Er hat für das Gehörlosendorf stets alle Hebel in Bewegung gesetzt

Reto Casanova, während 15 Jahren Co-Stiftungsleiter des Gehörlosendorfs Turbenthal, war unübersehbar: durch seine Körpergrösse, seine Tätowierungen und den auffälligen Schmuck. Seine klare, laute Stimme und sein herzhaftes Lachen hörte man schon von weitem. Was aber noch viel mehr auffiel, war sein Charme, mit dem er jeden Besucher und jede Interessentin des Gehörlosendorfes Turbenthal begrüsste. Er ging ohne Vorurteile auf alle Menschen zu, Berührungsängste kannte er nicht. So gelang ihm auch die Kommunikation mit den gehörlosen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Angestellten schon lange, bevor er die Gebärdensprache beherrschte.
Als Reto Casanova vor 15 Jahren angestellt wurde, stand es um die Finanzen der Stiftung Schloss Turbenthal nicht rosig. Das Heimwesen hatte sich stark entwickelt, was die Anforderungen an die Leitungen erhöhte und Druck auf die Institutionen machte. Der Stiftungsrat erkannte, dass es Zeit für ein neues Führungsmodell war. So wurde Reto Casanova als Betriebswirt dem agogischen Leiter zur Seite gestellt. Schon bald darauf wurde die Führungsebene durch einen Verantwortlichen für die Werkstätten erweitert. Insider nannten das Führungstrio fortan «Triumvirat».
Reto Casanova gelang es in kurzer Zeit, die Finanzen wieder ins Lot zu bringen. Dies ermutigte den Stiftungsrat, schon bald darauf ein grosses Bauprojekt in Angriff zu nehmen. Das heutige Atrium im Haupthaus entstand, das Zentrum des heutigen Gehörlosendorfs. Die Mittel für dieses ambitionierte Bauprojekt trieb Reto Casanova zu einem grossen Teil bei öffentlichen und privaten Geldgebern auf. Er scheute sich nicht, ihm völlig unbekannte Personen anzurufen und diese um ein Treffen zu bitten. Gerne lud er sie zu einem Mittagessen ins Gehörlosendorf ein, zeigte ihnen anschliessend die Anlage und ermöglichte einen Einblick in den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner. Seiner Begeisterungsfähigkeit und seinem Enthusiasmus in allen Belangen konnte sich kaum einer entziehen. Seine Ideen und seine scheinbar unerschöpfliche Energie prägten auch weitere Projekte wie den Ausbau des Areal Süd und die Gründung des Wärmeverbunds.
Eine schwere Krankheit verunmöglichte es ihm im letzten Jahr, die Leitung des Gehörlosendorfs weiterzuführen. Trotzdem interessierte er sich auch weiterhin für alle Geschehnisse im und ums Dorf. Die Reorganisation der Leitungsebene verfolgte er aus der Aussenperspektive und es war ihm ein grosses Anliegen, die neue Gesamtleiterin, die ihren ersten Arbeitstag am 5. August hatte, persönlich kennenzulernen. Am 14. August verstarb er im Alter von 56 Jahren.
Franziska Herold, Präsidentin des Stiftungsrats
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