Formel-1-GP von SpanienHamilton schlägt zurück in Barcelona
Nachdem er sich letzte Woche in Silverstone Verstappen geschlagen geben musste, kann er in Barcelona die Reihenfolge wieder umdrehen und die Führung im WM-Klassement weiter ausbauen.
Sebastian Vettel hat beim Formel-1-Langweiler von Barcelona eine Alles-oder-Nichts-Taktik zumindest vor dem erneuten Absturz ins Niemandsland bewahrt. Der viermalige Weltmeister versuchte mit einer waghalsigen Ein-Stopp-Strategie, wenigstens ein paar Punkte am Sonntag beim Grossen Preis von Spanien zu retten und landete am Ende beim vierten Saisonsieg im sechsten Rennen des Titelverteidigers und WM-Spitzenreiters Lewis Hamilton auf dem siebten Platz. Teamkollege Charles Leclerc schaffte es im Ferrari nicht mal ins Ziel wegen eines Elektronik-Defekts.
Vorne feierte Hamilton seinen 88. Karrieresieg. Der Mercedes-Pilot verwies in einem unspektakulären Rennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya WM-Verfolger Max Verstappen von Red Bull auf den zweiten Rang, Dritter wurde der WM-Dritte Valtteri Bottas.
Reifenmanagement einmal mehr entscheidend
Vettel überstand den Start mitten im Feld von Rang elf immerhin unbeschadet. Plätze gut machen konnte der zum Mittelfeldfahrer in seinem Ferrari degradierte Deutsche da aber noch nicht. Vettel hatte allerdings auch die etwas härtere Mischung aufziehen lassen, die nicht so schnell, dafür aber haltbarer ist. Bei leicht bewölktem Himmel, aber einer höheren Asphalttemperatur kam es einmal mehr auf das richtige Reifenmanagement an.
Darum ging es vor allem auch bei Verstappen, der am vergangenen Sonntag die massiven Probleme der beiden Mercedes mit Blasen auf den Reifen ausgenutzt und das Rennen gewonnen hatte. Startplatz drei hinter Hamilton und Bottas. Das Freitagstraining hatte aber gezeigt, dass der Red Bull über die Renndistanz gleichauf mit den weiterhin schwarz lackierten Silberpfeilen ist.
Bottas mit verpatztem Start
Hamilton gelang ein sauberer Start, der 35 Jahre alte Brite verteidigte die 92. Pole seiner Karriere souverän. Ganz anders Bottas: Der 30 Jahre alte Finne, der vor einem Jahr die Pole nicht zum Sieg hatte nutzen können, wurde von Verstappen und auch Lance Stroll von Racing Point überholt. Das Mercedes-Duo gesprengt, auch wenn Bottas zunächst wieder auf Platz drei vorfahren konnte. Gut für Verstappen, der sich vor vier Jahren in Spanien als jüngster Grand-Prix-Gewinner der Formel 1 verewigen konnte.
Verstappen blieb auch in Sichtweite, der 22 Jahre alte Niederländer liess sich aber nicht täuschen. Hamilton fahre vorn «super langsam», funkte er an seine Box. Als der Brite mal etwas aufdrehte, wuchs der Vorsprung prompt auf über fünf Sekunden. Der Kurs wurde seinem Ruf als Rennstrecke, auf der nur sehr schwer überholt werden kann, wieder einmal gerecht. Action auf der Strecke Fehlanzeige.
Vettel überrascht
Vettel sollte von den Reifenwechseln zunächst profitieren, als Elfter hatte er freie Wahl der Gummis gehabt und konnte länger draussen bleiben als einige der Rivalen. In Runde 30 von 66 Umläufen holte sich Vettels Teamkollege Leclerc dann neue Reifen, die ganz weichen waren am Ende. Die etwas härteren von Vettel überraschend allerdings auch. Der 33-Jährige kam ebenfalls rein und wurde mit der weichsten Mischung zurück auf die Strecke geschickt, Rang 14. Damit war eigentlich klar: Vettel müsste noch mal reinkommen. Oder?
Die Gründe blieben zunächst unklar. Teamchef Mattia Binotto hatte aber zuvor in einem Interview der «Bild am Sonntag» schon betont: «Wir helfen ihm, wo es nur geht. Wir stehen zu Sebastian, so wie er auch zu Ferrari und unserer ganzen Mannschaft an der Strecke steht.» Er meinte auch: «Ich verstehe, dass in Deutschland jetzt viel über angebliche Spannungen zwischen ihm und uns geschrieben wurde, aber das ist alles totaler Schwachsinn.»
Leclerc mit technischem Defekt
Dunkle Wolken zogen trotzdem auf. Nach Tagen gleissenden Sonnenscheins drohte auf einmal Regen. Für Leclerc war es aber schon vorher vorbei. Der Wagen drehte sich auf einmal, der Motor ging aus. Leclerc brachte das Auto noch mal ans Laufen, fiel aber auf den letzten Platz zurück und schleppte seinen defekten Ferrari in die Box. «Dummerweise war das Rennen schon gelaufen, bevor der Motor ausging.»
Vettel arbeitete sich durch weitere Reifenwechsel der Rivalen weiter nach vorn und wollte von der Box wissen, wie viel Gas er geben könnte, während vorne Verstappen erneut zum Reifenwechsel reinkam und zunächst auf Rang drei abrutschte. Eine Antwort blieb aus. Dann funkte auf einmal die Box und fragte Vettel, ob er mit den Reifen zu Ende fahren wolle. «Das hab ich euch doch vorhin gefragt», konterte Vettel, und ein Teil seiner Antwort wurde überpiept.
Alfa Romeo leicht verbessert, Räikkönen mit Rekord
Im gestrigen Qualifying liess Alfa Romeo in der Person von Kimi Räikkönen eine leichte Aufwärtstendenz erkennen: Der Finne schaffte es zum ersten Mal in dieser Saison in den zweiten Teil des Qualifyings und klassierte sich auf Position 14. Sein Teamkollege Antonio Giovinazzi kam hingegen nicht über den 20. und letzten Startplatz hinaus. Im Rennen konnten die beiden dann erwartungsgemäss nicht in den Kampf um die Punkte eingreifen. Räikkönen kam als 14. ins Ziel und schlug damit immerhin die beiden Williams sowie die beiden Haas. Giovinazzi machte vier Plätze gut und beendete das Rennen als 16.
Etwas zu feiern gab es bei den Alfa Romeo dennoch: Kimi Räikkönen ist neu der Fahrer mit der längsten in Formel-1-Rennen absolvierten Distanz der Geschichte. Er löst damit Fernando Alonso ab, der diesen Rekord bisher innehatte. (dpa/jda)
Jan Davatz: trotz Ihrer Antipathie gegenüber Vettel haben die Fans Vettel zum Fahrer des Tages gewählt. Das haben Sie geflissentlich in Ihrem Bericht nicht erwähnt. Warum wohl?