Wegen Grossbaustelle in EglisauUmfahrung schwemmt drei Jahre lang viel Verkehr ins Weinland
Berg am Irchel und Flaach müssen mit grossen Belastungen rechnen: Der Kanton plant während der Bauarbeiten in Eglisau eine lange Umfahrung mitten durch die zwei Dörfer.

Die Durchfahrt in Berg am Irchel ist kurvig und schmal, links und rechts säumen Riegelhäuser die Strasse. In den nächsten Jahren könnte der Verkehr hier zeitweise stark zunehmen. Dasselbe gilt für die Hauptstrasse in Flaach.
Der Grund: Der Kanton plant eine lange Umfahrung durch das Flaachtal. Ab 2026 will die Baudirektion zusammen mit der Gemeinde Eglisau die gesamte Ortsdurchfahrt in Eglisau sanieren, drei Jahre lang sollen die Arbeiten auf der Grossbaustelle dauern.
Die Auswirkungen werden weitherum spürbar sein. Denn die dortige Verkehrsbelastung ist gross: Rund 20’000 Fahrzeuge verkehren täglich in Eglisau über den Rhein, 1100 davon sind Lastwagen. Zum Vergleich: Im Gotthardtunnel sind es rund 17’000 Fahrzeuge pro Tag. Zu Stosszeiten ist der Verkehr in Eglisau so massiv, dass es kaum noch möglich ist, sicher über die Hauptstrasse zu gehen. Arbeitspendlerinnen und -pendler aus Deutschland oder Schaffhausen nehmen die Route häufig, um nach Zürich zu fahren.
Eine Vollsperrung soll es in Eglisau zwar nicht geben, dennoch wird ein Teil des Verkehrs grossräumig umgeleitet. Die Strecke führt von Rafz über die neu erstellte Rheinbrücke nach Flaach. Von dort geht es über Berg am Irchel über eine kurvige Strasse durch den Irchel-Wald Richtung Rorbas. Fast 20 Kilometer lang ist die Strecke. Doch wie viele Fahrzeuge werden die lange Umleitung tatsächlich benutzen?
Der Kanton hat dazu Prognosen erstellt, wie Projektleiter Stefan Schmon von der Baudirektion sagt. Die Durchfahrt in Eglisau soll von Süden nach Norden einspurig offen bleiben. Eingeschränkt wird der Verkehr während der Bauzeit vor allem in umgekehrter Richtung, also von Deutschland her. Eine Ampel stoppt die Fahrzeuge und lässt sie nur noch tropfenweise durch. Maximal 1300 Fahrzeuge pro Stunde dürfen gesamthaft in beide Richtungen passieren. Das könnte zu längeren Wartezeiten führen, die auf einer digitalen Anzeigetafel dargestellt werden.
Die Autofahrer können dann selber entscheiden, ob sie auf die Umfahrung wollen. Stefan Schmon geht davon aus, dass die Lastwagenfahrer aufgrund der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe eher warten werden, während ein Teil der Autos auf die Umfahrungsroute ausweicht. Andere wiederum würden Eglisau grossräumig umfahren. So werde bereits in Schaffhausen und Zürich auf die Baustelle hingewiesen, damit man frühzeitig über die Weinländer Autobahn A4 und die A1 ausweichen kann. Unglücklich wäre, wenn die geplante Erweiterung der A4 zeitgleich stattfinden würde. Die beiden Grossprojekte lassen sich laut Schmon aber kaum aufeinander abstimmen. Zu ungewiss ist es, wie lange die Mitwirkungs- und allenfalls Einspracheverfahren und Planungen dauern.
Verkehrsspitzen sind auf der Umfahrung laut Schmon vor allem am Morgen und am Abend zu erwarten. Der Projektleiter geht davon aus, dass an Werktagen rund 2500 zusätzliche Fahrzeuge pro Tag über Flaach und Berg am Irchel Richtung Rorbas fahren werden. Am Samstag könnten es aufgrund des Einkaufstourismus auch mehr sein. «Am Sonntag und in der Nacht wird hingegen niemand ausweichen müssen.» Zum Vergleich: Heute verkehren auf der Hauptstrasse zwischen Rhein und Flaach durchschnittlich rund 5000 Fahrzeuge pro Tag.

Betroffene Anwohnerinnen und Anwohner seien mit einem Flugblatt über die Pläne informiert worden. Auch mit Vertretern der Gemeinden habe ein Gespräch stattgefunden. Die betroffenen Gemeinden können sich in einer Vernehmlassung einbringen und flankierende Massnahmen vorschlagen.
Auch der Kanton plant Massnahmen auf der Umfahrungsroute. So soll in Rorbas mit einer zusätzlichen Spur und einer Ampel das Einbiegen in die Hauptstrasse vereinfacht werden. Entlang der Irchelstrasse werden Bäume zurückgeschnitten. Möglich seien auf der Umfahrung auch neue Mittelinseln oder ein Verkehrsdienst für Schulwege, sagt Schmon weiter. Zudem könnten Quartierstrassen in Einbahnstrassen umsignalisiert werden, um Schleichverkehr zu verhindern.
Das Bauvorhaben und die damit verbundene Verkehrsführung ist derzeit laut Schmon aber noch in einem frühen Planungsstand. Das Vorprojekt für die Bauarbeiten in Eglisau liegt bis zum 20. Februar öffentlich auf, Baubeginn ist frühestens ab 2026 möglich. Die Gemeindepräsidenten von Berg am Irchel und Flaach wollten oder konnten zum Thema noch keine Stellung nehmen.
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