Seine Sätze wirken nicht einstudiert. Granit Xhaka ist schon auf dem Weg aus dem Stadion in Dublin, als er auf die Captain-Frage im Schweizer Nationalteam angesprochen wird. Und darauf, dass Xherdan Shaqiri gerüchteweise deswegen nicht mit nach Irland gereist sein soll, weil ihn stört, dass der um ein Jahr jüngere Xhaka vor ihm das Armband des Kapitäns tragen darf.
Xhaka reagiert auf die Frage instinktiv. Und er tut das mit der Raffinesse des Machtpolitikers. Fast so, als habe er sich in seiner Londoner Zeit ein paar Kniffe bei Grossbritanniens Premier Boris Johnson abgeschaut.
Indem Xhaka anbietet, zugunsten von Shaqiri auf das Captain-Bändeli zu verzichten, erreicht er genau das Gegenteil. Jetzt kann Shaqiri unmöglich Captain werden.
Wie ein trotziges Kleinkind
Würde Shaqiri beim nächsten Spiel plötzlich mit der Armbinde aufs Feld treten, wäre das für ihn kein ehrenvoller Moment des Stolzes. Nein, Shaqiri stünde in der Öffentlichkeit da wie ein trotziges Kleinkind, das sich im Laden so lange auf den Boden geworfen hat, bis ihm die Eltern entnervt doch noch eine Glacé kaufen. Ganz abgesehen davon kann Xhaka das Bändeli ja nicht wirklich an seinen ehemaligen Kumpel aus gemeinsamen Basler Tagen abgeben. Immerhin sind da immer noch Stephan Lichtsteiner, der offiziell Höchste in der Schweizer Kapitäns-Liste. Und Yann Sommer, die Nummer 3 hinter Xhaka.
Absturzgefahr inbegriffen
Letzten Endes ist es sowieso Vladimir Petkovic, der in der Captain-Frage entscheiden muss. Der Schweizer Nationaltrainer hat dank Xhaka eine weitere, nette Aufgabe gefasst: Er muss jetzt noch einmal öffentlich erklären, wie er die Hierarchie im Team sieht. Und dabei so diplomatisch vorgehen, dass seine Worte weder Lichtsteiner noch Xhaka entmachten – und gleichzeitig bei Shaqiri im fernen Liverpool nicht als Kränkung ankommen. Es ist ein Drahtseilakt. Absturzgefahr inbegriffen.
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Unmöglich, dass Shaqiri jetzt noch Captain wird
Mit seinem Angebot, Xherdan Shaqiri das Captain-Bändeli abzugeben, erreicht Granit Xhaka genau das Gegenteil.