Am Fest zielen sie auf Theo und Co.
Der Schiessverein Brütten ist 150 geworden. Aus diesem Anlass blicken der Chef und sein Sohn auf frühere und aktuelle Zeiten und laden zur grossen Schützen-Party ein.

Theo, Fritz, Kurt oder Egon: Am Jubiläumsschiessen des Schiessvereins Brütten können die Schützen wählen, auf welchen Truthahn sie schiessen wollen. Natürlich handelt es sich dabei nicht um echte Tiere. Sie sind auf den Scheiben abgebildet, auf welche die Teilnehmer im Rahmen des Truthahn-Stichs am Samstag nochmals zielen werden. Die ersten Wettkämpfe haben schon vor einer Woche stattgefunden – Anlass sind Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen des 1867 gegründeten Vereins. Als Preis winkt getrocknetes Truthahn-Fleisch, das von der Truthahn-Farm «Hofmorf» neben dem Schützenhaus an der Chrebsbachstrasse stammt.
Der Truthahn-Stich ist ein Jux-Stich. Hier zählt nicht, wer Erster wird. Vielmehr steht der Plausch im Vordergrund. Die Naturalgabe erhält, wer 330 von 400 Punkten erreicht. Die Scheiben seien anspruchsvoll, sagt Präsident Bruno Egli. Denn normalerweise sei der Hintergrund weiss, was das Zielen vereinfache. Bei den Truthähnen ist der Hintergrund jedoch schwarz, «die Schützen haben so keinen Anhaltspunkt», sagt Egli. «Am besten, sie zielen einfach auf die Mitte.»
An Waffen interessiert
Der 58-Jährige hat sämtliche Truthahn-Scheiben selbst gemalt. Die Idee sei wegen der gefiederten Nachbarn naheliegend gewesen, sagt er. In diesen Tagen haben er, die anderen Vereinsmitglieder sowie Helfer anderer Vereine noch alle Hände voll zu tun, damit am Samstag die grosse Schützen-Party steigen kann.
Seit der Brüttemer Bruno Egli 16 Jahre alt ist, ist er Mitglied des Vereins, den er nun seit zwei Jahren präsidiert. Das «Klöpfen» und die Waffen hätten ihn schon immer interessiert, sagt er. «Ich wollte erwachsen werden und von zuhause weg.» Im Schiessverein habe er beides verwirklichen können. «Denn zum Turnen war ich zu dick», sagt Egli lachend. Ausser dem Turn- und Schiessverein habe es damals keine weiteren Vereine gegeben.
Freier und ungezwungener
Die grösste Veränderung zwischen früher und heute sieht Egli im Stellenwert, den die Schützenvereine hätten. «Früher gings um die Landesverteidigung.» Die Vereine stellten sicher, dass die Wehrmänner zu guten Schützen ausgebildet wurden. «Heute ist man viel freier, ungezwungener, der Plausch steht im Vordergrund.» Dass die Armee kleiner werde und dadurch weniger Männer ihre obligatorische Schiesspflicht erfüllen müssten, bekämen sie zu spüren, sagt Egli. Der Bund zahle zwar einen Anteil an die Munition, dieser werde aber immer kleiner. Heute nimmt der Verein mit Zeitungssammlungen, dem Vermieten ihres Festzeltes und dem Bereitstellen von Essen und Infrastruktur an der Bundesfeier Geld ein. Ausserdem zahlen die rund 30 aktiven Vereinsmitglieder, darunter drei Frauen, einen Jahresbeitrag von 30 Franken. Darin enthalten ist die Lizenz zum Schiessen. Diese ist nötig, um den Schiesssport überhaupt ausüben zu können. Und die Lizenz erhält nur, wer Mitglied eines Schützenvereins ist.
Mino Egli, der 24-jährige Sohn des Präsidenten, hat die Jungschützen unter sich. Bei ihm bekommen sie ab etwa 14 Jahren erst mal Theorie zu hören. Dann lernen sie die Waffe und das Schiessen kennen. «Ich entscheide, wann die Jugendlichen bereit sind dafür», sagt er. Sie müssten auf jeden Fall mental fit sein.
Er war acht Jahre alt, als ihn der Vater erstmals im Mannschaftsbus mitnahm. Mittlerweile ist ihm der Verein ebenso ans Herz gewachsen wie dem Vater. «Es ist wichtig, dass er erhalten bleibt», sagt er. Derzeit hat der Verein wieder mehr Zulauf als auch schon. «Das hängt mit der weltpolitischen Lage zusammen», glaubt Bruno Egli. Einen Waffentragschein benötigen die Schützen zwar nicht. Sie müssen aber strikte Regeln befolgen: Die Waffe wird für den Schiesssport aus dem Safe genommen, auf direktem Weg zum Schützenhaus transportiert und von dort wieder zurück. Nadja Ehrbar
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