Zeugen vergangener und künftiger Tage
Ein ambitionierter Maler verschönerte in den 1950er-Jahren das Dorf. Das Handwerk hatte es ihm besonders angetan.
Die meisten Fresken bilden biblische Motive ab und finden sich folglich in Kirchen und Kathedralen wieder. Die Freskomalerei ist eine spezielle Art der Wandmalerei und wurde bereits in der Antike erfunden. Im Mittelalter vernachlässigt, blühte die Freskomalerei in der Renaissance wieder auf.
Wie in jeder Kunstform gibt es auch hier verschiedene Stilrichtungen, beispielsweise die Himmelsmalerei, Panoramen, Rundumbemalungen, Graumalerei und Tafelbilder. Jede Darstellungsform brachte ihre eigenen Künstler hervor. Die Wandmalerei verfügt über eine enorme Vielfalt von Aussagen. Mit ihrer Hilfe schafft der Künstler imaginäre Räume für den Betrachter, suggeriert grenzenlose Weite oder lässt ganze Wände «verschwinden».
Wandbild-Boom im Wila
Das Malergeschäft von Arnold Huber offerierte in den 50er-Jahren etwas Besonderes. Huber, der sich als Künstler und Freskant sah, tat mehr als nur Wände malen und verputzen. Er verschönerte die Gebäude mit wundervollen Wandbildern nach eigenen Ideen. Manche waren berufsbezogen, wie jene an der Sägerei oder der Dorfkäserei in Wila.
Andere hatten freie Motive. Die Westwand des Hauses der einstigen «Sagi» zeigt Holzfäller bei der Arbeit. Täuschend echt liegt die Säge am Fusse der gefällten Bäume, während die Holzfäller kraftvoll ausholen und ihre Äxte schwingen.
Ganz anders ist das Motiv eines Privathauses. Dort erheben sich Wildgänse aus dem Nass eines schilfbewachsenen Wassers Richtung Himmel. Wohin sie fliegen? Das wusste nur der Künstler selbst.
40 Jahre Käserei
Die Dorfkäserei, erstmals Ende des 19. Jahrhunderts erwähnt, zeigt in ihrer klassischen Wandmalerei im Hintergrund den Käser, der seine Milch rührt. Seine hochgekrempelten Hemdärmel lassen unschwer erkennen, wie mühevoll diese Arbeit ist. Im Vordergrund transportiert er einen grossen schweren Käselaib. Die Zufriedenheit über sein gelungenes Werk steht ihm ins Gesicht geschrieben.
Eine weitere Szene zeigt eine Mutter, in der Hand eine Kanne Milch, die ihre beiden Töchter betrachtet, wie sie genüsslich an ihren Milchgläsern nippen. Dieses Fresko, vollendet in seiner Darstellungsform, illustriert in knappen Schritten den Entstehungsweg von der Milch zum Käse. Während 40 Jahren wurde die Käserei in Wila von Helen und Alfred Zbinden geführt. Ihre Geschichte erzählt spannend von den einfachen Anfängen, wirtschaftlichen Höhen und Tiefen, Neuerungen und viel Rohmilch-Tilsiter.
Aufwendige Freskotechnik
Huber liebte die Kunstform der Freskomalerei und so profitiert der Passant heute noch davon, wenn ihn sein Weg an einem seiner Schmuckstücke vorbeiführt. Für seine Wandbilder verrechnete er weniger als 100 Franken. In der heutigen Zeit bieten nur wenige Firmen Freskomalereien an. Der Preis für den Quadratmeter liegt bei 300 bis 1100 Franken und darüber.
«Fresco» ist der italienische Begriff für frisch. Bei der Frischmalerei werden in Wasser gelöste Pigmente auf den noch feuchten Putz aufgetragen. Der Künstler schaltet sich damit in einen Naturprozess ein und hat nur wenige Stunden Gelegenheit, sein Bild mit den Eigenschaften der frischen Mörtelschicht zu gestalten.
Beim Abbinden des Putzes versteinern Untergrund und farbgebende Substanzen. Das so entstandene Wandbild lässt sich nur noch schwer vom Untergrund lösen. Es bleibt erhalten, solange die Wand existiert. Im Gegensatz zum Bild braucht das Fresko keinen Rahmen. Sein Rahmen ist die Architektur selbst, in die der Betrachter einbezogen wird.
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