Vorwahl der US-DemokratenSanders nimmt sich aus dem Rennen
Der 78-Jährige will nicht mehr als Kandidat der Demokraten ins Weisse Haus einziehen. Er macht damit den Weg frei für Joe Biden.
zu seinen Anhängern.
Der linke Senator Bernie Sanders steigt aus dem Präsidentschaftsrennen der US-Demokraten aus und macht damit den Weg frei für eine Kandidatur des Ex-Vizepräsidenten Joe Biden. Sanders' Wahlkampfteam gab seine Entscheidung am Mittwoch bekannt, einen Tag nach der jüngsten Vorwahl im US-Bundesstaat Wisconsin. Damit ist Biden der einzige verbliebene Bewerber im Rennen der Demokraten und steht de facto als Herausforderer von Präsident Donald Trump fest. Die Wahl findet am 3. November statt.
Sanders wollte sich noch am Mittwoch in einer Live-Schalte vor seinen Anhängern äussern. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus war der US-Wahlkampf zuletzt weitgehend zum Erliegen gekommen. Diverse Bundesstaaten verschoben ihre ursprünglich für März und April angesetzte Vorwahlen auf einen späteren Zeitpunkt. Lediglich Wisconsin scherte aus und hielt seine Vorwahl trotz hitziger Diskussionen und gegen den Willen des dortigen Gouverneurs zum ursprünglichen Termin ab. Bislang gab es noch keine belastbaren Ergebnisse aus Wisconsin.
Sanders macht Weg frei für Biden
Zu Beginn des Rennens hatte Sanders in nationalen Umfragen unter den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern über längere Zeit geführt. Er war auch stark in die Vorwahlserie gestartet. Am «Super Tuesday» am 3. März, dem wichtigsten Vorwahltag mit Abstimmungen in 14 Bundesstaaten, räumte Biden jedoch ab und gewann in 10 Staaten. Auch bei den nächsten grösseren Vorwahltagen setzte Biden seine Siegesserie fort und baute seinen Vorsprung vor Sanders aus – zuletzt nun auch in Wisconsin.
Diverse ehemalige Mitstreiter, die aus dem parteiinternen Rennen ausgestiegen waren, hatten sich öffentlich für Biden als Präsidentschaftskandidaten ausgesprochen und ihre Anhänger dazu aufgerufen, dessen Kampagne zu unterstützen. Biden war von 2009 bis 2017 Vize des US-Präsidenten Barack Obama. Für Sanders dagegen gab es keine solchen Solidaritätsbekundungen. Viele prominente Führungsfiguren der Demokraten hatten von Anfang an Vorbehalte gegen Sanders, den selbsternannten «demokratischen Sozialisten», als Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei.
Sanders vertritt seit Jahrzehnten eine klar linke Agenda. Der Senator aus Vermont kämpft unter anderem für eine Krankenversicherung für alle und für eine stärkere Besteuerung von Reichen. Einige seiner Positionen waren bei den Demokraten anfangs verschrien, sind dort inzwischen aber etabliert. Kritiker werfen ihm dennoch vor, zu radikal zu sein. Der 78-Jährige hatte sich bereits bei der Wahl 2016 um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bemüht, unterlag damals bei den Vorwahlen aber seiner Konkurrentin Hillary Clinton.

Fast 30 Bewerber
Im Sommer wollen die Demokraten ihren Präsidentschaftskandidaten offiziell küren: Der Nominierungsparteitag war ursprünglich für Mitte Juli angesetzt, wurde wegen der Corona-Krise aber auf Mitte August verlegt.
Zu Beginn hatten sich bei den Demokraten fast 30 Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei bemüht. Sie stiegen jedoch nach und nach aus, mit dem Fortschreiten der Vorwahlen zuletzt immer schneller.
Bei den Republikanern steht bereits fest, dass Trump als Kandidat seiner Partei zur Wiederwahl antreten wird. Der Amtsinhaber hatte anfangs zwar mehrere parteiinterne Mitbewerber gehabt. Diese stellten aber zu keiner Zeit eine ernstzunehmende Konkurrenz dar. Der Nominierungsparteitag der Republikaner steht ebenfalls im August an. Die eigentliche Präsidentenwahl ist für den 3. November angesetzt.
Biden wirbt um Senator Sanders' Unterstützer
Joe Biden, hat seinen bisherigen Rivalen, gelobt und um dessen Unterstützer geworben. Sanders habe nicht nur einen wichtigen Wahlkampf geführt, sondern erfolgreich eine politische Bewegung geschaffen, die weiter grossen inhaltlichen Einfluss haben werde, erklärte er unmittelbar nach Sanders' Ausstieg.

Sanders habe Themen wie soziale Ungleichheit, den Klimawandel, eine Krankenversicherung für alle Amerikaner sowie kostenlose Universitäten erfolgreich ins Zentrum der politischen Debatte gerückt. Seine Bewegung sei «heute so einflussreich wie gestern», erklärte Biden. Er und Sanders seien sich nicht in allen Details einig, verfolgten jedoch letztlich die gleichen Ziele, sagte Biden. Er versprach Sanders' Unterstützern, weiter für dessen Anliegen zu kämpfen und appellierte an sie: «Ich hoffe, Ihr werdet Euch uns anschliessen».
Wahlkampagne Trumps: Der Präsident wird Demokraten Biden «vernichten»
Donald Trumps Wahlkampfteam zufolge wird der US-Präsident den designierten Kandidaten der Demokraten bei der Abstimmung im November «vernichten». Der Republikaner Trump breche weiter das verkrustete Washington auf, während Biden der Kandidat der demokratischen Parteielite sei, erklärte Trumps Kampagne am Mittwoch.
Biden wird nun bei der Wahl am 3. November für die Demokraten gegen Trump (73) antreten, der sich um eine zweite Amtszeit bemüht.
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