In Aarau haben sie die schöneren Sorgen
Der FC Aarau kann (oder muss) schon die nächste Saison vorbereiten. Der FCW hat noch zehn Runden, den Abstiegskampf zu bestehen. Morgen treffen sie sich zum Ende des dritten Meisterschaftsviertels im Brügglifeld.

Die Sorgen des FC Aarau hätten sie beim FCW auch gerne. Die Aargauer spielen seit geraumer Zeit eine Saison zwischen Gut und Böse. Im Niemandsland der Tabelle. Zwar fern von Abstiegsgefahr, aber nicht nur stehen gelassen vom unantastbaren FC Zürich, sondern auch von Neuchâtel Xamax und Servette, auf deren Höhe zu stehen sie sich zumindest vorgestellt hatten, als sie zu Saisonbeginn dies erklärten: Auch wenn der Aufstieg diesmal nicht realistisch sei, so wollten sie doch so lange als möglich vorne mithalten.Das gelang dann höchstens ein Viertel der Saison. Nachdem der FCZ in der 9. Runde im Brügglifeld in letzter Sekunde zum 1:1 ausgeglichen hatte, blieb es für ihn bei fünf Punkten Vorsprung. Nur noch zwei wären es bei einem Sieg der Aarauer gewesen. Von diesem Knacks erholten sichdiese offensichtlich nicht mehr. Schon fünf Runden später lag der FCZ 17 Punkte vor Aarau. Mittlerweile sind es sage und schreibe 26, Aarau ist auch längst nicht mehr Dritter, sondern Fünfter.
Die Soap zur Trainerfrage
Also traten andere Dinge in den Vordergrund, Personalien wie – zuvorderst – die Frage der Vertragsverlängerung des Trainers Marco Schällibaum. In den letzten Wochen wurde die in der Lokalpresse geradezu zu einer Soap. Die Basis dafür hatte die Vereinsführung gelegt, als sie im Januar erklärte, Personalentscheide wie dieser würden in der ersten Aprilwoche kundgetan. Das war jenen zu lang, die denken, derlei Fragen seien früher zu beantworten. Sportchef Raimondo Ponte sagt dazu: «Wenn man so was sagt wie wir, dann hat man seine Gründe.» Diese waren gewiss: Der Verein war sich (noch) nicht sicher, ob es richtig sei, mit Schällibaum weiterzumachen. Zu zwiespältig war doch die Entwicklung von einem überzeugenden ersten Dreivierteljahr 2016 zu einem halben Jahr mit noch 18 Punkten aus 16 Spielen. Genau so viele hatte die Mannschaft schon in den ersten neun Matches der Saison geholt. Es war nicht zu übersehen: Der FC Aarau rutschte nicht nur immer weiter vom Spitzentrio weg. Er kassierte auch sehr viel mehr Tore als Zürcher und Romands, 1,7 pro Spiel. Überdies ist kein Leistungsausweis, dass nicht weniger als neun Aarauer Rot sahen, teils wegen gröberer Undiszipliniertheiten. Da wurde schon der Zusammenhang hergestellt zur emotionalen Art des Trainers an der Seitenlinie. Je länger der Entscheid der Vereinsführung zu Schällibaum ausblieb (obwohl es doch nur so lange war, wie sie angekündigt hatte), wurde dessen Zukunft zunehmend dramatisch thematisiert. Der Lokalpresse schienen sich die Anzeichen für eine Trennung zu mehren, weil es offenbar auch Kontakte zu andern Kandidaten gab.
Dass Schällibaum ausgerechnet an seinem 55. Geburtstag von der Trennung erfahren könnte, erschien als geradezu tragische Variante. Den Geburtstag feierte Schällibaum am vergangenen Donnerstag, tags zuvor hatte der Verein die Ankündigung der Entscheidung nochmals um . . . 24 Stunden verschoben. Spätestens da hätte man voraussehen können, dass nichts aus der Trennung wird. So wars dann, undVizepräsident Roger Geissberger sagte auch: «Etwas anderes hätten wir ihm an seinem 55. Geburtstag auch nicht mitgeteilt.» Der Entscheid des Verwaltungsrats sei «einstimmig» gewesen.
«Im Mittelfeld zulegen»
Schällibaum darf sich also nochmals versuchen. Die Mannschaft soll verstärkt werden. «Vor allem im Mittelfeld müssen wir personell zulegen», sagt Ponte. Ein neuer Torhüter soll kommen oder – wie Joel Mall von GC – zurückkehren. Das Ziel wird so formuliert: «Wir wollen so lange wie möglich um den Aufstieg mitspielen.» Sie wollen also zumindest ein ernsthafter Gegner sein von Neuchâtel Xamax und Servette, die sich ganz klar den freien Platz in der Super League 2018/19 zum Ziel gesetzt haben.
Beim FCW hätten sie gerne die Sorgen, dass ihre Spiele nicht mehr bedeutend sind und es mehr darum geht, die nächste Saison zu planen. Aber wer noch nicht mal weiss, wo er dannzumal spielt, darf, vielmehr muss die Spannung ertragen, dass jeder Punkt sehr wichtig ist. Natürlich, die voraussehbaren Punktabzüge für den FC Wil werden eine Erleichterung sein. Aber – das wäre dann wenigstens eine Parallele zum FC Aarau – mit dem Punkteschnitt, wie ihn der FCW seit dem Ende des ersten Viertels erreichte, lässt sich nicht haushalten. Es waren noch vier Pünktchen in den letzten elf Spielen unter Sven Christ und sind nun fünf aus den ersten sechs Spielen unter Umberto Romano und Dario Zuffi.
Manuel Sutters Kreuzband
Dass die Mannschaft im Cup national Aufsehen erregte und vor allem gegen Meister FC Basel ausgezeichnet spielte, lässt sich an der Ligatabelle nicht ablesen. Schon gar nicht, solange die Mannschaft im Alltag der Challenge League nicht annähernd das Selbstvertrauen und die entsprechenden spielerischen Fähigkeiten erkennen lässt wie an den Feiertagen im Cup oder gegen die Spitzenteams der Liga wie zuletzt Xamax und der FCZ. Was das anbetrifft, wird der Anlass in Aarau zum Schlüsselspiel. Irgendwann muss eine entscheidende Besserung zu erkennen sein, nur so kommt der FCW aus den Tiefen der Tabelle.
Die meisten, die zum grossen Auftritt gegen den FCB beitrugen, sind auch morgen dabei. Nur Matthias Minder wird wieder durch Meisterschaftsgoalie David von Ballmoos abgelöst und im Sturm muss Manuel Sutter aussetzen. Er wäre ohnehin gesperrt gewesen, von grösserer Tragweite ist aber die Verletzung, die er bei einem Zweikampf an der Mittellinie nach einer guten halben Stunde gegen den FCB erlitt. Es besteht sogar der Verdacht auf einen Kreuzbandriss. Nicht dabei ist morgen der kranke Nachwuchsverteidiger Julian Roth; Michel Avanzini ist nach seiner Erkrankung zwar wieder im Training, aber noch im Rückstand. Guillaume Katz steht nach verbüsster Sperre wieder im Aufgebot.
Und was Trainer Romano auch noch sagt: «Das Spiel gegen den FCB ist abgehakt.» Allen sei klar, worum es jetzt gehe.
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