselt sind, finden sich im Internet (wahlen.winterthur.ch).
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