Risikoanalyse für China
Eine Karte der Eawag veranschaulicht erstmals das Ausmass der Arsenbelastung in Chinas Trinkwasser. Betroffen sind 20 Millionen Menschen.
Dass das Grundwasser in einzelnen chinesischen Provinzen mit Arsen belastet ist, haben Forscher bereits in den 1970er-Jahren festgestellt. Ein neues Modell von Forschern der Eawag (Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz) in Dübendorf zeigt nun erstmals, wie hoch das mutmassliche Risiko im ganzen Land ist. Fast 20 Millionen Chinesen sind demnach abhängig von gesundheitsschädlichem Trinkwasser. Das betroffene Gebiet ist 14-mal so gross wie die Schweiz. Die entsprechende Studie wurde Ende August erstmals in der Fachzeitschrift «Science» publiziert.
Sie baut unter anderem auf Erkenntnissen auf, die das chinesische Gesundheitsamt in Erhebungen von 2001 bis 2005 gesammelt hat. Fast eine halbe Million Wasserstellen wurden getestet; bei fünf Prozent der Proben wurde eine Belastung von mehr als 50 Mikrogramm Arsen pro Liter festgestellt. Der internationale Grenzwert liegt bei einem Fünftel. Arsen ist natürlich in den Sedimenten enthalten. Geringe Mengen können sich durch Verwitterung im Grundwasser lösen. «Arsen wirkt äusserst toxisch und krebserregend», sagt Eawag-Forscher Michael Berg.
Neue Risikogebiete erkannt
Das neue statistische Modell der Eawag-Forscher führt die Daten der Behörden mit Erkenntnissen über Geologie, Topografie und Bodenbeschaffenheit zusammen. Ihre statistischen Erkenntnisse bildeten die Forscher auf einer Karte ab. Darauf finden sich grosse Gebiete, die bisher nicht als Risikozonen galten. Dazu zählen die Provinzen der Nordchinesischen Ebene und die Mitte der Provinz Sichuan.
Für die Eawag-Geochemikerin Annette Johnson ist klar, dass die chinesischen Behörden die Schätzungen der Studie nun mit Messungen in den ausgewiesenen Zonen prüfen müssen. «Jeden einzelnen der zehn Millionen Brunnen in China zu untersuchen, ist eine Aufgabe, die sehr schwer planbar ist», sagt sie. «Unser Modell zeigt aber auf, in welchen Gebieten man messen sollte.» Die chinesische Regierung verwende die Karte auch bereits.
Bei der Ausarbeitung des Risikomodells arbeiteten auch chinesische Fachleute wie Gaifun Sun von der China Medical University mit. Er untersucht seit 20 Jahren Fälle von Arsenvergiftungen in China. «Mittlerweile gibt es in jedem Dorf einen Patienten», sagt er.
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