Spitzenspiel im WankdorfSo jubelt ein Meister – der FCZ entthront YB
Die Young Boys sind nach vier Meistertiteln in Serie geschlagen, sie verlieren ihr Spiel der letzten Chance 1:2.

So klingt ein Meisterjubel. So sieht ein Meisterjubel aus. Und weil viel Pyrotechnik im Wankdorf abgebrannt wird: Ja, so riecht ein Meisterjubel.
Es ist die 74. Minute, in der eine ganze Saison in ganz wenigen Sekunden zusammengefasst wird. Sandro Lauper rennt kopflos auf die Abwehrreihe des FC Zürich los. Die Young Boys verlieren den Ball. Und dann geht es schnell: Ousmane Doumbia schickt Blaz Kramer los, der Cédric Zesiger überläuft. Dass der Ball dann auch noch Goalie David von Ballmoos zwischen den Beinen hindurchkullert? Passt zur Lage von YB. Es passt zum Höhenflug des FCZ.
2500 Zürcher Fans liegen sich in den Armen
Rund 2500 mitgereiste Zürcher Fans spüren es. Die Bank des FCZ spürt es. Das ist der Moment, an dem sich die Liga entschieden haben dürfte. Antonio Marchesano trifft fünf Minuten später zum 2:0. Das 1:2 durch Vincent Sierro fällt mit dem Schlusspfiff.
Nach diesem heisst es: Aus, vorbei, fertig. Die Young Boys sind nach vier Meisterschaften in Serie entthront. Und sie können ihrem Nachfolger gleich persönlich gratulieren.
17 Punkte liegt der FCZ nach 27 Runden vor dem abtretenden Serienmeister YB. Selbst wenn der FC Basel am Sonntag sein Spiel gewinnt, sind es noch immer zwölf Punkte auf Basel. Alles andere als eine Meisterparty auf dem Helvetiaplatz wäre ein mittleres Weltwunder.
So, wie die Zürcher derzeit auftreten, wird es nicht dazu kommen. Es ist kein Zauberauftritt, den sie in Bern hinlegen. Aber sie sind so solide, so gefestigt, so abgeklärt, wie keine andere Mannschaft in der Super League.
Aus einem Abstiegskandidaten mach eine Meistermannschaft
Trainer André Breitenreiter hat in kürzester Zeit aus einem Abstiegskandidaten eine Meistermannschaft geformt. Ein Team mit klaren Strukturen, ohne jeglichen Schnickschnack und fern jener Genügsamkeit, an denen frühere FCZ-Mannschaften regelmässig gescheitert sind.
Er hat dabei auch Spieler zur Verfügung, die von Sportchef Marinko Jurendic sorgfältig ausgewählt worden sind. Es sind keine Blender. Sondern Arbeiter wie Doumbia, der einem der besten Ballgewinner der Schweizer Liga geworden ist. Oder ein Fidan Aliti, der Verteidiger, der weiss, was er kann – und was er lieber lassen soll. Oder der Mann am rechten Flügel, Nikola Boranijasevic, der in Bern einen ganz starken Match zeigt.
Und ja, die Zürcher haben auch in diesem Spiel das Matchglück auf ihrer Seite. Fabian Rieder oder Zesiger könnten YB vor der Pause in Führung bringen. Und als der Ball nach einer Stunde tatsächlich im Zürcher Tor liegt, wird der Treffer wegen eines hohen Beins von Meschack Elia aberkannt. Es ist kein Fehlentscheid. Aber einer, der an einem anderen Tag auch auf die andere Seite fallen könnte.
YB ohne Glück – aber auch mit zu wenig Klasse
Für die Young Boys war es der Abend der allerallerletzten Chance. Dafür fiel der Auftritt dann zu blutleer aus. Interimstrainer Matteo Vanetta versuchte, den FCZ mit einem 4-3-3 zu überraschen. Das gelang zwar kurz. Aber wirklich druckvoll traten die Berner erst nach rund 50 Minuten auf. Und als es danach aussah, als ob ein YB-Tor in der Luft liegen würde, fiel das 1:0 des FC Zürich.
Vanetta sah zwar «grosse Fortschritte». In der momentanen Form aber müssen die Young Boys dagegen kämpfen, dass sie nicht noch ihren Platz im Europacup an Lugano verlieren.
FCZ-Goalie Yanick Brecher dagegen durfte nach dem Schlusspfiff erzählen, die Meisterprämien seien bereits vor dem Saisonbeginn ausgehandelt worden: «So wie immer.» Was aber anders ist als immer seit 2009: In diesem Jahr dürften die Prämien ausbezahlt werden.
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