Heimatschützer gegen «Riesenklotz»
Vertreter des Zürcher Heimatschutzes machen gegen die Kunsthaus-Erweiterung mobil. Sie reichen sogar eine Stimmrechtsbeschwerde ein.
Nein, einen solchen Klotz wollen sie nicht. Die Exponenten des Aktionskomitees «Kunsthaus – so nicht» finden, das Projekt von David Chipperfield sei überdimensioniert, erdrückend und zu teuer. Warum, erklärten sie bei einem Rundgang auf dem Areal, auf dem der Erweiterungsbau hinkommen soll. Für Anton Monn, architektonischer Mitarbeiter und ehemaliges Vorstandsmitglied des Zürcher Heimatschutzes, Gemeinderat Richard Wolff (Alternative Liste) und Verkehrsingenieur Paul Stopper, ebenfalls ehemals Mitglied des Heimatschutz-Vorstands, wäre es unverantwortlich, das Projekt zu realisieren, weshalb sie sich gegen den Investitionsbeitrag der Stadt Zürich wehren. Er beläuft sich auf 88 Millionen Franken, wozu ein Einmalbeitrag und die Erhöhung der jährlichen Betriebskosten kommen. Ein Nein des Stadtzürcher Stimmvolks am 25. November soll den Weg freimachen für eine Kunsthaus-Erweiterung in bereits bestehenden Gebäuden.
«Städtebauliche Katastrophe»
Das Areal, auf das der Neubau zu stehen kommt, sei ein städtebauliches Juwel, erklärten Monn, Wolff und Stopper. Davon sieht man heute wenig, denn das Gelände ist mit Baracken überstellt, die bis vor Kurzem noch der Pädagogischen Hochschule dienten. Wären sie weg, ergäbe sich vom heutigen Kunsthaus aus ein schöner Blick auf die vor 170 Jahren eröffnete Alte Kantonsschule mit ihrer einzigartigen Freitreppe. Der grosse Bau Chipperfields würde diesen Blick verstellen. Dem Architekten sei kein Vorwurf zu machen, hiess es, die Vorgaben für den Wettbewerb hätten nichts Besseres zugelassen. Man habe ein viel zu grosses Volumen verlangt. Für die Bührle-Sammlung, für die man Platz schaffen will, brauche es weniger Raum. Der Riesenklotz passe nicht ins Quartier. Stopper sprach von einer städtebaulichen Katastrophe.
Ausserdem würde die Gartenanlage zerstört, der geplante Skulpturenpark sei ein minderwertiger Ersatz. Dass die beiden Turnhallen abgebrochen werden sollen, ist den Opponenten ebenfalls ein Dorn im Auge. Sie schlagen vor, auf das Neubauvorhaben zu verzichten und den Erweiterungsbedarf in bestehenden Gebäuden zu decken: in den beiden Turnhallen, im benachbarten Wolfbachschulhaus und in der Alten Kantonsschule, die nach dem Wegzug der Pädagogischen Hochschule frei geworden ist.
Die Opponenten stossen sich auch an den hohen Kosten. «Wir können uns nicht alles leisten», sagte Wolff, «man lebt ja nicht im Schlaraffenland.»
Abstimmung in Zweifel gezogen
Zudem wollen sich die Gegner mit einer Stimmrechtsbeschwerde wehren. Erstunterzeichner sei Peter Münger, sagte Richard Wolff, und die Beschwerde richte sich gegen die offizielle Abstimmungszeitung. Zum einen kämen die Gegner darin nicht zu Wort, obschon die ablehnende Minderheit im Gemeinderat beträchtlich gewesen sei (79 Ja zu 41 Nein). Zum andern werde in der Weisung keine Klarheit über die Kapitalfolgekosten geschaffen; beides sei aber von Gesetzes wegen gefordert. Die Abstimmung werde kaum verschoben, meinte Wolff, aber das Ergebnis könnte als ungültig erklärt und eine zweite Abstimmung angesetzt werden, wenn die Beschwerde erfolgreich sein sollte.
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