"Wir haben lange genug diskutiert"
Nach gut vier Jahren verlässt Sean Simpson Ende Mai Swiss Ice Hockey. Im Interview erklärt er, weshalb er sich entschieden hat, den Job als Nationaltrainer aufzugeben und seinen Vertrag mit dem Schweizer Verband nicht zu verlängern.
Sean Simpson, Sie haben gesagt, dass es Ihnen schwer gefallen sei, den Job als Schweizer Nationaltrainer aufzugeben. Trotzdem verlassen Sie Swiss Ice Hockey. Weshalb? "Es war wirklich kein einfacher Entscheid. Mein Wunsch war weiter zu machen, das ist klar. Ich bin jeden Tag stolz, Schweizer Nationaltrainer zu sein. Ich hatte meine Ideen für die Zukunft und der Verband hatte seine. Wir haben uns einfach nicht gefunden. Wir haben monatelang versucht, eine Lösung zu finden. Am Schluss blieben beide Seiten bei ihren Vorstellungen." Sind Sie enttäuscht darüber, dass es so weit gekommen ist? "Ja, ich bin enttäuscht. Es war respektive ist noch immer eine Ehre für mich, diesen Job als Nationaltrainer zu haben. Es ist schade, dass es nicht weiter geht. Aber ich blieb meinen Prinzipien treu. Und deshalb stehen wir heute an diesem Punkt. Das geschieht manchmal im Leben." Es ging in den Verhandlungen zuletzt offensichtlich nur noch um Details, um Modalitäten. Trotzdem kam keine Einigung zustande. Sehen Sie das Scheitern der Verhandlungen als fehlendes Vertrauen seitens des Verbandes? "Über Details zu diskutieren, ist nicht nötig. Ich habe bis jetzt im ganzen Prozess nicht über die Vertragssituation gesprochen und möchte das auch jetzt nicht tun. Wir haben einander nicht gefunden. Das ist schade, wahrscheinlich für beide Seiten. Aber es ist jetzt einfach so." Sie werden ihre Karriere als Klubtrainer fortsetzen. Wissen Sie schon mehr über Ihre Zukunft? "Ja, ich habe vor wenigen Tagen einen Vertrag mit einem Klub unterschrieben. Um welchen Klub es sich handelt, wird auskommen, sobald dieser Klub seine Saison beendet hat. Das kann sechs Wochen dauern oder auch drei Monate. Es wird ein Klub im Ausland sein, ein Schweizer Nationaltrainer kann nicht direkt zu einem Klub in der Schweiz wechseln." Wann ist in Ihnen der Entscheid gereift, dass Sie das Nationalteam und die Schweiz verlassen werden? "Ich habe den Vertrag erst nach Sotschi unterschrieben. Es waren ein langer Prozess und intensive Verhandlungen. Kurz vor den Olympischen Spielen haben sowohl ich als auch der Verband gesagt, dass wir uns auf das Turnier in Sotschi fokussieren wollen. Nach Sotschi wollte ich rasch einen Entscheid treffen. Wir hatten davor lange genug diskutiert. Nun ist es, wie es ist." Was bleibt von der Ära Simpson - ausser der Silbermedaille vom letzten Frühling? "Wir hatten nicht nur Erfolg, sondern auch eine wunderschöne Art zu spielen. Mir ist es lieber, einmal den WM-Final zu erreichen und stattdessen einmal das Minimalziel zu verfehlen, als viermal Achter zu werden. Wir gingen immer in ein WM-Turnier hinein, um das Maximum zu erreichen. Ich hoffe, dass diese Einstellung bleibt, obwohl man dann halt vielleicht einmal die Viertelfinals verfehlt. Ich kam mit dem Vertrauen des Champions-League-Siegs mit den ZSC Lions in den Job und versuchte, genau gleich spielen zu lassen. Letztes Jahr gewannen wir dann so die Silbermedaille." Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation des Nationalteams? "Die Nationalmannschaft wird auch ohne mich erfolgreich sein, sie ist nicht abhängig von einer Person. Das Schweizer Eishockey ist stark. Wir wissen, dass wir gut sind und alle Nationen schlagen können. Immer mehr Spieler schaffen den Sprung in die NHL. Das ist gut. Wir kommen immer mehr in die Situation, wie sie die Russen, Tschechen und Schweden schon seit Jahren haben." Sie bestreiten im Mai noch eine WM, obwohl Sie wissen, dass Sie das Team danach verlassen werden. Mit welcher Einstellung gehen Sie in dieses Turnier? "Wir müssen ehrlich sein, eine optimale Situation ist das natürlich nicht. Aber ich bin genug Profi und lange genug im Geschäft. Ich habe einen Vertrag bis nach der WM und den will ich so gut wie möglich erfüllen. Ich hoffe, dass die Spieler genau gleich gerne in das Nationalteam kommen wie bisher und dass die Vertragssituation keinen Einfluss hat. Zusammen möchten wir einen guten und erfolgreichen Abschluss hinkriegen."
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