Nur im Trainingsanzug auf dem Eis
Die ZSC Lions krönten sich am Mittwoch zum dritten Mal zum Schweizer-Cup-Sieger. Morris Trachsler, der seit 2012 für die Löwen stürmt, verfolgte den Triumph aus der Ferne mit.

Bei den Heimspielen sei er eigentlich immer im Stadion, sagt Morris Trachsler. Zu den Auswärtspartien würden die Verletzten jedoch nicht mitreisen. «Wir müssten ja im Car mitfahren, und das würde die Matchvorbereitung der anderen stören», erklärt der 31-Jährige die nicht nur bei den ZSC Lions gängige Praxis.
Von dieser wurde auch am Mittwochabend nicht abgewichen – obwohl nicht ein x-beliebiges Qualifikationsspiel, sondern der Cupfinal anstand. «Klar gab es da auch einen Titel zu gewinnen, aber mit einem Meistertitel lässt sich das natürlich nicht vergleichen», relativiert der Hombrechtiker den Stellenwert des seit der Saison 2014/15 wiederbelebten Wettbewerbs. Und ergänzt: «Es fühlt sich doch auch etwas komisch an, bei der Pokal- und Medaillenübergabe dabei zu sein, obwohl man gar nicht mitgespielt hat.»
Mit den Eltern vor dem TV
Statt im ausverkauften Tollhaus Malley verfolgte Trachsler den 4:1-Sieg über Lausanne in gemütlicher Runde bei seinen Eltern in Rüti am TV. Und ihm gefiel, was er sah. «Das erste Drittel war sehr gut. Danach hatte Lausanne etwas mehr vom Spiel, doch liessen unsere Jungs kaum gefährliche Abschlüsse zu und gewannen deshalb verdientermassen», lobt der WM-Silbermedaillen-Gewinner von 2013 seine Teamkollegen, mit denen er seither aber nur telefonisch in Kontakt stand. «Als sie nach Zürich zurückkehrten, war ich längst im Bett», begründet Trachsler.
Dies aus gutem Grund. Denn während die Cupgewinner gestern frei hatten, hiess es für den Hombrechtiker und die weiteren Verletzten, früh aufzustehen. Am Morgen standen zwei Trainingseinheiten im Programm. Eine auf dem Eis, eine im Kraftraum. Für Trachsler allerdings auch Erstere nicht in Vollmontur, sondern nur im Trainingsanzug. «Ich kann nur Skating-Training machen, muss die Hand schonen», erklärt der Stürmer, der 2012, nach sieben Saisons bei Genf-Servette, zu seinem Stammklub zurückkehrte und 2014 mit den Löwen den Meistertitel feiern durfte (damals richtig und ausgiebig, da er aktiv mitgeholfen hatte).
Comeback in zwei Wochen
Details zur Verletzung gibt Morris Trachsler nicht gerne preis. «Es gibt leider Spieler, die einem dann genau auf diese Stellen draufhauen.» Offiziell wird deshalb von einer Unterarmverletzung gesprochen. Die «SonntagsZeitung» lüftete aber unlängst in einem Artikel das «Geheimnis». Der Volkswirtschaftler, der 2011 das Masterstudium abschloss und neben dem Eishockey Teilzeit bei einer Vorsorgeberatungsfirma arbeitet, bestätigt deshalb: «Es handelt sich um einen Handgelenkbruch.»
Zugezogen hat er sich diesen im ersten Spiel des neuen Jahres, am 2. Januar im Hallenstadion gegen Davos. Der «Übeltäter» war aber kein Bündner, sondern Lions-Verteidiger Severin Blindenbacher. «Er wollte meinen Gegenspieler checken. Irgendwie geriet mein Unterarm dazwischen», erinnert sich Trachsler. Der Bruch wurde wenige Tage später durch einen operativen Eingriff fixiert. Geduld braucht es trotzdem. Trachs- ler hofft, in der Woche nach der Nationalmannschaftspause (8. bis 14. Februar) sein Comeback geben zu können. «Vor den Playoffs zwei, drei Spiele zu bestreiten, wäre sicher hilfreich, um wieder in Schwung zu kommen.»
Zweiten Titel im Visier
Einen Morris Trachsler in Form werden die ZSC Lions gut gebrauchen können, wenn ab 3. März jene Phase der Saison kommt, wo es richtig zählt, um den wichtigen Titel gespielt wird. Der 31-Jährige ist zwar nicht der grosse Skorer – in dieser Saison bringt er es auf 3 Tore und 9 Assists in 34 Partien –, aber ein fleissiger, zuverlässiger Arbeiter, einer der besten Defensivstürmer mit Schweizer Pass. Und eine gute Abwehrarbeit ist in den Playoffs entscheidend. Nicht umsonst heisst es: «Offense wins games, defense wins champion- ships.» «Der Meistertitel ist sicher das grosse Ziel», gesteht Trachsler, der bereits viermal im Playoff-Final stand (2008 und 2010 mit Servette, 2014 und 2015 mit den Lions). Um dies zu erreichen, sei täglich hart zu arbeiten – für ihn und alle anderen Löwen.
Erstellt: 05.02.2016, 10:02 Uhr
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