Konflikt am runden Tisch zum Thema Verdingkinder
Der Verein Netzwerk-verdingt verlässt per sofort den runden Tisch zum Thema fürsorgerische Zwangsmassnahmen und kritisiert den Delegierten des Bundesrates scharf.
«Was im Juni 2013 hoffnungsvoll begann, entspricht heute, ein Jahr, später, keineswegs mehr den Anliegen und Bedürfnissen der Direktbetroffenen», teilte der Verein Netzwerk-verdingt gestern mit. Er kritisiert insbesondere den Delegierten des Bundesrats, Luzius Mader. Im Communiqué nennt der Verein den stellvertretenden Direktor des Bundesamts für Justiz einen «Verwaltungs- und Machtmenschen» mit «engem Denkkonzept». «Sein Wirken seit Ende Oktober stand stets klar auf der Seite der Täter und nicht der Opfer, trotz gegenteiligen Beteuerungen.» Die Teilnahme des Vereins am runden Tisch sei mit dem jetzigen Delegierten nicht mehr möglich, bekräftige der Vereinspräsident Walter Zwahlen auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Ob die anderen Opferorganisationen die Kritik des Vereins an Luzius Mader teilten, konnte er nicht sagen. Mit dem inhaltlichen Vorgehen zur Aufarbeitung der Vergangenheit ist der Verein laut Zwahlen einverstanden. Netzwerk-verdingt erwarte nun eine Massnahme von Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Mader reagierte auf Anfrage der SDA überrascht. Die Vertreter des Vereins hätten ihm gegenüber keine Kritik geäussert und den Austritt nicht angekündigt. Der Delegierte will nun das Gespräch mit dem Verein suchen. Die Kritik an ihm könne er aber nicht nachvollziehen. Er fühle sich von den anderen Opferorganisationen gestützt. Er schätzt die Zahl der Betroffenen fürsorgerischer Zwangsmassnahmen auf 10000 bis 15000.
«Nicht gescheitert»
Der runde Tisch sei nicht gescheitert, betonte Mader. Er verwies auf den Schlussbericht, den der runde Tisch voraussichtlich Anfang Juli verabschieden und anschliessend der Öffentlichkeit präsentieren wird. Bundesrätin Simonetta Sommaruga hatte sich Anfang 2013 im Namen der Landesregierung bei den Betroffenen entschuldigt und den runden Tisch eingesetzt. Er ist aus Betroffenen und Vertretern der involvierten Behörden, Organisationen und Institutionen zusammengesetzt und soll bei der Aufarbeitung der Vergangenheit eine zentrale Funktion einnehmen.
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