Die Uefa-FünfjahreswertungNur YB rettet den Ruf des Schweizer Fussballs
Während YB auf einem Höhenflug durch Europa ist, taumelt der FCB in der Super League. Warum die Basler (und andere) trotzdem auf Erfolge der Berner hoffen sollten.

Die Aussage war nicht abschätzig gemeint. Als sich YB am Donnerstag mit einem 2:0 in Leverkusen für den Achtelfinal der Europa League qualifiziert hatte, sagte Christian Fassnacht, wie schön es sei, sich endlich mal wieder richtig freuen zu können. In der Meisterschaft würden diese Emotionen fehlen.
In der Super League hatten die Young Boys da sechsmal in Folge gewonnen. Meistens ungefährdet, obwohl Trainer Gerardo Seoane für die Europa League wichtige Kräfte schonte und auf mehr als der Hälfte der Positionen rotierte. Kurz: YB spielt in einer eigenen Liga. Da taugt ein Sieg kaum mehr, Emotionen auszulösen.
Nach Jahren der nationalen Dominanz mit bald vier Titeln in Folge ist YB jetzt erstmals international ein Exploit gelungen. Wie das Team von Seoane gegen Leverkusen in drei von vier Halbzeiten besser war, wie es im Rückspiel dem Bundesligisten wenig zugestehen musste, wie es im richtigen Moment traf, das erinnerte in seiner Reife an die Höhenflüge Basels im Europacup. In der Uefa-Club-Rangliste ist der FCB auf Rang 28 immer noch der bestklassierte Schweizer Verein. Aber YB holt auf. Die Berner liegen nun auf Platz 42, vor Vereinen wie Mönchengladbach, Milan und Marseille. Zwar fehlte der Exploit, aber die Berner sind zumindest seit Jahren der zuverlässigste Punktesammler.
Das ist umso wichtiger in Zeiten, in denen die Super League in Europa den Anschluss zu verlieren droht. Ausser Basel und YB geben die Schweizer Vereine international ein schlechtes Bild ab, die eine Ausnahme ist der FCZ, der 2019 in den Sechzehntelfinal der Europa League vorstiess. Das dürftige Abschneiden hat dazu geführt, dass die Schweiz in der Uefa-Fünfjahreswertung nur auf Rang 17 liegt, hinter Serbien und Zypern.
Noch ist es ein weiter Weg
Aus diesen Ländern ist nun kein Verein mehr vertreten. So bietet sich YB die Chance, die Schweiz auf den wichtigen 15 Rang zu heben. Sollte das gelingen, würde nicht nur der Meister, sondern auch der Zweite die Qualifikation zur Champions League bestreiten. Bei einem Ausscheiden wäre dann immerhin die Teilnahme an der Europa League möglich.
Dafür müssen die Young Boys im Achtelfinal nicht nur die Hürde Ajax Amsterdam nehmen, sie müssten – Viertelfinal eingerechnet – mindestens zwei Siege und zwei Unentschieden holen. Das scheint aussichtslos. Aber wer hätte gedacht, dass sich YB gegen Leverkusen so souverän durchsetzen würde? Auch wenn es schwerfällt: Der FCB und die anderen Schweizer Clubs sollten YB die Daumen drücken.
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