Röstigraben zwischen ungleichen Kulturen
An der Informationsveranstaltung zur Initiative zur Schaffung einer Einheitsgemeinde offenbarte sich ein tiefer Graben zwischen dem Gemeinderat und der Schulpflege von Hettlingen.
Es begann harmlos: Zunächst präsentierte Gemeindepräsident Bruno Kräuchi seine Folien. Rund 50 Interessierte waren an die Infoveranstaltung zur Initiative gekommen, die von den Hettlinger Behörden eine Vorlage zur Bildung einer Einheitsgemeinde fordert (vgl. Box). Die Anzahl Einheitsgemeinden im Kanton Zürich sei zwischen 1975 und 2010 von 21 auf 70 angestiegen. Demgegenüber hätten sich die Primarschulgemeinden von 103 auf 66 reduziert. Die Vorteile einer Einheitsgemeinde liegen für den Hettlinger Gemeindepräsidenten auf der Hand: Nur noch ein Steuerfuss, ein Finanzhaushalt, eine gemeinsame Investitionsplanung und schliesslich nur noch eine Gemeindeversammlung seien für den Bürger einfacher zu überblicken. Wenn die Primarschulgemeinde in die Politische Gemeinde integriert werde, vereinfache das die Kommunikation zwischen den Behörden. Der zeitliche Aufwand minimiere sich, indem nicht mehr zwei Vertreter von zwei Behörden an den formellen Treffen teilnehmen müssten. «Für eine Gemeinde von unserer Grösse ist eine Behörde mit einem Gesamtüberblick wichtig», sagte Kräuchi. Und: «Wir fordern Sie dazu auf, vom Gärtchendenken und Röstigraben wegzukommen», meinte er an die Adresse der Schulbehörde.
Schulpräsident fehlte
Die Schulpflege wurde durch Nicole Knecht, Susana Sandholzer und Markus Kiser repräsentiert. Präsident Richard Angermeier und Vizepräsident Daniel Nadler seien wegen einer Viruserkrankung respektive einer Geschäftsreise verhindert. Sandholzer führte aus, dass das Zusammenspiel von Lehrpersonen und Kindern für ihre Behörde im Zentrum stehe. Eine gute Führung sei aber auch strategischer Natur und schaffe vorausblickend Strukturen. Mit einer Einheitsgemeinde sei der pädagogische Auftrag und damit die Schulqualität gefährdet. «Der Schulpflegepräsident würde im Gemeinderat mit einer Stimme gegen vier vermutlich häufig auf verlorenem Posten kämpfen», sagte Sandholzer. «Damit eine Heirat zwischen Behörden mit so unterschiedlichen Kulturen gelingt, braucht es viel Wertschätzung und Respekt.» Man habe bis jetzt keine verbindlichen Zusagen erhalten. «Zwangsverheiratungen sind in der Schweiz nicht zugelassen», so Sandholzer.
Auf Einladung der Politischen Gemeinde berichteten Seuzachs Schulpräsident Marco Calzimiglia sowie Rickenbachs Gemeindepräsidentin Bea Pfeifer, die auch als Schulverwalterin der Einheitsgemeinde Embrach tätig ist, von ihren Erfahrungen. Für sie sei die Einheitsgemeinde die richtige Gemeindeorganisation für die Zukunft, sagte Pfeifer. «Ich bin überzeugt, dass die Schulqualität nicht darunter leidet.» (Rickenbachs Gemeinderat will an der bevorstehenden Klausurtagung ausführlich über das Thema sprechen.)
«Wir wollen nicht mehr zurück», betonte Calzimiglia, räumte aber ein, dass sich das Pensum des Schulpräsidenten gegenüber früher verdoppelt habe. Der von der Schulpflege engagierte Berater Johann-Christoph Rudin sagte: «Eine Einheitsgemeinde kann nur gelingen, wenn ernst genommen wird, was man einbringt.» Mitinitiantin Prisca Koller betonte, dass es am 25. November nur darum gehe, die beiden Behörden an einen Tisch zu zwingen. «Wenn dann am nächsten Urnengang die Einheitsgemeinde richtig zur Abstimmung kommt, können Sie sie immer noch ablehnen.»
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