Schauspielerblut in den Genen
Zuckerbäckerin in Wien hätte sie werden sollen – stattdessen debütierte Christiane Hörbiger am Burgtheater und setzte die Tradition der Hörbiger-Dynastie fort. Am Sonntag wird die Schauspielerin 75 Jahre alt.
Die ARD feiert die «Grande Dame» des deutschsprachigen Fernsehens mit vier Filmen, darunter zwei neuen. «Es gibt im Fernsehen schon wunderbare Rollen für ältere Frauen, man muss nur bereit sein, sich von der Rolle der Liebhaberin zu verabschieden und die der Grossmutter zu übernehmen», sagt Christiane Hörbiger. In den beiden neuen Filmen, die am 14. und 18. Oktober zu sehen sind, beeindruckt sie mit ihrer eindringlichen Darstellung einer Alzheimerpatientin («Stiller Abschied») und erfreut als positive, strahlende Mittsiebzigerin («Zurück ins Leben»).
«Christiane Hörbiger ist imstande, eine ordentliche Seifenoper in ein ausserordentliches Drama zu verwandeln», schrieb der österreichische Journalist Ulrich Weinzierl einst über Hörbiger, die mit der TV-Serie «Das Erbe der Guldenburgs» in den 1980er-Jahren einem breiten Publikum bekannt geworden war. Im Fernsehen hat sie seit Langem Erfolg, indem sie starke Frauen verkörpert. Manchmal veredelt sie einfach nur seichte Stoffe, dann aber wieder trumpft sie in mutigen Rollen mit ernsten Themen auf.
Die Liebe zur Darstellungskunst liegt in der Familie: Als Tochter des Schauspielerehepaares Attila Hörbiger und Paula Wessely wurde sie 1938 in Wien geboren. Auch ihr Onkel Paul Hörbiger verdiente sein Geld auf der Bühne. Hörbigers Schwestern Maresa Hörbiger und Elisabeth Orth wurden ebenfalls Schauspielerinnen. Dabei wollten die berühmten Eltern die Töchter eigentlich von der Schauspielerei fernhalten, ihrer Mutter schwebte für die Mittlere eine Zuckerbäckerlehre vor. Was für eine Belastung der Name Hörbiger sein kann, bekam die junge Christiane schnell zu spüren. Die Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien nach dem Schulabschluss brach sie wegen eines Filmangebots nach vier Wochen ab und ging wenig später auch ans Theater. Doch der Vergleich mit den Eltern war für die junge Frau in der Heimat überall präsent.
Ihr Bühnendebüt in Lessings «Nathan der Weise» am Burgtheater (1959)fand wenig Wohlwollen bei den Kritikern. Um sich von Mutter und Vater zu emanzipieren, verliess sie Wien und erspielte sich an verschiedenen Theatern wie dem Zürcher Schauspielhaus, wo sie von 1967 bis 1985 zum Ensemble gehörte, einen Namen als Künstlerin. Mit dem Theater hat die österreichisch-schweizerische Schauspielerin inzwischen abgeschlossen. «Ich habe alles gespielt und überhaupt nicht den Ehrgeiz, der erste weibliche King Lear zu sein oder etwas in der Art», sagte sie mal der Zeitschrift «Bunte».
Nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes, des Schweizer Journalisten Rolf R. Bigler (1930–1978), war Hörbiger alleinerziehende Mutter. Ihr Sohn Sascha (*1968) ist ebenfalls dem Film verbunden; er arbeitet als Regisseur. Sie sei «demütig und dankbar dafür, dass es mir so gut geht», sagt Hörbiger heute: «Ich mache jeden Tag meine Turnübungen und gehe mit meinem Mops Loriot spazieren. Das hält mich fit. (...) Und ich glaube an Gott.»
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