Auf der Suche nach Stabilität
Das Cup-Debakel zum Abschluss trübt die erste Saisonhälfte von Pfadi schwer. Bis zu den Playoffs muss die Mannschaft stabiler werden.

«Diese Niederlage ist enorm schmerzhaft.» Auch zwei Tage später hat Pfadi-Trainer Adrian Brüngger das 25:26 im Cup-Viertelfinal bei GC Amicitia Zürich natürlich nicht verdaut. «Wir haben es leichtfertig verspielt. Das gibt schon zu denken.»Nach 42 Minuten führten die Winterthurer beim NLA-Achten, den sie im «Normalfall» immer schlagen müssten, 21:15. Dann häuften sich die schlechten Entscheidungen und Würfe in der Offensive sowie die defensiven Lücken. Die Folge: Pfadi verlor diese letzten 18 Minuten 4:11, damit den Viertelfinal und die Gelegenheit, im Februar am Final Four um den Cupsieg spielen zu können. Die eine, die realisierbarere Chance auf einen nationalen Titel haben die Winterthurer in dieser Mittwochnacht in Zürich fahrlässig verschenkt.
Grundsätzlich besitzt Pfadi mehr Potenzial als vergangene Saison. Der Abgang von Torhüter Aurel Bringolf wurde mit Matias Schulz wettgemacht. Ante Kuduz und Jonas Langerhuus haben auf den Rückraumflanken mehr zu bieten als Milan Corovic und Michelin Célestin. Nur: Kuduz ist seit seiner Knöchelverletzung Ende September noch nicht der «Alte», den er zu Saisonbeginn bei seinen unerschrockenen Auftritten war. Und Langerhuus brauchte lange, bis er ins Spiel fand, um dann im Dezember vier starke Leistungen folgen zu lassen. Mittelmann Filip Maros steigerte sich gegenüber seiner ersten Saison bei Pfadi, wurde zuverlässiger und treffsicherer, was ihm eine Vertragsverlängerung und das erste Aufgebot fürs Nationalteam einbrachte.
Die Schwankungen
Das Personal wäre vorhanden, um ein ernsteres Wort an der Schweizer Spitze mitsprechen zu können. Platz 2 nach der Hauptrunde bestätigt dies. Allerdings gabs einige Spiele, in denen Abwehr und Angriff nicht gleichzeitig auf gehobenem Niveau antraten. Problematisch waren vor allem aber die Schwankungen innerhalb einzelner Spiele. «Es ist uns in dieser Saison ein paar Mal zu oft passiert, dass wir dem Gegner die Gelegenheit gaben, zurück ins Spiel zu kommen», erklärt Brüngger.
Die schwersten Folgen hatte das im Cup-Viertelfinal. Es darf nicht geschehen, dass sich die potenziell bessere Mannschaft, die Match und Gegner in den Griff bekommen hat, den Lohn noch so nehmen lässt. «Zu viele Ballverluste und Würfe, die nicht zwingend waren», erinnert sich Brüngger an die Endphase in Zürich. «Wir haben im Angriff Aktionen genommen, die wir so nicht hätten nehmen dürfen.»
Solches zu vermeiden, «wird in den nächsten vier Monaten unsere Hauptaufgabe sein», erklärt der Trainer. «Bei einzelnen Spielern muss das Bewusstsein für gewisse Situationen und deren Folgen gestärkt werden.»
National dreimal gescheitert
Seit ihrem Cupsieg im Mai 2015 haben die Winterthurer auf nationaler Ebene nichts mehr gerissen. Gleich anschliessend scheiterten sie in den Playoff-Halbfinals an Aussenseiter St. Otmar. Im Mai 2016 liessen sie sich von Wacker Thun, gleichsam nicht zwingend, ebenfalls im Halbfinal und trotz Heimvorteil aus der Meisterschaft drängen. Sechs Tage später folgte, nach einem starken Auftritt, die umstrittene Niederlage im Cup-Halbfinal gegen die Kadetten Schaffhausen.
International hat Pfadi es verpasst, sich zum dritten Mal in Folge für die Gruppenphase des EHF-Cups zu qualifizieren. Die Hürde war mit Titelverteidiger Göppingen ungewöhnlich hoch, aber nicht unüberwindbar gewesen. Aus dem Schweizer Cup und der europäischen Zugabe im Frühjahr wird 2017 also nichts.
Nur noch ein Ziel
Nun bleibt allein noch ein Ziel: der Titel in der Meisterschaft. Dieser ist schwieriger zu erobern als jener im Cup. Denn die Kadetten, der mutmassliche Hauptkonkurrent, müssten in einer Playoff-Serie gleich dreimal und nicht «nur» einmal besiegt werden.
Bereits vor den zehn Spielen der Finalrunde bahnt sich das Playoff-Quartett mit den Kadetten, Pfadi, Kriens-Luzern und Wacker Thun an. «Jede dieser Mannschaften ist gut genug, um eine Playoff-Serie zu gewinnen», ist Brüngger überzeugt. Darauf arbeitet Pfadi in den folgenden Monaten hin. «Es ist nicht so relevant, gegen wen wir in den Playoffs spielen, sondern es kommt viel mehr darauf an, wie gut wir auf diese Spiele vorbereitet sind.»
Pause und Nationalteams
Statt am ersten Februar-Wochenende mit dem Cup-Final-Four in Olten beginnt für Pfadi die zweite Saisonhälfte nun erst am 11. Februar mit dem Finalrundenstart beim BSV Bern. Nächster Termin für die Nationalspieler Roman Sidorowicz, Filip Maros, Michal Svajlen, Marvin Lier und Cédrie Tynowski ist der Zusammenzug am 3. Januar in Magglingen. Vom 6. bis 8. Januar folgt der Yellow-Cup in der Eulachhalle und am 13./14. ein Dreiländerturnier in Wien. Yannick Ott und Magnus Staub sind für die U21-WM-Qualifikation auf den Färöern vorgesehen. Schulz tritt mit Argentinien an der WM in Frankreich an.
Jetzt ist Pause. Das Weihnachtsessen hat die Mannschaft gleich nach dem Zürcher Cup-Debakel in einem Steakhouse abgehalten. «Das hätten wir uns auch sparen können», beschreibt Brüngger die Stimmung zu Tische. «Das Essen war wahnsinnig gut. Aber es hat trotzdem nicht geschmeckt.» ()
Erstellt: 24.12.2016, 12:37 Uhr
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