Smileys motivieren Wirte zu grösserer Hygiene
Eine einsehbare Hygiene-Ampel für Gaststätten in Form von Smileys gibt es seit 2001 an der Tür jedes dänischen Restaurants. In zehn Jahren stieg die Zahl der Lokale ohne Beanstandungen um 23,7 Prozent.
In Dänemark erkannte man das Problem fehlender Hygiene in mit Lebensmitteln hantierenden Geschäften schon 2001. Damals führte das Ministerium für Nahrungsmittel, Landwirtschaft und Fischerei ein Hygiene-Bewertungssystem ein, das aus vier unterschiedlich lächelnden Strichgesichtern (Smileys) besteht. Die Smiley-Aufkleber befinden sich heutzutage gesetzlich zwingend in allen Geschäften, die Lebensmittel und Getränke vertreiben. Dazu zählen nicht nur gewöhnliche Restaurants. Auch Fleischereien, Kantinen, Bäckereien, Gemüseläden, Würstchenbuden, Supermärkte, Kioske und Bars.
Gut sichtbar angebracht
Die Smileys, die von Kontrolleuren des dänischen Amtes für Lebensmittel nach ungefähr einstündigen Prüfaufenthalten im Betrieb vergeben werden, müssen gut sichtbar für Kunden am Eingang angebracht werden. Kunden sollen sie bereits vor dem Eintreten sehen können, um nicht in den Zugzwang einer Bestellung zu geraten. Auch soll die Hygienemarke auf der Internetseite der Betriebe abgebildet werden, mit einem Link zum amtlichen Hygienereport auf der öffentlich zugänglichen Internetseite findsmiley.dk. Das beste Smiley lächelt den eintretenden Gast in einem schönen runden Bogen an (Note 1). Hier gibt es vom Nahrungsmittelamt keinerlei Beanstandungen. Ein weiteres lächelt etwas flacher (Note 2). Das bedeutet, das Restaurant wurde auf Verbesserungen hingewiesen ist aber durchaus noch im Rahmen der Anforderungen. Ab Note 3, einem Smiley, das nur einen horizontalen Strich als Mund aufweist, also eigentlich gar nicht mehr lächelt, wird es dann peinlicher für die Betreiber. Es zeigt an, dass Hygiene-Richtlinien nicht ganz entsprochen wurde und der Betrieb wird aufgefordert, Mängel bis zum nächsten unangekündigten Prüftermin zu beheben. Die Note 4 ist dann ein Smiley mit einem schmollenden Mund. Hier gab es Beanstandungen, die trotz Aufforderung nicht behoben wurden. Oft wurde eine Strafgebühr ausgestellt oder gar bei der Polizei angezeigt. Seit 2008 gibt es, zum Ansporn der Klassenbesten, noch ein zusätzliches «Elite-Smiley». Es besagt, dass die Hygiene des Betriebes die gestellten Hygiene-Erwartungen sogar übertrifft. Es lächelt voll und rund, und ist zusätzlich mit dem Wort «Elite» markiert.
Deutliche Verbesserung
Die Transparenz hat auch auf die Gastronomie Wirkung gezeigt. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre seit Einführung der Bewertungsmarken hat sich die Hygiene in dänischen Betrieben, die mit Lebensmitteln hantieren, deutlich verbessert. Zu Beginn der Smiley-Einführung erhielten noch 70 Prozent der Betriebe ein schönes, rundes Smiley. Heute ist die Zahl der Betriebe ohne wesentliche Beanstandungen um 23,7 Prozent gestiegen.
Kritiker: «Eine Farce»
Allerdings gibt es auch schwarze Schafe und einiges an Kritik. So fordern Politiker neben Smileys einen zusätzlichen «Pizzacheck» einzuführen. Der Grund: Die Pizzeria Yellow Rose im Kopenhagener Stadtteil Vesterbro bäckt nach insgesamt 13 «sauren Smileys» und trotz zahlreichen Polizeianzeigen noch immer ungestört ihre Pizzen. Viele Restaurantchefs, vor allem von den feineren, etablierten Lokalen, wie Lee Rasmussen vom traditionell dänischen Restaurant Paustien hält die Smileys für eine halbe Farce. «Es ist viel Bürokratie für uns. Die Kontrolleure sammeln nur die Zahlen ein, welche die Gastronomen ihnen aufschreiben. Es fehlt an praktischen Kontrollen. Nicht einmal das Essen probieren sie. Ich glaube, dass die Hälfte aller Restaurants schummelt», sagt der Chef eines traditionellen Hauses.
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