Kolumne LandluftSpeeddating mit Speedy
Unser Autor hat einen Vorschlag, wie Diskussionen mit Politikern kurzweilig bleiben.

Immer am Donnerstag ist es in unserer Strasse so weit, die Müllabfuhr fährt vorbei und nimmt zuverlässig die bereitgestellten Abfallsäcke mit. Man hört das jeweils von Weitem, das Fahrzeug macht ziemlich viel Lärm. Und immer mal wieder ist das auch der Moment, in dem ich den vollen Abfallsack auf dem Balkon anschaue und mich frage, ob ich es damit noch rechtzeitig bis an den Strassenrand schaffe.
Mit der Vergesslichkeit ist es so eine Sache. Sie kennen das, wenn Sie Abfallsäcke einkaufen wollen und an der Kasse dann an alle anderen möglichen Dinge denken. Doch das ist nichts im Vergleich zur Kirche Marthalen. Ohne länger nachzudenken, demontierte man dort im 19. Jahrhundert kunstvolle Wappenscheiben. Britische Sammler nahmen sie bald darauf mit – und die Werke gingen vergessen. Nun soll eine Kopie des Originals (Jahrgang 1606) entstehen.
Sehr geschichtsaffin sind auch die Leute in Elgg. Vor 650 Jahren verliehen die Habsburger der Gemeinde das Stadtrecht, Grund genug, um am 11. September einen Tag lang zu feiern. Eingeladen ist auch Regierungsrätin Jacqueline Fehr, die mit ihrer «Speeddating»-Kampagne durch den Kanton tingelt, um den Puls der Bevölkerung zu fühlen. Ein Zeitlimit soll dafür sorgen, dass die Diskussionen kurz bleiben.
Aufgefallen ist mir diese Woche eine weitere Meldung. Im Adliker Ortsteil Niederwil hat eine unzufriedene Person kürzlich das Tempomessgerät Speedy entfernt. Vielleicht wollte sich jemand einen Scherz erlauben und die Tafel in Elgg beim Speeddating montieren. Mit einer kleinen Manipulation könnte das Gerät sicher ein Lätschgesicht zeigen, sobald die Diskussion ausufert.
Rafael Rohner ist stellvertretender Leiter im Ressort Region Winterthur. Er arbeitet seit 2010 im Journalismus und hat einen Bachelor in Kommunikation sowie einen eidg. Fachausweis als Umweltfachmann.
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