Zu wenig Geld, zu viel Getränke
Als Folge der Überschwemmungen im Gebiet um Chabarowsk sind Spieler und Trainer von Amur ohne Lohn. Ein Blick durch die Eishockey-Ligen von Sibirien bis nach Davos.
Die 7100 Zuschauer in der ausverkauften Platinum Arena von Chabarowsk erlebten einen wahren Freudentag: Ihr bescheidenes Amur-Team, im Osten der KHL nur auf dem zweitletzten Rang, schlug Leader AK Bars Kasan gleich 6:3. Trainer Jewgeni Popichin, in der Schweiz in dieser Funktion in Fribourg und Rapperswil tätig, festigte damit seine geschwächte Position – könnte man aus der Ferne analysieren. Doch er und seine Spieler, unter denen immerhin auch sechs Ausländer figurieren, werden trotz der schlechten Klassierung alles andere denn kritisiert. Denn Mannschaft und Teamstaff arbeiten seit Saisonstart ohne Lohn. Die Überschwemmungen von Ende August haben im Gebiet dermassen grossen Schaden angerichtet, dass der Gouverneur die flüssigen Mittel (vorderhand) für anderes gebrauchen will.
Während die Eishockeyaner in Chabarowsk darunter leiden, dass zu wenig Geld vorhanden ist, verlor Stürmer Michail Anisin seine Arbeitsstelle bei Donbass Donetsk, weil er zu viele Getränke zu sich nahm. Am Vorabend der Partie in Ufa widmete er sich dem praktischen Studium von alkoholischen Getränken, Captain Sergej Warlamow wollte ihn zurechtweisen. Es entwickelte sich eine Schlägerei, Warlamow und Anisin mussten ins Spital geführt werden. Warlamow musste wegen einer Hirnerschütterung über Nacht bleiben. Anisin, der «extrem betrunken» war, wurde verarztet und legte sich auf dem Weg zurück ins Teamhotel mit Spitalpersonal an. Die Teamleitung entschied am nächsten Tag, Anisin zu entlassen. Der 25-Jährige war als Ersatz für Nicklas Danielsson verpflichtet worden, der jetzt für Rapperswil erfolgreich ist.
Der andere Lehtonen
Beim SC Bern sind sie mit Mikko Lehtonen mittelprächtig zufrieden. Der Finne erzielte erst vier Tore. Ein anderer Lehtonen aber spielt erfolgreich – in der NHL. Kari Lehtonen, der mit dem Berner Flügel nicht verwandt ist, macht im Tor von Dallas den gegnerischen Stürmern das Leben schwer. Wie zuletzt beim 2:1-Sieg in Vancouver: Da wehrte er 42 Schüsse ab. Nach vorne steuert der ehemalige Bieler Tyler Seguin die Torproduktion: Er punktete in den letzten vier Partien ständig (sechs Tore, zwei Assists); und er verhalf seinem erst 18-jährigen Flügel Waleri Nitschuschkin zum zweiten Saisontor. Nitschuschkin war im Frühling für viel Geld von Traktor Tscheljabinsk zu Meister Dynamo Moskau geholt worden. Er unterschrieb bis 2015 und zeigte sich auch gewillt, diesen Vertrag zu erfüllen. Später aber entschloss sich der 1,92 m grosse Flügel dann doch, das NHL-Angebot ohne Verzögerung anzunehmen.
Zuschauer Berglund
In seinen Schweizer Jahren von 2005 bis 2010 war Christian Berglund bei Rapperswil und dem SC Bern durchaus das, was man als Attraktion bezeichnen kann. Seine Leistungen ermöglichten ihm auch einen guten Vertrag, als er in die Heimat zum Färjestads BK zurückkehrte. Beim FBK aus Karlstad lief es diese Saison aber bis zur Pause überhaupt nicht – und Berglund geriet aufs Abstellgleis. Zwei Skorerpunkte aus 16 Partien und eine Minus-5-Bilanz sprachen gegen ihn. «Ich weiss nicht, warum ich nicht spiele», sagte er den schwedischen Zeitungen. «Die Trainer haben in den vergangenen zwei Wochen nicht mehr mit mir gesprochen», erklärt der 33-Jährige. Die Coaches Leif Carlsson (früher Verteidiger in Biel), Andreas Johansson (Stürmer in Genf und Bern) sowie Radek Hamr (Verteidiger in Kloten) hielten an ihrer Linie fest. Berglund war auch diese Woche überzählig, der FBK aber gewann zweimal.
Du Bois: Davos
Es kam, wie es in Kloten zu erwarten war: Je länger die Entscheidungsfindung von Félicien Du Bois dauerte, desto eher musste man davon ausgehen, dass er die Flyers verlässt. Seit gestern herrscht Gewissheit: Der 30-Jährige, der in seiner sechsten Saison in Kloten spielt, unterschrieb für vier Jahre in Davos. Nicht bei den Klubs (Bern oder Zug) also, mit denen viele Medien spekulierten, sondern bei dem Verein, der mit Robin Grossmann Ende Saison einen Verteidiger (Zug) verliert. Du Bois kam in der NLA in etwas mehr als 500 Partien auf 192 Skorerpunkte (52 Tore).
Seine Absage war für die Klotener nach den Verlängerungen mit Santala und Gerber ein Rückschlag. Doch das gehört auch zum Geschäft; mit Lukas Frick steht einer bereit, in die Lücke von Du Bois zu springen.
Trainer Felix Hollenstein bekundete ein bisschen Mühe, den Entscheid zu «verdauen». «Aber heute ist Spitzenkampf», fand er schnell wieder die Konzentration auf das gesamte Bild. Er tritt mit seinem Team in Fribourg beim Leader an. Drei Punkte liegt Gottéron voraus. Im besten Fall aus Klotener Sicht sind die Teams nachher gleichauf, im schlechtesten Fall liegt die Nummer 1 danach sechs Punkte vor den Flyers. Sie siegten in dieser Saison schon einmal in Fribourg (5:3), verloren aber das Heimspiel 1:5.
Auch die ZSC Lions absolvieren ein Spitzenspiel: Die Tabellenfünften treffen in Davos auf die Nummer 2 der Liga. Mit einem Sieg nach 60 Minuten können sich die Lions vor die Davoser setzen. Bei den Zürchern unterschrieb Center Sven Senteler, der in dieser Saison erst wegen Verletzungen vom NLB-Team in die NLA aufstieg, einen Zweijahresvertrag. (jch)
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