Toyota PriusTotgesagte leben länger
Mit neuem Design und sportiver Technik will es der Toyota Prius ab kommendem Jahr noch einmal wissen.
Eigentlich hatten ihn schon alle abgeschrieben. Denn als Toyota in Europa vor einem knappen Jahr das Aus für den Prius vermeldet und zugleich die grosse E-Offensive losgetreten hatte, wurde der Wegbereiter des Hybridantriebs bereits wortreich zu Grabe getragen. 25 Jahre nachdem der ungewöhnliche Keil in der Kompaktklasse erst Hollywood und dann den Rest der Welt ganz zaghaft auf den Geschmack elektrischen Fahrens gebracht hatte, schien die Niederlage des Kurzzeitstromers gegen das E-Auto besiegelt und seine Karriere vorbei.
Doch so wie alternde Rockstars eine Abschiedstournee nach der anderen feiern, so meldet sich jetzt auch der Prius noch einmal zurück: Auf der Auto Show in Los Angeles ist gerade die fünfte Generation präsentiert worden, und im nächsten Sommer kommt sie tatsächlich auch wieder nach Europa. Doch während viele Altstars mit dem immer gleichen Repertoire zwischen Abschied und Comeback oszillieren, rühmt sich der Altmeister unter den alternativ angetriebenen Autos allerdings der Neuerfindung seiner selbst.
So sportlich wie noch nie mit 223 PS
So wie sich manche Rock-Rentner einen jugendlichen DJ ins Boot holen, um ihren Sounds einen frischen Klang zu geben, dreht deshalb auch der Prius kräftig auf und entdeckt dabei die Sportlichkeit. Aus dem kantigen Sonderling wird so endlich ein cooles Coupé ohne viele Schnörkel, das tatsächlich Schluss macht mit der ungesunden Mischung aus Irritation und Provokation. «Überflüssige Detailformen und Linien sind eliminiert worden, was eine Gesamtform von stilistischer Reinheit ergibt, inspiriert durch den natürlichen Luftfluss», schreibt Toyota. Dass er dabei auch fünf Zentimeter kürzer wird, kann man verschmerzen. Schliesslich wächst im Gegenzug der Radstand um ebenfalls fünf Zentimeter, sodass es innen sogar mehr Platz geben sollte. Ausserdem duckt sich der Prius fünf Zentimeter tiefer, was dem cW-Wert und der Optik zugutekommt. Dazu gibt es ein neues Cockpit mit weit nach oben gerückten digitalen Instrumenten und einem im Vergleich etwa zum Corolla ungewohnt tief montierten Touchscreen daneben.
Der frische, engagierte und alles andere als altmodische Anspruch der Generation fünf manifestiert sich auch unter der Haube, wo Toyota in jeder Disziplin nachgelegt hat. So bauen die Japaner auf einen 2,0-Liter- Vierzylinder mit mehr Leistung, kombinieren den mit einem stärkeren E-Motor und speisen das Ganze aus einer grösseren Batterie. Das Ergebnis: Mit 223 PS ist der Prius fast doppelt so stark wie sein Vorgänger und mit 13,6 kWh Batteriekapazität kommt er anderthalbmal so weit – 75 Kilometer ohne Sprit sollten für den ausschliesslich als Plug-in lieferbaren Prius deshalb schon drin sein. Und wer nicht nur beim Fahren, sondern auch beim Laden sparen will, dem sei das optionale Solardach empfohlen.
«Insel-Architektur» im Interieur
Das Interieur in schwarzer Grundfarbe gliedert sich in drei Zonen, entsprechend der neuen «Insel-Architektur»: Umgebung, Fahrermodul und schwebender Instrumententräger. Für Fahrer und Passagiere zeigt sich die Umgebung raumbetont, akzentuiert durch harmonisch integrierte Details. Im Zentrum des Fahrermoduls befindet sich der sieben Zoll grosse TFT-LCD-Bildschirm.
Zwar schreit alles nach dem reinen Elektroauto, und auch Toyota wird diesem Begehren im grossen Stil nachgeben. Doch war der teilelektrische Erstling für die Japaner so eine dicke Nummer, dass sie ihn nicht einfach von der Bühne lassen. Stattdessen schicken sie ihn durch den Jungbrunnen und schieben ihn wie zur Zugabe noch einmal ins Rampenlicht.
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