Mit acht Zahlen den Gemeindepuls fühlen
Wie eine Gemeinde finanziell dasteht und wie sie sich entwickelt – da reicht eine Kennzahl nicht aus. Das Gemeindeamt spannt hierzu ein Netz von acht solchen Zahlen über den Kanton.
Über die finanzielle Gesundheit einer Gemeinde sagt der Steuerfuss herzlich wenig aus («Landbote» vom 10. Januar). Zur Diagnose verwendet das Gemeindeamt acht Finanzkennzahlen. «Mit diesen Zahlen erhalten wir einen guten Einblick in den Zustand und die Entwicklung einer Gemeinde», sagt Heinz Montanari vom kantonalen Amt. Die letzten Kennzahlen enthält der «Bericht zur Aufsicht über die Gemeinden 2011» vom Oktober 2012 – für das Jahr 2010. Die Verzögerung gibt es, weil die definitiven Zahlen jeweils erst am Ende des dem Rechnungsjahr folgenden Jahres zur Verfügung stehen. Der nächste Bericht soll bald vorliegen. Finanzieller Zustand und … Schulden – also fremdes, aufgenommenes Geld – kosten Zinsen. Der Zinsbelastungsanteil ist ein Indikator für die Verschuldung. Ist das Zinsniveau wie derzeit tief, ist es der Zinsbelastungsanteil oft auch. Doch Vorsicht: Erst wenn dieses Niveau wieder ansteigt, zeigt sich, ob eine Gemeinde in der Lage ist, die Kosten für die Zinsen zu tragen und die Schulden zu tilgen. Im Jahr 2010 war der Zinsbelastungsanteil in den Gemeinden der «Landbote»-Region tief, mit Ausnahme von Winterthur und Sternenberg (mittel). Der Bruttoverschuldungsanteil zeigt, wie viele Schulden es, gemessen an den Einnahmen, in einer Gemeinde gibt. Dieser Anteil war 2010 in den meisten Gemeinden der Region gut oder sehr gut. Kritisch war er damals in Sternenberg und Unterstammheim, schlecht in Oberstammheim, Ossingen und Berg am Irchel sowie mittel in Turbenthal, Dättlikon, Volken, Humlikon und Waltalingen. Die Nettoschuld pro Einwohner ist ein Gradmesser für die Verschuldung einer Gemeinde. Sie zeigt den Betrag, den jeder Einwohner einmalig zur Tilgung aller Schulden durchschnittlich zahlen müsste. Liegt diese Schuld bei unter 1000 Franken pro Einwohner, gilt sie als tief, zwischen 3000 und 5000 als hoch. In Sternenberg war die Nettoschuld 2010 sehr hoch, in Kyburg, Winterthur sowie im Stammertal hoch. Mittel war sie damals in Bauma, Hofstetten, Schlatt, Humlikon, Adlikon, Ossingen und Rheinau. In den übrigen Gemeinden der Region war die Nettoschuld pro Einwohner 2010 tief. Die Eigenkapitalquote zeigt an, wie viel eigenes Kapital eine Gemeinde zur Deckung künftiger Defizite oder zur Finanzierung von Investitionen hat. Mit einer Quote von über 30 Prozent war der Puffer an Eigenkapital 2010 in den meisten Gemeinden der Region gross. In Hofstetten, Schlatt, Kyburg, Winterthur und Rheinau war sie aber gering, in Sternenberg, Ossingen, Unter- und Oberstammheim ausreichend. … finanzielle Entwicklung In welchem Ausmass eine Gemeinde ihre Investitionen durch eigene Mittel bezahlt, drückt der Selbstfinanzierungsgrad aus. Dieser Grad war zwischen 2004 und 2010 in 18 der 60 Gemeinden der «Landbote»-Region pro- blematisch, darunter zum Beispiel Wiesendangen, Pfungen, Illnau-Effretikon sowie neun Gemeinden im Weinland. Wie gross die Finanzkraft einer Gemeinde ist, zeigt der Selbstfinanzierungsanteil an. Zwischen 2004 und 2010 war dieser Anteil im gesamten Kanton nur in sieben Gemeinden gut: in Seegräben, Thalheim, Dägerlen, Henggart, Berg am Irchel, Flaach und Marthalen. Diese Gemeinden hatten in der Phase den höchsten Anteil an selbst erwirtschafteten Mitteln am Gesamtertrag. Dieser Anteil war in den übrigen Gemeinden der Region damals mittel oder schwach. Der Investitionsanteil zeigt, welcher Anteil der gesamten Ausgaben für Investitionen eingesetzt wurde. Zwischen 2004 und 2010 war dieser Anteil nur in Schlatt, Brütten, Hettlingen, Dägerlen und Feuerthalen schwach. Solche Gemeinden sollten prüfen, ob mit ihrem Investitionsverhalten die Substanzerhaltung der öffentlichen Anlagen gewährleistet ist. Die Jahresergebnisquote zeigt, ob der Haushalt einer Gemeinde ausgeglichen ist. Zwischen 2004 und 2010 war diese Quote in 22 der 60 Gemeinden der «Landbote»-Region gut bis sehr gut. Zehn dieser Gemeinden lagen damals im Weinland, sechs im Tösstal.
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