Spezialeinsatz im Schutzanzug
Beim Abbruch einer Garage beim Bahnhof Bauma war Vorsicht geboten: Weil die Wände mit asbesthaltigen Eternitplatten verkleidet waren, mussten die Arbeiter Schutzanzüge tragen.
Am Bahnhof Bauma spielten sich in den letzten beiden Tagen Szenen ab wie in einem Science-Fiction-Film: Männer in weissen Ganzkörper-Schutzanzügen mit Handschuhen, Brillen und Gesichtsmasken machten sich an einer Garage zu schaffen. Ein ziemlich beängstigendes Bild. Die Aufmachung war allerdings eine reine Vorsichtsmassnahme. In den Kleidern steckten «normale» Bauarbeiter, die sich gegen eine unsichtbare Gefahr schützten: Asbest. Denn die rund sechs Meter lange und drei Meter breite Einzelgarage war innen mit asbesthaltigen Eternitplatten verkleidet. «Deshalb galt beim Abriss besondere Vorsicht», erklärt Bauleiter Moritz Daubenberger von der Schällibaum AG, die im Auftrag der SBB die Arbeiten koordiniert. Die mikroskopisch kleinen Asbestfasern haben nämlich eine heimtückische Seite. Werden sie freigesetzt, können sie in die Lunge gelangen und nur bedingt vom Organismus abgebaut oder ausgeschieden werden. Die Folge: Schon geringe Konzentrationen können Krebs auslösen und töten – oft erst Jahrzehnte nach dem Einatmen. Deshalb gilt in der Schweiz seit 1990 ein Asbestverbot. Zuvor war das Baumaterial wegen seiner hervorragenden Eigenschaften sehr beliebt. Denn Asbest isoliert gut, ist elastisch, feuerfest, säurebeständig und verbundfähig. Daher schlummert er noch heute in vielen Fassadenverkleidungen, Wand- und Bodenbelägen, Zwischenböden oder Blumenkisten. «Gefährlich wird es aber erst, wenn das Material stark beansprucht und dadurch Feinstaub freigesetzt wird», sagt Daubenberger. Zum Beispiel beim Fräsen oder Bohren. Schutzkleidung vernichtet Die Abbauarbeiten gingen in Bauma zügig voran. Innerhalb von 24 Stunden war die Garage bis auf die Grundmauern abgetragen. Das asbesthaltige Material wurde vorsichtig in eine Mulde gelegt und abtransportiert. Es wird in der Inertstoffdeponie Schwanental in Eglisau entsorgt. «Auch die ganze Schutzkleidung musste vernichtet werden», erklärt Daubenberger. Die alte Garage auf dem Bahnhofgelände musste weichen, weil die SBB ein neues, 15 Meter langes und 6,5 Meter breites Technikgebäude erstellen wollen. Damit das Fundament dafür gelegt werden kann, müssen auch noch die ehemaligen Schrebergärten an den Bahngleisen verschwinden. Dies erfordert laut Daubenberger weitere Spezialabklärungen. «Hierbei geht es allerdings um die Spätfolgen von Dünger.» So mussten Bodenproben genommen werden, um die Belastungen zu eruieren. Die Laborresultate stehen noch aus. Je nachdem, wie diese ausfallen, muss auch das Bodenmaterial speziell entsorgt werden. Rückstände könnten sich laut Daubenberger theoretisch bis zu einer Tiefe von 30 bis 50 Zentimetern abgelagert haben. Bauma als Sonderfall Neben dem Technikgebäude wird auch noch ein Gastank im Boden versenkt, um die Schienen heizen zu können. Die Bauarbeiten am Bahnhof Bauma, die Anfang März in Angriff genommen wurden, stehen im Zusammenhang mit der Modernisierung und Automatisierung der Tösstallinie (siehe verlinkten Artikel). Eine so spezielle Situation wie am Bahnhof Bauma präsentiert sich laut Daubenberger nirgendwo auf der Strecke zwischen Kollbrunn und Wald: «Sonst haben wir es bei den Bauarbeiten nicht mit Asbest zu tun.» Dies sei ein Spezialeinsatz gewesen.
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