«Integration ist nicht Anpassung»
Sieben Frauen aus Lateinamerika erzählen an den Kulturwochen Illnau-Effretikon von ihrem Lebenin der Schweiz und der Sehnsucht nach der alten Heimat.

«Die Ruhe, die Ordnung und Organisation, die Berge und auch die Freundlichkeit der Menschen hier», antwortet die Chilenin Maria Schneiter auf die Frage von Gesprächsmoderatorin Annemarie Siegrist, was sie denn an der Schweiz am meisten schätzen würde. Sie ist eine von sieben Gesprächsteilnehmerinnen am Themenabend «Mujeres para mujeres» (Frauen für Frauen). Dieser findet im Rahmen der Kulturwochen «Semanas Latinas» in Effretikon statt. Rund 75 Zuschauerinnen und Zuschauer (auch Männer waren herzlich eingeladen) finden im Birchsaal der katholischen Kirche Effretikon Platz. Die Frauen aus der Umgebung von Effretikon, die aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas stammen, berichten von ihren zwei Heimatorten, von ihren Wurzeln, von der Sehnsucht, hier und zugleich dort zu sein. Gestartet wird mit einer Ausstellung von Porträts der sieben Protagonistinnen. Dazu werden kulinarische Spezialitäten Lateinamerikas serviert.
Schweiz als Zuhause
Aus Brasilien, Peru, Chile und Mexiko fanden die sieben Frauen der Liebe wegen ihren Platz in der Schweiz. Mittlerweile wohnen sie schon einige Jahre hier. Alle stehen Annemarie Siegrist Red und Antwort. Die Pünktlichkeit, die Demokratie oder die Ehrlichkeit sind weitere Antworten auf die Eingangsfrage. Meist sind sich die Frauen einig, ebenso bei der zweiten Frage. In welchen Momenten sie ihre Herkunftsländer am meisten vermissen würden, möchte Siegrist wissen. «Wenn es draussen dunkel und kalt ist, wenn es regnet, dann vermisse ich meine Familie besonders. Es fehlt mir die Sonne und auch das Essen», sagt die Mexikanerin Irina Baumgartner.
«Wenn es draussen dunkel und kalt ist, wenn es regnet, dann vermisse ich meine Familie in Mexiko besonders.»
Alle sieben Frauen sprechen mittlerweile fliessend Deutsch oder gar Schweizerdeutsch. Was ihnen bei der Integration besonders geholfen habe, möchte Siegrist zum Schluss wissen. Frau ist sich einig: Die Sprache sei ein entscheidender Schlüssel für den Zugang zur Bevölkerung in der Schweiz. Die lateinamerikanische Mentalität habe dabei geholfen. Man zeige wenig Angst, Fehler zu machen, würde spontan kommunizieren und direkt auf die Menschen zugehen. Maria Rensch aus Peru fasst es so zusammen: «Integration ist nicht gleich Anpassung. Man ist dann integriert, wenn man sich akzeptiert fühlt, wenn man aber die bleiben kann, die man ist.» Ebenso sei es notwendig, das Gegenüber zu akzeptieren, wie er oder sie sei. Maria Schneiter meint abschliessend, dass sich gelungene Integration dann zeige, wenn man sagen könne, dass man sich hier wohlfühle. Sie sagt denn auch: «Die Schweiz ist mein Zuhause.»
Kulturwochen seit 20 Jahren
Die Kulturwochen Illnau-Effretikon finden seit 1998 jährlich statt. Alternierend kommen dabei Asien, Afrika, die Balkanstaaten und Lateinamerika zum Zug. Neben der Stadt Effretikon, dem Forum 21, den beiden Landeskirchen und vielen anderen Organisationen beteiligen sich auch diverse Privatpersonen an den Kulturwochen. Theresia Baker koordiniert diese seit einigen Jahren. Der Aufwand ist gross, das Budget mit ein paar Tausend Franken vergleichsweise bescheiden. Der Reinerlös fliesst 2017 in soziale Projekte Lateinamerikas.
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