«Wir halten den Bau nicht mit Zahnbürsten auf»
An der Florastrasse in Elgg soll eine Neubausiedlung entstehen. Weil auf dem Gelände archäologisch wertvolles Material gefunden wurde, ist nun aber zuerst die Kantonsarchäologie an der Reihe. Leiter Beat Eberschweiler über die Ausgrabungen und warum er gerne mit Baufirmen zusammenarbeitet.
Was macht die archäologische Grabung an der Florastrasse in Elgg speziell? Beat Eberschweiler: Es ist in mehrerlei Hinsicht ein Glücksfall. Zum einen ist die Parzelle mit 11 000 Quadratmetern sehr gross. Damit bietet sich die einmalige Chance, zwei mittelalterliche Siedlungen und ihre Strukturen grossflächig untersuchen zu können. Zum anderen konnten seltene Gegenstände aus der Übergangszeit Römer/Frühmittelalter geborgen werden. Einer Zeit, aus der wir erst wenige Funde haben. Die geplante Überbauung wird dadurch allerdings um ein Jahr verzögert. Die beste archäologische Grabung ist eigentlich keine Grabung. Denn eine solche bindet viele Ressourcen und ist mit grossem Aufwand verbunden. Deshalb überlegen wir immer, ob eine Grabung wirklich nötig ist. Im vorliegenden Fall in Elgg liess die Qualität der Sondierungen aber nichts anderes zu. Es wäre unverantwortlich gewesen, wenn alles zerstört worden wäre, ohne es zuvor untersuchen zu können. Trotzdem ist der Archäologe auf der Baustelle nicht gerade ein gern gesehener Gast. Das Klischee ist falsch. Wir halten die Bauwirtschaft nicht mit Zahnbürsten auf. Aus den letzten 30 Jahren sind mir nur zwei Fälle bekannt, in denen es überraschend zu wirklich langen Verzögerungen kam. Das war beim Parkhaus Opéra und bei der Zentralbibliothek in Zürich. Sonst sind die Zonen, wo archäologische Funde zu erwarten sind, gut kartiert. Dadurch sind wir meist schon wieder weg, wenn gebaut wird. Wie hoch schätzen Sie die Gefahr ein, dass Bauunternehmen Grabungen extra umgehen? Das kommt kaum vor. Die soziale Kontrolle ist sehr hoch. Fast überall gibt es Historiker oder Interessierte, die uns jeweils auf Sachen aufmerksam machen. Auch die Bauherren sind mittlerweile sehr aufgeschlossen. Wir arbeiten zudem sehr gut mit den Baufirmen zusammen.
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