«Wir wollen ein Mitmachradio bleiben»
Fünf Jahre ist das Alternativradio Stadtfilter auf Sendung. Es habe sich auf dem Platz Winterthur einen Namen gemacht, sagt Andrew Wolfensberger, Redaktor der ersten Stunde. Noch immer seien Gäste aber erstaunt über die «fast profimässige» Arbeit im Studio.
Seit fünf Jahren ist das Alternativradio Stadtfilter nun in Winterthur zu hören, dies, obwohl immer wieder zu vernehmen war, das Geld werde knapp. Wie sieht es heute aus?Andrew Wolfensberger: Ja, es gibt uns wirklich auch nach fünf Jahren noch (lacht). Und auch finanziell stehen wir zurzeit auf stabiler Basis. Ich glaube, wir haben gezeigt, dass wir bei diesem Radio nicht einfach vor uns hinwursteln, sondern dass auf uns auch Verlass ist.Der Sender hat sich in den fünf Jahren aber neu ausrichten müssen, das wilde Piratenradio der ersten Monate macht heute gesponserte Themenwochen.Diese Themenwochen sind nicht primär aus finanziellen Überlegungen entstanden, sondern aus Interesse der Redaktion. Dass diese auch Sponsoren gefallen, ist umso besser. Wir mussten in diesem Bereich auch einiges dazulernen, vor fünf Jahren ging man davon aus, es sei relativ einfach, Geld zusammenzubekommen. Dass heute auch eine Bank zu unseren Sponsoren zählt, hätten damals wohl die wenigsten erwartet. Wir lassen uns davon aber nicht korrumpieren. Bei uns kann jede und jeder ans Mikrofon treten und da auch die Sendungen machen, die er will. Wobei selbstverständlich Senderichtlinien ausgearbeitet wurden, die gelten. Sponsorengetreue Direktiven herauszugeben, wäre aber schon rein organisatorisch nicht möglich. Wir sind ein Mitmachradio und das wollen wir auch bleiben.Besteht da nicht die Gefahr der Beliebigkeit? Hätte sich der Sender nicht stärker auf Kernkompetenzen konzentrieren sollen, beispielsweise die Indie-Musik?Für unser Musikangebot sind wir bekannt: Wer nicht dreimal pro Tag das gleiche Mainstream-Stück hören möchte wie bei den Privatradios, schaltet in Winterthur Stadtfilter ein. Nur noch auf die Musik zu setzen und das ganze Programm radikal auf ein urbanes Spartenradio à la FM 4 umzubauen, kann aber nicht unser Ziel sein. Wir wollen wie gesagt ein offenes Mitmachradio bleiben. Unsere Sendungsmacherinnen und -macher sorgen schon dafür, dass keine Beliebigkeit entsteht.Wer ist denn die Stammhörerschaft von Stadtfilter?Es läuft eine Mitgliederbefragung. Enge Zusammenarbeit haben wir mit den Lokalen der Winterthurer Alternativkultur, aus deren Publikum stammt wohl auch ein Teil unseres Publikums und von dort aus machen wir ja auch Sendungen.Für die Musik ist Stadtfilter bekannt. Vertiefte politische Recherchen waren in den letzten fünf Jahren aber eher selten.Das stimmt, wir mussten uns aber auch eingestehen, dass wir mit 450% bezahlten Stellen hierzu schlicht das Personal nicht haben. Dazu kam, dass wir die Organisationsstrukturen umbauen mussten. Da musste sich vieles auch erst einspielen, es gab viele Wechsel. Unsere Berichterstattung, etwa zur Tanzdemo im Herbst, war aber durchaus politisch. Und auch bei den Stadtratswahlen haben wir alle Kandidaten interviewt, nur Polizeivorsteherin Barbara Günthard-Maier kam damals nicht ins Studio.…weil der von «Stadtfilter» gewählte Ton ihr gegenüber nicht immer salonfähig war.Es mag sein, dass da übertrieben wurde. Allerdings glaube ich, dass wir gezeigt haben, dass wir mit allen Kandidaten, egal welcher Partei, in den Interviews fair sind. Wir haben bewiesen, dass wir bei politischen Gesprächen und Themen ernst genommen werden sollten. Es gab manch einen Interviewgast, der erstaunt war, als er in unseren Redaktionsräumen stand und feststellte, «hier wird ja richtiges Radio gemacht», und zwar fast profimässig.Wen wünschen Sie sich als zukünftigen Interviewgast für den Sender?Barbara Günthard-Maier.Und über die Stadtgrenzen hinaus?(Überlegt)Eine Band?Nein, die meisten Schweizer Bands sind ausgesprochen langweilige Interviewpartner. Mit «Musikantenstadel»-Moderator Andy Borg würde ich gerne einmal eine Sendung machen.Jubiläumsfeier: Morgen Samstag, 31.5., ab 18.30 Uhr im Gaswerk Winterthur, u.a. mit den Bands The Brew (GB) und Kamtchatka (S)
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