Absturz der Ju-52Untersuchung zur Unglücksursache noch dieses Jahr abgeschlossen
Zwei Jahre nach dem Absturz einer historischen Ju-52 in Graubünden mit zwanzig Todesopfern stehen die Untersuchungen zur Unglücksursache vor dem Abschluss.

Das von der Ju-Air betriebene Nostalgieflugzeug war am 4. August 2018 oberhalb vom Ferienort Flims in einer spiralförmigen Flugbahn in einen Talkessel beim Piz Segnas gestürzt. Alle zwanzig Insassen der knapp 79-jährigen Maschine, siebzehn Passagiere und drei Besatzungsmitglieder, starben. Das Flugzeug wurde vollständig zerstört.
Der Entwurf des Schlussberichtes zum Absturz wurde bereits Anfang Juni Personen, die von der Untersuchung betroffen sind, zur Stellungnahme vorgelegt. Die Betroffenen haben dazu sechzig Tage Zeit, wie es in einem Statusbericht heisst, den die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) am Dienstag publizierte.
Nach einer Auswertung der Rückmeldungen und allfälligen Korrekturen wird eine Kommission den Schlussbericht abschliessend prüfen. Die Sust rechnet damit, dass der Schlussbericht noch dieses Jahr veröffentlicht werden kann.
Angaben zu einer möglichen Absturzursache macht die Sust im Statusbericht keine. Weil der Schlussbericht «in Kürze» veröffentlicht werde, würden jetzt keine Teilergebnisse publiziert, schrieb die Sicherheitsuntersuchungsstelle.
Sicherheitsrelevante Mängel
Hingegen schildert die Sust den Ablauf der Unfalluntersuchung. Weil die Rekonstruktion des Unfallfluges aufwendig war, konzentrierte sich das Untersuchungsteam zunächst auf eine detaillierte Analyse des Wracks.
Diese Abklärungen gaben Aufschluss über technische Faktoren im Unfallgeschehen und über systemische Risiken im Zusammenhang mit Flugbetrieb und Instandhaltung. Dabei kamen «gewisse Sicherheitsdefizite» ans Licht.

Beim Unfallflugzeug wurden Korrosionsschäden an den Tragflügeln gefunden sowie Mängel an neu angefertigten Motorenteilen. Sie wurden als sicherheitsrelevant eingestuft.
Weil bei den zwei verbliebenen Schwesternflugzeugen der Ju-Air mit ähnlichen Schäden gerechnet werden musste, verfügte die Sust im November 2018 für sie ein vorübergehendes Flugverbot. Seither hat die Ju-Air nicht mehr abgehoben.
Rekonstruktion des Unfallfluges
Weil das verunfallte Flugzeug über keine Aufzeichnungsgeräte verfügte, musste für die Rekonstruktion des Unfallfluges auf andere Datenquellen zurückgegriffen werden. Ausgewertet wurden Radardaten, Bild- und Videomaterial sowie Aussagen von zahlreichen Augenzeugen. Zudem konnten die Daten von acht Handys und Videokameras von Passagieren und Besatzungsmitgliedern ausgelesen werden.
Mittels fotogrammetrischer Methoden wurden die Positionen des Flugzeuges im Raum, dessen Lagewinkel und dessen Geschwindigkeit gegenüber dem Boden in der entscheidenden Flugphase vor dem Unfall berechnet. Rekonstruiert wurden auch die Windverhältnisse im Talkessel am Unfalltag.
Des Weiteren untersuchte die Sust die Betriebsgrundsätze des Unternehmens, die Ausbildung der Besatzungen und die Führung des Flugbetriebs auf etwaige Einflüsse auf die Entstehung des Unfalls. Beurteilt wurde zudem das Qualitäts- und Sicherheitsmanagement der Ju-Air sowie die Aufsicht über das Unternehmen.
Diese Ergebnisse dienen dazu, den Unfallhergang belastbar zu erklären, heisst es im aktuellen Statusbericht. Zudem will die Sust die systemischen Hintergründe aufzeigen, die zur Entstehung des Unfalls geführt haben.
SDA
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