Frost hinterlässt braune Fruchtknoten
Nach dem Spätfrost der letzten Tage zeigt der Betriebsleiter des Strickhofs Lindau die grossen Schäden an den Obstbäumen. Beim Blick auf die Blüten wird deutlich: Eine magere Ernte steht bevor.
Augenschein in der Obstanlage der landwirtschaftlichen Schule Strickhof in Eschikon bei Lindau: Äusserlich scheint alles normal. Die meisten Obstbäume sind bereits satt grün. Nur die Apfelbäume tragen noch rosa Blüten. Höchstens ein paar Schneereste zwischen den Spalierbäumen zeugen vom Wintereinbruch der letzten Tage.
Kaum Zwetschgen
Der Experte sieht mehr: Andreas Klöppel, Obstbaumeister und Leiter der Anlage beim Strickhof, nimmt einen Zweig in die Hand: Tegera, eine Frühsorte Zwetschgen. Er säubert die Fruchtknoten von den Blütenresten. Sie erscheinen bräunlich und leicht glasig. Klöppel muss eine Weile suchen, bis er einen hellgrünen, gesunden Zwetschgenembryo zum Vergleich findet.
Andreas Klöppel und seine Leute haben gegen den Wintereinbruch gekämpft. Sie habendas Gras zwischen den Spalieren kurz gemäht, um den Frost direkt am Boden zu halten. Netze und Folien sollten Schnee und Kälte von oben abhalten. Am Dienstag bei vollem Schneegestöber waren die Obstbauern stundenlang damit beschäftigt, mit Stangen den feuchten Matsch von den Netzen zu stossen. «Das war am Ende viel Aufwand für nichts», stellt Klöppel enttäuscht fest.
Kaum Kirschen
Schon in der Nacht auf Donnerstag klarte der Himmel auf. Ab Mitternacht sanken die Temperaturen unter null und erreichten minus drei Grad. Dazu kam die Bise, die bissige Kälte unter die Netze blies. Der Frost dauerte bis acht Uhr früh. Dasselbe nochmals in der Nacht auf Freitag.«So viele Froststunden übersteht kein Fruchtknoten», stellt der Obstbaumeister fest. Die Zellen in den Fruchtembryos platzen.
Bei den Süsskirschen zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Zwetschgen: Die meisten Fruchtknoten sind bräunlich verfärbt. Nur bei den spät blühenden Sauerkirschen sind die Schäden nicht ganz so umfassend. Doch Sauerkirschen sind nur ein Nischenerzeugnis. «Abzuwarten bleibt jetzt, wie die Bäume weiter reagieren», ergänzt Klöppel. Ein starker Spätfrost setzt die Pflanzen unter Stress. Das bedeutet, dass sie vor allem das eigene Überleben sichern und unter Umständen ihre Fruchtknoten abstossen. «Vom Steinobst gibtes dieses Jahr nur Kostproben», sagt Andreas Klöppel voraus.
Keine Birnen
Am schlimmsten sieht es bei den Birnen aus. Das Kernobst bildet keine Fruchtknoten, sondern wächst aus dem Blütenboden. Andreas Klöppel nimmt die Fruchtstände in die Hand. Restlos alle zeigen einen erfrorenen schwarzen Punkt in der Mitte.
Der Frost der letzten Tage blieb punkto Kälte und Dauer im Bereich von Spätfrostperioden anderer Jahre. Nur war die Natur der Jahreszeit voraus. So erwischte die Kältewelle die Obstbäume sozusagen auf dem falschen Fuss. «Alles stand in Weissblüte. Wir waren voller Hoffnung», blickt der Obstbaumeister zurück. Um so verheerender sind jetzt die Schäden.
Einige Äpfel
An einem Apfelbäumchen der Sorte Golden Delicious tragen einige Zweige noch Blütenknospen. «Das sind einjährige Zweige», erklärt Andreas Klöppel. Sie blühen später. In ihren Blütenballons finden sich doch einige gesunde Apfelknoten.
Gerade nach dem Frost müssen nun die Bäume umhegt und gepflegt, genährt und notfalls bewässert werden. So gibt es diesen Herbst wenigstens einige Äpfel. «Wenn an einem Baum nur fünf Prozent der Blüten zu Früchten werden, haben wir eine Vollernte», begründet Andreas Klöppel seine Hoffnung. Zudem sei letztes Jahr die Apfelernte am Ende doch besser ausgefallen als befürchtet. Im Übrigen bildet ein Obstbaum schon im Sommer seine Knospen für den nächsten Frühling aus. Er gibt die Hoffnung nicht auf.
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