Nuancenreich und natürlich, ergreifend gestaltet
Der deutsche Tenor Christoph Prégardien und der Schweizer Pianist Ulrich Koella präsentierten am Dienstagabend im Stadthaussaal eine höchst empfindsame Winterreise.
Das verlorene Liebesglück, die Einsamkeit in einer kalten Winterlandschaft, die Abkehr von der Welt: Im Gedichtzyklus von Wilhelm Müller «Die Winterreise» spiegeln sich in der kargen und trostlosen Natur die düsteren Seelenzustände des Gesellen, der als einsamer Wanderer Abschied nimmt von seiner Liebsten und der Welt. Die Vertonung dieses Zyklus durch Franz Schubert geschah damals auf neuartige Weise.
Das Werk heute überzeugend zu interpretieren, ist jedoch nicht einfach. Umso mehr begeisterten Christoph Prégardien und Ulrich Koella am Dienstagabend im MusikkollegiumKonzert: Die Zuhörer kamen zahlreich zum Liederabend im grossen Saal, kaum ein Platz im Parkett war mehr frei, und sie wurden nicht enttäuscht: Gar Standing Ovations wurden den beiden Künstlern zuteil.
Sorgsam und eindringlich
Die beiden gingen nicht etwa expressiv und dramatisch mit dem Liederzyklus um, sondern interpretierten die kunstvoll gestalteten Lieder sorgsam und eindringlich, was sich schon in den ersten Zeilen des «Gute Nacht» offenbarte. Christoph Prégardien, der ein ausgewiesener Kenner von Schubert-Liedern ist und den Zyklus erst kürzlich wieder mit Michael Gees eingespielt hat, hob die feinen Nuancen in Schuberts Komposition präzise heraus, blieb dabei aber stets natürlich im Ausdruck.
Entsprechend agierte auch Ulrich Koella im Klavierpart, der hier eine wichtige Rolle innehat; subtil interpretierte er die Vielfalt in der harmonischen Gestaltung der Lieder. Besonders behutsam gelang dies in «Gefrorne Tränen», leicht und flüchtig in «Die Krähe», aber auch energischer in «Mut», wie er noch einmal im Wanderer aufkeimt. Im letzten Lied, «Der Leiermann», in dem noch einmal die Aussichtslosigkeit des Wanderers scheinbar gleichförmig und schlicht besungen wird und sich die Musik in Anlehnung an die Drehleier monoton und melancholisch drehend fortbewegt, wurde die Meisterhaftigkeit von Christoph Prégardien und Ulrich Koella abermals offensichtlich. Milder, aber nicht weniger ergreifend gestalteten sie ihre Winterreise.
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