Unrühmliches Ende eines Vorzeigebankers
wien. Der einflussreichste und profilierteste Banker Österreichs steht auf einer Liste prominenter Steuersünder der «Offshore- Leaks»-Datei. RBI-Vorstandschef Herbert Stepic trat noch gestern zurück, bestreitet aber jegliche illegale Tätigkeit zurück.
Mit Herbert Stepic geht eine Banken-Ära in Österreich zu Ende. Der vollbärtige 66-jährige Wiener, der stets ein schalkhaftes Lächeln auf den Lippen hatte, baute die Raiffeisen Bank International (RBI) zum grössten Geldkonzern Österreichs auf. Die RBI stieg zudem zum führenden Kreditgeber und Finanzinvestor in Osteuropa auf. RBI beschäftigt rund 60 000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Vorjahr 720 Millionen Euro Gewinn. Stepic zeichnete die Fähigkeit aus, Risikobereitschaft und Augenmass in Einklang zu bringen. Er wurde auch international mehrfach ausgezeichnet, 2006 war er «Europas Banker des Jahres».
Stepics «Projektgesellschaften»
Gestern erklärte Stepic als RBI-Vorstand seinen Rücktritt, nachdem sein Name im «Offshore-Leaks»-Datensatz aufgetaucht war, den Medien in aller Welt auswerten, darunter in Österreich das Magazin «News» in Kooperation mit der Münchner «Süddeutschen Zeitung». Stepic steht auf einer Liste als wirtschaftlich Berechtigter zweier Briefkastenfirmen auf den Britischen Jungferninseln und in Hongkong, über die er drei Luxuswohnungen in Singapur gekauft hat.
Stepics Rechtfertigung für dieses zweifelhafte Investmentverhalten war wenig überzeugend: Es handle sich nicht um ein Offshore-Konstrukt, sondern um «Projektgesellschaften», über die Immobilieninvestitionen abgewickelt würden, sagte er. Daran sei nichts Illegales, er habe nur Geld investiert, das er zuvor in Österreich versteuert habe. Auf die Frage, warum das Geschäft über die Schweizer UBS und nicht über seine Bank gelaufen sei, sagte Stepic, die RBI habe das Produkt in dieser Form gar nicht angeboten.
Allerdings hat Stepic der eigenen Bank die Briefkastenfirmen verheimlicht, was intern auf harsche Kritik gestossen ist. RBI-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner sagte gestern, er werde «die Angelegenheit umgehend prüfen» lassen. Auch die Prüfer der Finanzaufsicht (FMA) und der Nationalbank (ÖNB) sind hinter Stepic her. Deshalb stelle er seinen Posten «aus Verantwortung» für die Bank, der er 40 Jahre lang angehörte, zur Verfügung, erklärte Stepic an einer Pressekonferenz. Auf Fragen von Journalisten liess er sich nicht ein. Sein Vertrag wäre erst 2015 ausgelaufen. Ein Nachfolger soll bereits am Montag ernannt werden, aber einer seines Formats ist nicht in Sicht.
Bereits früher aufgefallen
Bereits vor seinem unrühmlichen Abgang war der Vorzeigebanker in Verbindung mit einem dubiosen Immobiliengeschäft in Serbien aufgefallen, das die nicht gerade gut beleumundete Kärntner Hypo Alpe Adria betrieb. Stepic soll dabei einen ungewöhnlich hohen Gewinn abgeschöpft haben. Die Aufsichtsbehörde schloss vor wenigen Tagen die Prüfung ab, ohne ein Verfahren einzuleiten. Und im April war Stepic heftiger Kritik der eigenen Belegschaft ausgesetzt, weil sein Jahresgehalt auf knapp fünf Millionen Euro gestiegen war. Er zahlte rund die Hälfte der Bank zurück. «Ich hab eh keine Zeit zum Geldausgeben», scherzte der Boss hinterher.
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