Wenig Konkretes gegen Korrupte
Bern. Der Bund will die Sportverbände beim Kampf gegen die Korruption unterstützen. Ein Bericht zeigt mögliche Ansatzpunkte. Diese sind allerdings noch wenig konkret. Dennoch wird schon Kritik laut, man habe den wichtigsten Hebel aus der Hand gegeben.
Grundsätzlich sei es die Sache des Sports, dafür zu sorgen, dass es beispielsweise bei der Vergabe von Wettkämpfen nicht zu Korruption komme. Dies ist die grosse Prämisse, die im gestern vom Bundesrat gutgeheissenen Bericht «Korruptionsbekämpfung und Wettkampfmanipulation im Sport» gemacht wird. Im 70-seitigen Schreiben wird allerdings auch darauf hingewiesen, dass es den Sportverbänden trotz Reformbemühungen bislang nicht gelungen ist, Korruption effizient zu verhindern. Aus diesem Grund will der Bund die Verbände unterstützen.
Der Bericht, ursprünglich motiviert durch eine Motion des St. Galler SVP-Nationalrats Roland Büchel, beschäftigt sich mit den Phänomenen Korruption sowie Spielmanipulation und Wettbetrug. Dabei macht er vor allem eines deutlich: Der Kampf gegen diese Probleme ist schwierig. Zum einen sei ein Erfolg wegen der grenzüberschreitenden Dimensionen der Betrügereien nur international zu erreichen. Aus diesem Grund will der Bund die Zusammenarbeit mit anderen Ländern ausbauen.
Rechtslage ist unklar
Zum anderen erschwert eine unklare Rechtslage den Kampf gegen die Korruption. Die Herausforderung ist die besondere Stellung der internationalen Sportverbände. Sowohl die Idee einer Gleichstellung der Verbände mit internationalen Organisationen als auch die Gleichstellung von Sportfunktionären mit fremden Amtsträgern werden im Bericht als zu problematisch verworfen. «Am Ende verlangt eine Fifa-Sekretärin einen Diplomatenpass», sagt dazu Roland Büchel und verdeutlicht damit die Bedenken des Bundesrates.
Er ist zufrieden, dass der Bericht erstellt worden ist, wenn auch ein Jahr später als gewünscht. Jetzt müssten die Vorschläge diskutiert und konkretisiert werden. Gute Chancen gibt er jenem, der auf einer Initiative von Nationalrat Carlo Sommaruga (SP, GE) fusst: Die Bestechung von Privaten soll Offizialdelikt sein. Früher hätte ein solcher Vorschlag Büchels Ansicht nach keine Mehrheit gefunden. «Doch der Wind, der korrupten Funktionären aus dem Parlament entgegenbläst, ist rauer geworden.»
An anderer Stelle wird Büchels Kritik aber heftig. Was national über das neue Sportförderungsgesetz möglich ist, wird auf internationaler Ebene ausgeklammert: Setzt sich ein Schweizer Verband zu wenig für Fairness ein, kann ihm der Bund Fördergelder verweigern. Für internationale Verbände solle das laut dem Bericht aber keine gute Idee sein: «Gezielte Interventionen des schweizerischen Gesetzgebers etwa im Bereich des Steuer- oder Vereinsrechts zur Durchsetzung eines regulatorisch zu definierenden Governance-Standards sind weder politisch noch rechtlich zielführend.»
So etwas dürfe man nicht in einen solchen Bericht schreiben, findet Büchel. «Man gibt damit den wichtigsten Hebel aus der Hand, mit dem man die grossen Sportorganisationen hätte motivieren können, ihren Kampf gegen die Korruption intensiver zu führen.» Schliesslich sei es einzig die Sprache des Geldes, die die Verbände verstünden.
Ob sie nur diese Sprache verstehen, muss offenbleiben. Auf jeden Fall verstanden haben sie, dass diese Passage von Bedeutung für sie ist. In der kurzen Medienmitteilung der Fifa, die vom Bericht «Kenntnis genommen» hat, ist es, neben dem Lob für Reformen innerhalb der Fifa, die einzige Passage aus dem Bericht, die wörtlich zitiert wird.
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