«Ich hatte nie Sex mit Ruby»
Rom. Silvio Berlusconi hat am «Ruby-Prozess» gestern alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestritten. Es bleibt ihm auch nichts anderes übrig: Eine Verurteilung würde das Ende seiner politischen Laufbahn bedeuten.
«Ich kann mit der grössten Gelassenheit ausschliessen, dass sich in meiner Villa irgendwelche Szenen sexueller Natur abgespielt haben», erklärte der ehemalige italienische Ministerpräsident vor dem Mailänder Strafgericht. Das gelte insbesondere auch für Karima El Mahroug, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Ruby Rubacuori («Ruby Herzensbrecherin»): «Ich hatte nie Sex mit Ruby», beteuerte Silvio Berlusconi.
Die marokkanische Heimausreisserin hatte im Sommer 2010 zu Protokoll gegeben, mehrfach an Festen in Berlusconis Villa in Arcore teilgenommen zu haben. Im Verlauf dieser Partys sei vom Hausherrn jeweils ein «Bunga-Bunga» veranstaltet worden, berichtete die damals Minderjährige den Beamten. Mit ihren Aussagen bescherte Ruby dem Premier eine Anklage wegen Sex mit Minderjährigen. Und wegen Amtsmissbrauchs: Berlusconi hatte 2010 ins Mailänder Polizeipräsidium angerufen, um – erfolgreich – auf eine Freilassung der wegen Diebstahls festgenommenen Ruby zu drängen.
Sex mit Minderjährigen und Amtsmissbrauch: Das sind Vorwürfe, die auch im skandalgewohnten und nachsichtigen Italien politische Karrieren ruinieren können. Berlusconi weiss das, und so hat er die Ruby-Affäre von Anfang an als Verleumdungskampagne der linken Medien dargestellt. Auch gestern: «Über die Abende in meiner Privatresidenz ist viel fabuliert worden», betonte Berlusconi beim Verlesen einer «spontanen Erklärung».
Der von der Staatsanwaltschaft behauptete Sex mit der minderjährigen Ruby dürfte dem Premier in der Tat schwer zu beweisen sein: Auch Ruby, die einmal sagte, Berlusconi überschütte sie mit Gold, damit sie den Mund halte, beteuerte immer, dass ihre Freundschaft zum Ex-Premier eine rein platonische gewesen sei. Ausserdem schwört Berlusconi, dass er damals nicht gewusst habe, dass Ruby minderjährig sei: Sie habe ihr Alter mit 24 angegeben, und sowohl ihr Aussehen als auch ihr Verhalten hätten dafür gesprochen, dass dies den Tatsachen entspreche, erklärte Berlusconi gestern.
Weitaus gefährlicher für Berlusconi ist der Vorwurf des Amtsmissbrauchs, sowohl von der Strafandrohung her als auch politisch. In seiner Verteidigungsstrategie schreckt der Ex-Premier auch vor abenteuerlichen Behauptungen nicht zurück: Er sei überzeugt gewesen, dass es sich bei Ruby um «eine Nichte des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak» gehandelt habe. Mit seiner Intervention beim Polizeipräsidium – einer «Amtshandlung», nicht einem Amtsmissbrauch – habe er eine «internationale Krise» verhindern wollen.
Das Ende der Karriere?
Für Berlusconi schwebt der Ruby-Prozess als Damoklesschwert über den Parlamentswahlen, die im Frühling 2013 anstehen. Beobachter gehen davon aus, dass ein erstinstanzliches Urteil noch in diesem Jahr fallen könnte. Berlusconi ist seit Wochen hin- und hergerissen, ob er sich noch einmal als Spitzenkandidat des Mitte-Rechts-Lagers aufstellen lassen soll. Es ist gut möglich, dass ihm die Mailänder Richter den Entscheid abnehmen werden: Eine Verurteilung würde die politische Karriere des Cavaliere wohl endgültig beenden.
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