Landluft-KolumnePhilosophie zum Herbst
Der Herbst hat auch schöne Seiten. Vielleicht.

Alle loben immer nur den Frühling. Wie toll, es wird wärmer! Alles blüht! Schön! Und der Herbst? Bäh. Es wird kahl, kalt und kastanienbraun.
Dabei gäbe es doch ohne den Herbst gar keinen Frühling. Was sollte neu erblühen, wenn immer alles dauerhaft geblüht hätte? Es braucht die Vergänglichkeit, damit sich das Neue daraus wie ein Phönix aus der Asche erheben kann. Nämlich.
Und überhaupt! Sieht es nicht wahnsinnig schön aus, wenn die Blätter sich langsam verfärben? Rot, gelb, orange – alle warmen Töne, die man sich so vorstellen kann, sind in den Gärten, im Wald und in den Rebbergen zu sehen. Ein Rauschen geht durch den Blätterwald. Ausnahmsweise ist das wörtlich gemeint, nicht metaphorisch. Das Rauschen in den Medien ist im Herbstloch eher ein leises Rascheln.
Nun gut, der Herbst hat auch Nachteile. Im Weinland beispielsweise weiss man: Jetzt kommt die Zeit des grossen Nichts. Der Nebel ist manchmal gefühlt so dick, dass man nur mittels Klingelschild herausfindet, ob man vor der eigenen Wohnung (und in der richtigen Gemeinde) steht. Die Dörfer verschwimmen vor einem zu einem grossen Ganzen, der Herbst ist quasi ein «Fusionator». Er führt die Gemeinden zu einer einzigen, dichten Suppe zusammen. Ein Einheitsbrei – was politisch, so behaupten böse Zungen, mit wenigen Ausnahmen schon der Fall sei.
Nun gut, das ist ein anderes Thema, zurück zu den schönen Seiten des Herbsts. Endlich wieder Wollmützen (die einem die Frisur ruinieren)! Und mehrere Schichten Kleidung (die dann beim Einkaufen im Weg sind)! Und Vermicelles und Coupe Nesselrode (danke, für mich nicht)! Endlich Herbst (wann kommt denn der Frühling wieder?!)!
Eva Wanner arbeitet im Ressort Region Winterthur. Sie hat 2013 ihr Journalismus-Studium an der ZHAW abgeschlossen. Schwerpunkte ihrer Berichterstattung sind Themen der Bereiche Gesellschaft, Kultur, Gemeindepolitik und Umwelt aus dem Bezirk Andelfingen.
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