E-Motorrad von Harley DavidsonNull Emissionen, viel Emotionen
Der Schweizer Motorradmarkt boomt. Und 2021 stehen neben den Benzinern gleich mehrere spannende E-Bikes parat, die weder brutal einschränken noch übertrieben teuer sind. Denn Elektro ist das neue Cool.

Seit Jahren wächst die Zahl neu vorgestellter Elektromotorräder. Etliche davon schaffen es allerdings nie auf den Markt, andere wirken für ein Motorrad viel zu schmächtig. Doch mittlerweile gibt es einige Einspurstromer, die neben einer Yamaha MT-07, Honda CBR oder KTM 890 Duke durchaus ebenbürtig wirken und zudem verfügbar sind. Bei Fahrleistungen und Reichweite dringen diese Modelle zudem in alltagstaugliche Regionen vor – zum Teil sogar zu moderaten Preisen.
Alrendo Bravo TS
Durch einen sogar sehr moderaten Preis zeichnet sich die Bravo TS der neuen Marke Alrendo aus. Im Mai soll das in China produzierte Bike zu Preisen ab nur 9995 Euro in Europa verfügbar sein. Der auf der Website von Alrendo für 300 Euro vorbestellbare Stromer im Power-Cruiser-Stil kombiniert einen 58 kW/75 PS starken E-Motor mit einer 16,6 kWh grossen, flüssiggekühlten Batterie. Das Bike fährt zwar nur maximal 135 km/h schnell – was in der Schweiz längst genug ist –, doch im Gegenzug zwischen 150 und 420 Kilometer weit. Die maximale Reichweite wird allerdings nur bei konstant 50 km/h erreicht. Angesichts von 118 Newtonmeter Drehmoment dürfte der Antrieb den Fahrer durchaus dazu verleiten, den «Gashahn» gelegentlich auch weiter aufzudrehen. Knapp unter vier Stunden dauert der Ladevorgang an einer Haushaltssteckdose des von den Chinesen als Fast Commuter Bike bezeichneten Stromers.

Harley-Davidson Livewire
Das Gegenteil von günstig heisst übrigens Livewire. Harley-Davidson hat das schicke Naked Bike vergangenes Jahr zum Preis von 36’500 Franken in der Schweiz eingeführt. Obwohl sie ein Vielfaches der Bravo TS kostet, fällt ihre Akkukapazität mit 15,5 kWh sogar kleiner aus. Dafür bietet sie mit 78 kW/106 PS ordentlich Power und immerhin 177 km/h Höchstgeschwindigkeit. Auf Landstrassen kann die Livewire mit so gut wie jedem gängigen Verbrenner-Bike der Klasse unter 150 PS mithalten. Die Reichweite beträgt immerhin 158 Kilometer, was im Landstrasseneinsatz auch ein praktisch erzielbarer Wert ist. Wer nach einer 2-Stunden-Tour eine längere Pause macht, kann die Livewire auch einigermassen flott wieder volltanken, denn ihre Schnellladetechnik erlaubt das Befüllen des Stromspeichers in nur einer Stunde.

Zero SR/S
Eine ebenfalls starke Elektro-Alternative zu konventionell getriebenen Motorrädern bietet auch der amerikanische E-Bike-Pionier Zero – eine Art Tesla auf zwei Rädern –, mit der noch jungen SR/S, die optisch wie ein klassischer Sport-Tourer daherkommt. Sie ist ab 22’890 Franken deutlich günstiger als die Harley, bietet im Gegenzug aber einen mit 82 kW/110 PS sogar etwas stärkeren Antrieb, der zudem eine Höchstgeschwindigkeit von knapp unter 200 km/h erlaubt. Auch sie hat Schnellladetechnik, bei der allerdings Strom mit nur 6 kW in den 14,4-kWh-Akku fliessen kann, was im Idealfall ein Laden in zweieinhalb Stunden ermöglicht. Nach einer Tour, die so um 180 Kilometer weit sein kann, muss also eine längere Pause eingelegt werden, um Saft für den Rückweg zu ziehen. Irre Beschleunigungswerte, ein Riemenantrieb oder die Energierückgewinnung gehören zu den besonderen Vorzügen der rundum erwachsen wirkenden Zero SR/S, die es für 21’990 Franken übrigens auch in einer hübschen Naked-Version gibt. Insgesamt bietet Zero in der Schweiz derzeit drei Modellreihen an.

Energica Eva Esseesse9
Bereits seit ein paar Jahren am Markt und seither immer mal wieder überarbeitet wurden die vergleichsweise sportlich auftretenden E-Bikes der Marke Energica. Aktuell günstigstes Modell der Italiener ist die unverkleidete Eva Esseesse9, die mit kleiner 13,4-kWh-Batterie 19’900 Franken Euro kostet. Wer 6000 Franken mehr investiert, bekommt einen Akku mit 21,5 kWh. In dieser Version stehen 80 kW/109 PS sowie 200 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung. Das zum Modelljahr 2021 überarbeitete Line-up von Energica, insgesamt stehen drei Modelle zur Wahl, ist noch performanter als zuvor. Im Fall der Eva Esseesse9 ist der Sprint auf 100 km/h in 2,8 Sekunden erledigt, maximal sind 200 km/h drin. Zu langsam? Die neue Ego mit 107 kW/145 PS soll 240 km/h erreichen.

Verge Motorcycles
Noch nicht verfügbar, jedoch für dieses Jahr angekündigt ist die TS des finnischen Start-up Verge Motorcycles. Das Bike wirkt nicht nur erwachsen, sondern ausserdem noch cool, bietet es doch als erstes Motorrad ein nabenloses Hinterrad, welches den E-Antrieb integriert. Der E-Motor ist nämlich ringförmig und bildet optisch mit der speichen- wie nabenlosen Felge eine Einheit. Verge verspricht zudem 80 kW/107 PS und – laut dem Datenblatt – 1000 Newtonmeter Drehmoment. Damit soll ein Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in unter 4 Sekunden gelingen. Die Höchstgeschwindigkeit wird auf 180 km/h beschränkt. Über die Batterie macht Verge noch keine genauen Angaben, doch soll sie im Stadtmodus bis 300 und bei Überlandfahrten bis 200 Kilometer «realistische Reichweite» erlauben. Mit dem Onboard-Ladegerät beträgt die Ladezeit 4 Stunden, an einem Schnelllader verkürzt sie sich auf bis zu 45 Minuten. Die minimalistisch und zugleich futuristisch wirkende TS baut auf einem Alubrückenrahmen auf. Verge nimmt auf seiner Website Vorbestellungen für die TS entgegen, bis jetzt ist nur der Europa-Preis von 25’000 Euro bekannt.

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