Vogelstimmen sind auch Musik
Vogelstimmen haben Eingang in viele musikalische Kompositionen gefunden und sind Gegenstand der Forschung. Ein Referat ging beiden Spuren nach.
Christian Marti ist Biologe und spielt in seiner Freizeit Bratsche, Geige, Blockflöte, Gitarre und Cello. Er ist Betriebsleiter und Bibliothekar der Vogelwarte Sempach, sodass er in der Reihe Museumsvorträge des Naturmuseums am Samstag aus einem reichen Wissensfundus schöpfen konnte. Sein Vortrag hatte grossen Unterhaltungswert: Er imitierte pfeifend Vogelstimmen, ahmte auf der Bratsche und mit der Blockflöte den Gesang von Vögeln nach, und beim bekannten Lied «Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem Wald» forderte er das zahlreiche Publikum auf, mitzusingen. Das Anfangsmotiv des Liedes «D Zyt isch do, d Zyt isch do» wiederum sei eine musikalische Fassung des Kohlmeisengesangs, erklärte Marti. Nur sei davon im Liedtext nicht die Rede. Wachtel und Kuckuck Dann kam der Biologe zu Wort. Gesang und Rufe hätten im Leben der Vögel wichtige Funktionen. So singen die Männchen zur Revierverteidigung und um Weibchen anzulocken. «Nicht nur Wissenschaftler befassen sich mit Vogelstimmen, auch Komponisten liessen sich davon inspirieren», spannte Marti den Bogen weiter. Von der frühen Renaissance bis heute seien zu allen Zeiten Vogelstimmen imitiert worden. So hat sich Händel in einem Orgelkonzert dem Kuckuck und der Nachtigall gewidmet, und Mozart hat mit dem «Dorfmusikantensextett» wohl ein Requiem auf seinen kurz zuvor verstorbenen zahmen Star geschrieben. Die Beispiele reichten von Vogelstimmenmusik bis zu «Vogelstimmungsmusik», das heisst von der naturgetreuen Imitation von Vogelstimmen bis zu Werken, die mit dem Bezug auf Vögel eine besondere Stimmung erzeugen möchten. So hat der französische Komponist Olivier Messiaen Vogelstimmen intensiv studiert, auf Tonband aufgezeichnet, in Noten gefasst und möglichst naturgetreu in seinen Kompositionen umgesetzt. Die Wirkung eines Musikstücks könne aber auch davon abhängen, dass die Vogelstimmen vom Publikum erkannt werden. Das wohl bekannteste Beispiel dafür ist Beethovens sechste Sinfonie. Am Schluss des zweiten Satzes erklingen Nachtigall, Wachtel und Kuckuck.
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